Lukas
13, 22 - 30
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Textmeditation:
„Und er durchzog nacheinander
Städte und Dörfer, indem er lehrte und nach Jerusalem reiste"...
Es gibt Wahrheiten, die verstehe ich nur durch Teilhabe,
nicht durch intellektuelles Verstehen, nicht durch eine objektive Betrachtung
„von außen"...
Es mag sein, daß ich die nachfolgenden Worte auch
nur dann verstehe, wenn ich mich auf der gleichen existentiellen Ebene
befinde wie Du, Herr:
-
Du bist auf dem Weg nach Jerusalem, auf dem Weg, der auf
das Ende Deines Lebens, auf Dein Sterben und Deinen Tod zu führt...
-
Worauf gehe ich im Augenblick zu? Nehme ich wahr, bewußt
wahr, daß auch mein Leben auf sein irdisches Ende zu geht - und daß
ich die Maßstäbe von daher nehmen will? ...
-
Es geht um die früher hochgeschätzte „Kunst des
Sterben-Lernens", um die „ars moriendi"...
„Es sprach aber jemand zu ihm: 'Herr,
sind derer wenige, die errettet werden?' Er aber sprach zu ihnen: 'Ringet
danach, durch die enge Pforte einzugehen'."...
Herr, Dir begegnet hier eine Frage, wie sie der (neugierige)
Verstand stellt, eine „objektive", Frage, wie sie die (theologische) Wissenschaft
stellen mag...
-
Deine Antwort ist eindeutig: Es geht - besonders auf diesem
Wegabschnitt - nicht um objektiv wahre, sondern um existentiell entscheidende
Fragen: Es geht nicht um die Befriedigung meiner (geistlichen oder spirituellen)
Neugier, sondern um mich und mein ewiges Heil...
„Ringet danach, durch die enge Pforte
einzugehen, denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden
es nicht vermögen"...
Um dieses ewige Heil muß ich kämpfen wie in
einem Ringkampf in der Arena, ohne mich durch den Blick auf die anderen
um ihr vermeintliches Schicksal ablenken zu lassen...
-
Wie mag dieser Kampf aussehen im Rahmen des Sterben - Lernens?...
Ich halte mir vor Augen, daß die enge Pforte genau
Deine Größe und Gestalt hat, Herr... Nur das, was in mir Dir
angeglichen ist, Deine Gestalt angenommen hat, wird durch die „enge Pforte"
eingelassen:
-
Du warst arm, ledig aller unnötigen menschlichen Güter...
- Hilf mir, meinen Besitz und meine Wünsche mehr
und mehr auf das zu beschränken, was ich wirklich brauche, was mir
wahrhaft not tut - und mich damit wie ein Kind beschenken zu lassen...
-
Du hast Gott geliebt aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele
und ganzem Gemüte...
- Hilf mir, mehr und mehr in Liebe für Dich und
den Nächsten zu entbrennen, damit dieses Feuer alles andere, wonach
mich „brennend" dürstet, von diesem Feuer verzehren zu lassen...
-
Du hast in nächtelangen Gebeten auf den Willen des Vaters
gelauscht und dann folgtest Du den im Gebet empfangenen Impulsen sofort
und bedenkenlos...
- Hilf mir, immer neu Deinen Impulsen und Mahnungen wirklich
und ganz zu folgen, ohne Wenn und Aber...
„...wenn der Hausherr ... die Tür
verschlossen hat, und ihr anfangen werdet, draußen zu stehen und
an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tue uns auf" ...
Es gibt im spirituellen Dasein ein „Draußen" und
ein „Drinnen" - was hier bereits beginnt, wird zum Dauerzustand nach unserem
irdischen Tod...
-
Hilf mir, Herr, daß mein Kontakt zu Dir, den ich hier
selten und punktuell wahrnehme, mehr und mehr zum Gesamtzustand meines
Lebens wird - daß ich übe, wenn ich mich „draußen" erlebe
(ohne Kontakt zu Dir), immer neu anklopfe und ums Auftun der Tür bitte
- solange es noch Zeit ist... (daß ich so lange bete, bis ich Kontakt
gefunden habe und „drin" bin...)
„Da wird sein das Weinen und das
Zähneknirschen, wenn ihr sehen werdet Abraham und Isaak und Jakob
und alle Propheten im Reiche Gottes, euch aber draußen hinausgeworfen"...
-
Herr, laß mich etwas davon wahrnehmen, wie sich bereits
in diesem Leben das „Draußen" und das „Drinnen" qualitativ unterscheiden,
welche verzweifelte Situation das Draußen-Sein für den bedeuten
kann, der aus eigener Erfahrung oder im Blick auf andere eine Ahnung bekommen
hat von der Seligkeit des Drin-Sein-Dürfens...
„Und sie werden kommen von Osten
und Westen und von Norden und Süden und zu Tische liegen im Reiche
Gottes"...
-
Du selbst hast „die von Draußen" eingelassen, hast
ihnen bestätigt, daß ihr Glaube ihnen die verschlossene Tür
geöffnet hat...
- Hilf mir immer neu zu einem alle verschlossenen Türen
durchbrechenden Glauben, wenn ich mich „draußen" erlebe - aus was
für Gründen auch immer...
Bußmeditation:
-
„Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter
mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund"...
-
„Heute, so ihr seine Stimme hört, verstocket euer Herz
nicht"... (Ps 95,8)...
Textlesung (lectio divina):
Hebr 3, 7 - 11:
Darum beherzigt, was der Heilige
Geist sagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört,verhärtet euer
Herz nicht wie beim Aufruhr, wie in der Wüste am Tag der Versuchung.
Dort haben eure Väter mich
versucht, sie haben mich auf die Probe gestellt und hatten doch meine Taten
gesehen, vierzig Jahre lang. Darum war mir diese Generation zuwider, und
ich sagte: Immer geht ihr Herz in die Irre. Sie erkannten meine Wege nicht.
Darum habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen nicht in das Land
meiner Ruhe kommen.