2. Wahrnehmen
meines alltäglichen Umgangs mit Menschen
als Übungsfeld für
das Erfahren der Gegenwart Christi
Hinführung
Es
war in Italien, gegen Ende des zweiten Weltkrieges. Unersetzliche Werte
lagen bereits in Trümmern - was würde alle Vernichtung überstehen
als bleibender Wert? Unter solchem Fragen wuchs in einigen jungen Menschen
eine neue Erkenntnis: "Wo die Liebe ist, da ist Gott" - wo sich Christen
in echter Liebe begegnen, da ist Christus in einer Weise gegenwärtig,
die fast "sakramental" genannt werden kann. So entstand die Bewegung
der "Focolare", die sich in wenigen Jahrzehnten in alle Erdteile ausbreitete.
"Wo zwei oder drei versammelt sein in meinem Namen, da bin ich mitten unter
ihnen" (Mt 18,20), sagt Jesus und macht damit die gegenseitige Liebe unter
den Christen zum wahren geistlichen Symbol.
Übung
(Symbolmeditation)
Ich
meditiere eine durch echte Zuneigung bestimmte mitmenschliche Beziehung
meines Lebens als ein
geistliches Symbol
in seinen verschiedenen Dimensionen:
- Ein
Symbol erschließt meine tiefste Sehnsucht, die Gott erfüllen
möchte ...
- Ein
Symbol hat und vermittelt wahren Anteil an dem, worauf es hinweist ...
- Ein
Symbol weist über sich hinaus auf etwas, das dieses Symbol weit übersteigt
...
- Ein
Symbol steht immer in der Gefahr, zum dämonischen Zerrbild zu werden,
wo es seines Symbolcharakters entkleidet und in sich absolut gesetzt wird
...
- Ein
Symbol macht mir bewußt, daß ohne seine Vermittlung mein Gottesbild
blutleer und abstrakt bleiben würde ...
Varianten
-
Ich meditiere angesichts der Rubljow-Ikone - "Dreifaltigkeit"
das Geheimnis, daß es in Gott selbst die Beziehung der Liebe gibt
- und daß alle echte menschliche Liebe ein Abglanz dieser Liebe ist
...
- Johannes
17,20-22 ("Damit sie alle eins seien")
-
Matthäus 18,20
("Da bin ich mitten unter ihnen")
Vorschlag
für ein Wiederholungsgebet (vor einem Gespräch, in dem Entscheidungen
zu treffen sind)
O
Gott, komm mir zu Hilfe, eile, mir zu helfen,
-
1. daß
ich heute dem (den) anderen so begegne, daß ihm (ihnen) Christus
durch mich begegnen kann ...
-
2. daß
ich heute dem (den) anderen so begegne, daß mir Christus durch ihn
(sie) begegnen kann ...
-
3. daß
ich mich bemühe, während unseres Gesprächs mit meinem Herzen
zu hören und wahrhaftig zu sprechen...
-
4. daß
ich während unseres Gesprächs offenhalte, die Wirklichkeit Jesu
Christi in unserer Mitte zu spüren ...
-
5. daß
ich bei unterschiedlichen Meinungen allein nach deinen Willen frage, ohne
mich durch Sympathie oder Antipathie, durch Trotz oder Leidenschaft bestimmen
zu lassen...
Herr
Jesus Christus, der du mir im Bruder begegnen willst, öffne die Augen
meines Herzens für deine Gegenwart.
Vorschlag
für ein Wiederholungsgebet (vor einem persönlichen Gespräch)
Herr
Jesus Christus, hilf mir,
-
daß
ich daran glaube, daß du selbst durch diesen Menschen zu mir sprechen
willst...
-
daß
ich geöffnet warte, ob der andere mir ein wichtiges Wort von dir zu
sagen hat...
-
daß
ich es dankbar annehme, daß du uns als Glieder deines Leibes aneinander
verwiesen hast ...
Ehre
sei dem Vater ... (oder ein anderer Schluß, wie er sich nahelegt).