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Mittwoch |
Das „Kind" in mir wächst
durch Begegnungen
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Als ich Studentin war, befand ich mich über eine längere Zeit in einer inneren Krise: Ich erlebte unter den Professoren solche, welche wissenschaftlich hervorragend sauber arbeiteten, aber sich dem kirchlichen Glauben gegenüber distanziert verhielten. Und andere wieder scheuten sich nicht , an ihre Vorlesungen manchmal einen „frommen Schwanz" anzuhängen - wie wir als Studenten respektlos sagten, ihnen glaubten wir aber ihre wissenschaftliche Sauberkeit nur in sehr eingeschränktem Maße. Und das gleiche spiegelte sich wieder in zwei Gruppierungen von Studenten - die einen strebten nach der Wissenschaft, die anderen nach nichts anderem als dem Pfarramtsdienst.zurückBewußt wurde mir diese Diskrepanz eigentlich erst im Nachhinein, als mir jemand das Buch von Romano Guardini „Der Herr" in die Hand spielte. Ich las es in einem Zuge durch - und erlebte mit einer unendlich tiefen Befreiung: Das geht also, man kann als Theologe wissenschaftlich sauber sein und doch ein glaubendes, ja ein brennenden Herz für Gott und Christus haben. Schlichter gesagt: Man kann fromm sein - und braucht deshalb seinen Verstand nicht zu verraten.
Deshalb bin ich sehr, sehr dankbar, daß das Jesuskind nicht nur für die Tiere, die Kinder und die Hirten da ist, sondern auch von den „Weisen" angebetet und beschenkt wird. Wie oft steht Meditation heute unter dem Vorzeichen, man müsse seine Gedanken, seine Einsichten gewissermaßen im Vorraum an der Garderobe abgeben. Auch in kirchlichen Kreisen ist diese Vorstellung nicht unbekannt, daß ich gerade dann besonders „wertvoll" glaube, wenn ich etwas nicht verstehen kann.
Gewiß übersteigt der Glaube das Verstehen um ein Unendliches. Meister Eckehart kann sagen: „Ein Gott, den ich verstehen könnte, wäre nicht der wahre Gott!" Und das stimmt.Aber schauen wir auf die Weisen, die dem Kinde begegnen, denen das Kind begegnet: Sie hatten alle ihre Wissenschaft gebraucht - die Astronomie und selbst die Astrologie - und dieses Wissen hatte sie nach Bethlehem zur Krippe geschickt. Und sie waren gefolgt - nicht nur diesem Wissen, sondern auch dem Traum, der sie hinderte, wieder zu Herodes zurückzukehren. Wissenschaft braucht nicht in der Gottlosigkeit zu enden - sie kann im Gegenteil gerade zu Gott hin führen, wie es moderne Physiker hautnah erlebt haben.Der rechte Umgang mit den Gedanken, dem Verstand, der Wissenschaft ist nicht das Ausschalten, das Ausblenden dieser Bereiche - sondern das Durchschreiten all dieser Möglichkeiten im Wissen darum: Dort werden zwar viele und wichtige Erkenntnisse gewonnen, Hilfen, die unser Leben unendlich bereichern können (Von den Gefahren wird bereits genug geredet!). Das alles aber kann keine letzte Gewißheit geben für die tiefsten und entscheidendsten Fragen unseres Lebens. Es gibt keine Wissenschaft, die Rätsel um Leben und Tod, um Sünde und Sehnsucht zu lösen vermöchte, aber es gibt einen Verstand, der sich bis zum Letzten einsetzt und dennoch zum Schluß vor dem immer noch größeren Geheimnis der Krippe knien kann... Die größten Theologen des Mittelalters waren zugleich hervorragende Wissenschaftler - und Heilige!
- „Herr" - „komm in mir wohnen" oder:zurück- „Treuer Immanuel" - "werd auch in mir nun geboren"
(was sich mir mehr anbietet)
Angebot einiger Möglichkeiten:
„Als Jesus geboren war ... siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten."zurück
Es lohnt sich, sich einmal in einen dieser Weisen hineinzuversetzen - was mag vorangegangen sein, daß er sich auf diesen weiten Weg begab?...
Ich identifiziere mich mit einem der Weisen aus dem Morgenland, fühle mich in ihn ein:
ist nicht alle ganz tiefe Sehnsucht in uns ist letztlich Sehnsucht nach Gott - vielleicht Sehnsucht nach dem „Kind"?...
- gegenüber dem Wissen seiner Zeit... (wie lange mag er gelernt haben, um die Astronomie seiner Zeit kennenzulernen?...
- gegenüber dem „Himmel" (welche lange und aufmerksame Beobachtung war nötig, um zur rechten Zeit den „Stern" zu erkennen!...)
ist nicht oft der „Stern", der etwas von der Erfüllungsmöglichkeit meiner konkreten Sehnsucht anzeigt, nur mit hellwacher Aufmerksamkeit zu entdecken?
was tue ich, wenn ich den Stern ahne?
was lasse ich zurück?
welche Mühen nehme ich auf mich?
- Sie können richtigen Rat geben: Die Weisung nach Bethlehem stimmte:
- Sie können falschen Rat geben. Wehe, wenn die Weisen zu Herodes zurückgekehrt wären!
- Das Horchen auf meine innere Stimme, auf „meinen Bauch", auf mein Unbewußtes, auf meine Träume ist als Ergänzung des Fachwissen sunabdingbar...
Haben wir uns schon einmal überlegt, welchen Glauben es von dem Weisen erforderte, dieses arme Kind anzubeten, ihm seine Geschenke darzubringen? Er sah nichts als das kleine, arme Kind in der Krippe - der Stern blieb zwar „stehen über dem Haus", aber er blieb am Himmel.
Bin ich bereit, die Erfüllung meiner Sehnsucht auch in solch armer und unscheinbarer Hülle zu glauben - und mich dieser Erfüllung hinzugeben?
Abschluß wie am Sonntag der vierten Woche.zurück
Heute ist Heiliger Abend Wir wünsche Ihnen
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