Karin Johne
Adventsmeditationen
2. Woche
Montag

Ich darf das „göttliche Kind" in mir entdecken, und ihm Lebensraum schenken.




Maria begreift nicht und sagt dennoch das "Ja" ihres Glaubens

Hinführung
„Maria erschrak bei dieser Anrede und dachte, welch ein Gruß ist das? ... (Sie) sagte zu dem Engel: „Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden... Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast" (Lk 1, 29,34ff;37ff)

Für mich ist das stammelnde Fragen der Maria so tröstlich! Gewiß stand sie mitten in einem Erleben darin, welches sie im Allertiefsten aufgewühlt haben muß - wie immer sich das auch geäußert haben mag. Sie erschrickt - sie ist zutiefst verunsichert - was da geschieht, paßt überhaupt nicht in ihr gewohntes Weltbild hinein! Aber sie tut den Sprung des Glaubens (den uns später ein Petrus so bildhaft vor Augen führen wird) - und sagt ihr „Ja, mir geschehe"...

Parallel zu dieser Erzählung steht die Ankündigung des Täufers an den Vater Zacharias. Er wagt diesen Sprung nicht - und Gott wird dennoch sein Werk tun, aber die weitere Erzählung zeigt, durch welche Hindernisse hindurch sich der Plan Gottes durchsetzen muß, wenn der Mensch nicht bereit ist. Maria macht mit ihrem glaubenden Ja den Weg frei für Gottes ungehindertes Handeln.

Mir wurde vor vielen Jahren einmal schlagartig deutlich: „Gott wartet auf mein „Ja" - so hoch achtet er mich! Ja, manchmal möchte ich geradezu sagen: Er macht sich abhängig von meinem Ja - und er kann Jahre - ja, manchmal Jahrzehnte lang darauf warten! Ich bin mir im Laufe meines Lebens darüber gewiß geworden, daß jedes solche Ja ein gleichzeitig immer auch ein Weg, der weiterführt, auch aus den verfahrensten Situationen hinaus. Oft braucht es nur dieses kleinste aller Wörter, damit sich endlich ein Weg öffnet, der absolut verschlossen großes Wagnis ist - denn Gott nimmt mich beim Wort, wenn ich es sage. Aber es ist zu sein schien. Und die Freude, die solches Ja in sich birgt, ist letztlich immer unfaßbar groß!

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Wiederholungsgebet
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Lebensmeditation
Ich möchte Ihnen mehrere Möglichkeiten anbieten, die Sie meditieren können - sowohl in der Unsicherheit Ihres Glaubens und Erkennens, als auch in der inneren Bereitschaft, gerade da hinein Ihr Ja zu sagen. Vielleicht ist es ein erstmaliges Ja, vielleicht ein neues Ja. Das Wiederholungsgebet "Ja, Vater" kann dabei jeweils wie eine Hintergrundsmusik mitlaufen - oder es kann im Vordergrund stehen, während das entsprechende Bild den Rahmen oder Hintergrund bildet. Es wäre gut, sich auf eines oder höchstens zwei der Angebote zu beschränken: Weniger ist mehr als viel in der Meditation.
- Ich meditiere das Erleben einer Berührung Gottes...

- in einem Erleben von Freude, Liebe, Schmerz oder anderem (sie kann auch ganz leise gewesen sein) - , die ich vielleicht viel später als Anruf Gottes an mich erkannt oder auch nur erahnt habe..., oder in einem Menschen oder einfach in der Realität meines Lebens, wie sie ist (Röm 8,28)... Ich lasse mein Ja dazu wachsen und frage, was Gott in mir weiterhin daraus machen möchte und was ich dazu tun kann...

Innere Bildmeditation
Wenn ich meine Realität im Bilde eines Sees sehe - , kommt es mir vielleicht vor, als sei dieser See recht versumpft. Auch dann kann ich mich mit meinem "Ja" zu meiner Realität bis zum "Grunde" sinken lassen - und vielleicht erlebe ich es, daß auch dort die Heilquelle des Ja Gottes zu meinem Leben sprudelt - und von unten und innen her das Wasser klar und rein macht...

- Ich meditiere meine Taufe...

Die Bibel bietet mir einige Bilder an, die ich vor mir sehen kann, in die ich mich hineinbejahen kann, indem ich bei dem Wiederholungsgebet "Ja, Vater" bleibe:
Das Bild der Rebe, die in den lebendigen Weinstock eingepfropft ist...
Das Bild des Sterbens des alten Menschen, und des Auferstehens des neuen Menschen...
Ich sage wiederholend neu mein "Ja, Vater" (oder wer lieber will: "fiat mihi - mir geschehe") dazu und lasse mich dabei von diesem eigenen Ja zu meiner Taufe durchdringen...

Innere Bildmeditation:
Mit jedem "Ja, Vater", lasse ich mich neu in meinen "Taufbrunnen" hineinsinken, wie in einen See, immer tiefer. Vielleicht komme ich langsam bis zum Grund dieses Sees - wo ich dem "Ja" begegne, das Gott zu mir spricht. Wo sich dieses eine Ja mit dem anderen trifft, sprudelt die Heilsquelle (wie im Teich Bethesda, Joh 5, 1ff) auf und macht mein Leben neu heil...

- Ich meditiere meine Firmung oder meine Konfirmation, vielleicht meine Berufung,...

mein erstes freies Ja zu dem Weg mit Christus, das ich vielleicht einmal gesprochen habe...:
Ich sage wiederholend neu mein "Ja, Vater" dazu und lasse mich dabei von diesem eigenen Ja zu meinem Weg mit Gott oder mit Christus neu durchdringen...
Innere Bildmeditation:
Ich sehe mein Ja, das ich einmal gesprochen habe, in Gestalt eines selbstgewählten Bildes vor mir - und mit jedem "Ja - Vater" begebe ich mich neu in dieses Ja hinein, gebe ihm von innen her neues Leben und neue Wirklichkeit...
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Abschluß
Der Abschluß soll sich auch in dieser Woche täglich gleichen - wie am Sonntag:

Ich fühle mich wieder ein in Maria - vielleicht mit dem Bild "Simeon"- das uns diese Woche begleitet - und versuche in der Vorstellung, mein eigenes "inneres Kind" (dessen Samen er auch in mich hineingelegt hat) so behutsam wie Simeon zu bergen...

Ich kann dazu in der Vertonung Johann Sebastian Bachs die Worte hören: "Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge" und den Choral:

"Ach mein herzliebes Jesulein, mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhn in meines Herzens Schrein, daß ich nimmer vergesse dein"

Oder ich nehme das Wiederholungsgebet noch einmal auf - angefüllt mit den Erfahrungen der Meditationszeit.

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