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Sonntag |
Das „Kind" in mir wächst
durch Begegnungen
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Ich stelle dieses Thema an den Beginn dieser letzten Übungswoche, obwohl ich weiß, daß in der Weihnachtsgeschichte zwar von einer Krippe, nicht aber von Tieren an der Krippe die Rede ist. Später wird uns berichtet werden, daß Jesus in der Wüste „bei den Tieren" war (Mk 1,13), - und der Satz geht weiter: „und die Engel dienten ihm". Wenn die Tiere in der Symbolsprache die inneren, vorbewußten und unbewußten Möglichkeiten des Menschen symbolisieren, dann ist die unmittelbare Verbindung mit den Engeln (s.u. 4.5.) ganz folgerichtig. Bei beiden geht es um Wirklichkeiten, die unser Leben umgreifen, bestimmen, ohne daß wir sie mit dem Verstand festmachen könnten.zurückAllerdings könnte hier ein Mißverständnis entstehen: Die „Tiere" stehen für mich nicht im Gegensatz zu den Engeln, wie etwa die „Dämonen", sondern sie stehen lediglich für die Urkräfte, die in uns ruhen und darauf warten, sich in unserem Leben sinnvoll entfalten zu können. So können Tiere unsere vitalen, emotionalen Kräfte symbolisieren, etwa die Kraft der Liebe, des Eros, aber auch die Kraft des Zornes, die Kräfte der Phantasie und der Intuitionund viele andere Kräfte. Wenn wir diese Urkräfte ebenso verdrängen, wie wir vielleicht unser „Kind" verdrängt haben, wird unser menschliches Leben farblos und kraftlos. Wo wir allerdings den „Tieren" völlig freien Lauf lassen würden, sänke unser Leben ab ins Untermenschliche. Alles kommt darauf an, mit den „Tieren" zu leben, uns an ihren Kräften und Möglichkeiten zu freuen - sie ganz in unser Leben zu integrieren, damit es ein volles, aus den Urkräften gespeistes Leben wird.
Das gilt nicht nur für das natürliche, sondern auch für unser geistliches Leben: Kann es nicht sein, daß oft gerade das geistliche Leben eines Menschen manchmal so farblos erscheint, weil eine zu enge, falsch verstandene kirchliche Lehre meinte, diese "Tiere", diese Kräfte hätten im geistlichen Leben keinen Raum - sie müßten mit allen Mitteln unterdrückt werden..?
Und könnte es nicht ebenso sein, daß wir so oft mit unseren guten Vorsätzen scheitern, weil sie nur vom Willen her gesteuert werden, anstatt ihre Kräfte aus den fruchtbaren Bereichen unseres Unbewußten zu nähren? P. Willi Lambert SJ sagte einmal auf einem Exerzitienkurs: „Viele Menschen haben Angst vor dem Unbewußten. Aber dieses Unbewußte ist nicht etwa nur die Müllhalde, auf die wir alles Ungute abladen, sondern es ist das 'fruchtbare gute Erdreich' aus welchem sich unsere Lebenskräfte speisen und erneuern." Und dieses Erdreich vemag sogar, Abfälle in guten Humus zu verwandeln....
- „mit allen meinen Kräften"
(und lasse beim Ausatmen diese Kräfte tief in mich einsinken, sich
mit dem inneren Kind verbinden) - oder:
- „Süßer Immanuel"
- „werd auch in mir nun geboren" (Tersteegen) (GL 144, V.5; EG 41, V.7)
(das Wort „süß" klingt
für uns - im Gegensatz zu früherem Sprachgebrauch „süßlich"
- ersetzen Sie es einfach durch ein anderes Wort, das Ihnen mehr zusagt:
treuer Immanuel/ heilger Immanuel / starker Immanuel / lieber Immanuel
/ zarter Immanuel u.a. - finden Sie Ihr eigenes Wort...)
(Wer die ganze Gebetszeit dabei bleiben möchte, sollte das unbedingt wieder tun, alle weiteren Vorschläge sind nur mögliche Hilfen. Und wo Hilfen keine Hilfen sind, muß ich sie beiseite lassen. Es kommt nie auf Vollständigkeit an, sondern darauf, möglichst lange an einer Stelle in der Tiefe zu verweilen).zurück
- „Er war bei den Tieren"(Mk 1,13)... - oder:zurück- (von den Menschen, die auf Felsen gesät haben): „Wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden auf, und haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch"...(Mk 4,17)
- und ich schaue auf mein Leben,
aus welchen emotionalen Tiefen der Freude und der Liebe sich
mein geistliches Leben speist...
- Ich lasse meine Fähigkeit
zur Freude und zur Liebe mit meinem „Kind" ins Gespräch kommen...
- und ich schaue auf mein Leben,
ob ich die positiven Kräfte meines Zornes in mein geistliches Leben,
in einen „heiligen Zorn" gegen alles, was in mir Unrecht ist, einfließen
lasse... ob ich meine „Kaufleute" aus meinem Tempel vertreibe...
Ich lasse meine Fähigkeit
zum Zorn mit meinem „Kind" ins Gespräch kommen...
- und ich schaue auf mein Leben,
aus welcher Tiefe die Trauer über meine echte Schuld gespeist
wird...
Ich lasse meine Fähigkeit
zum Schmerz mit meinem „Kind" ins Gespräch kommen...
Ich stelle oder setzt mich aufrecht hin und stelle mir vor, ich sei ein Baum oder eine Pflanze. Ich lasse ganz langsam meine Wurzeln in den Boden unter mir hineinwachsen, nehme aus dem Erdreich Lebenskräfte auf... ich öffne diesen Lebenskräften mein ganzes Leben, in seiner leiblichen, geistigen und geistlichen Dimension...zurück
Wir sind nun bereits ganz nahe an Weihnachten herangekommen, deshalb öffne ich mich in der Tiefe meines Seins der Weihnachtsfreude mit dem Anfangschor aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Seb. Bach:
zurück"Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage,
rühmet was heute der höchste getan! Lasset das Klagen,
verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an"...
"Jauchzet, frohlocket, auf preiset
die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan...!