Lukas
13, 18-21
„Dein Reich komme"...
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Ich überlege, wie oft ich diese Worte in meinem Leben
schon gebetet haben mag...
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Was für eine „Farbe" - was für einen „Klang" hat
diese Bitte für mich?...
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Stelle ich mir irgend etwas konkret vor, wenn ich diese Bitte
spreche?...
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Welche Sehnsucht wird bei mir angesprochen, kommt bei dieser
Vaterunser - Bitte zum Klingen?...
Symbolmeditation:
Martin Luther sagt: Wir bitten in dieser Bitte
darum, daß Gottes Reich auch in uns errichtet werde...
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Ich stelle mir mein Inneres im Bilde einer Landschaft, eines
„Königreiches" vor, in dem Gott als König herrschen möchte.
Von wem wird ihm seine Herrschaft unterlaufen, streitig gemacht? Ich schaue
die Realität an, wieviel Rebellen sich noch in meinem „Reich" gegen
diese Gottesherrschaft tummeln, wo sie sich verbergen - und ich lasse den
tiefen Wunsch zu, daß Gott wirklich die Herrschaft in diesem Land
übernehmen möge...
Textmeditation:
a) Das Bild vom Senfkorn:
„Er sprach aber: Wem ist das
Reich Gottes gleich, und wem soll ich es vergleichen? Es ist gleich einem
Senfkorn, welches ein Mensch nahm und in seinen Garten warf; und es wuchs
und wurde zu einem großen Baume, und die Vögel des Himmels ließen
sich nieder in seinen Zweigen...
Was ist solch ein „Samenkorn" des Reiches Gottes - wie
ich es manchmal erleben kann?
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Ist es nicht etwas, was mich in Bereichen berührt, die
tief in mir liegen, zu denen ich vielleicht noch nie vorher Zugang hatte?
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Kann ich es als ein unvorhergesehenes Erleben erfahren, wo
ich mich „in der Tiefe" angerührt fühle?... Auf eine qualitativ
neue Weise?...
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Kann ich dem Urheber solchen Erlebens den Namen „Gott" geben?...
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- Wie kann ich erleben, daß solch ein „Samenkorn" in
mich hinein fällt?...
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vielleicht durch ein Angerührtwerden vom Geheimnis in
einem besonderen Naturerleben?...
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vielleicht durch das (gesprochene oder geschriebene) Wort
eines Menschen, das mir in diesem Augenblick einen Weg weist?...
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vielleicht durch ein Bibelwort (Jesus selbst vergleicht das
Wort Gottes mit dem Samen, den ein Sämann aussät), das mich spontan
„anspricht" (durch das Gott mich anspricht)?...
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vielleicht durch einen Gedanken oder eine plötzliche
Klarheit, die mich beim Beten oder an anderer Stelle trifft?...
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vielleicht in einer tiefen Erfahrung bei der Feier der Eucharistie,
des Heiligen Abendmahles?...
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vielleicht ...
Wie pflege ich dieses Samenkorn?...
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Ich stelle mir vor, daß auf einem weißen Blatt
mehrere unterschiedliche Samenkörner vor mir liegen. Ich schaue sie
an - und komme vielleicht ins Staunen... (Meister Eckehart schreibt: „Birnbaums
Same wächst zum Birnbaum, Nußbaums Same zum Nußbaum, Gottes
Same wächst zu Gott"...)
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Ich frage mich, wie ich meinen „Garten" pflege, damit dieses
Samenkorn leben und zu seiner Bestimmung wachsen kann...
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Dazu muß ich erst ganz in mich einlassen, welche Eigendynamik
des Wachsen - Wollens jedem Samenkorn in sich trägt...
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Dazu muß ich mich dann aber auch fragen, welchen Gefahren
dieses Samenkorn in mir ausgesetzt ist (vgl. Lk 8, 5 - 6: wo ist in mir
„das Festgetretene", wo ist der „Fels", wo sind die „Dornen"?...
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Dann aber darf ich mich auf fragen: Wo hat dieses Samenkorn
bereits „Gutes Land" gefunden und konnte sich entfalten?...
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Und ich frage mich, wie sich dieses „samengleiche" Gottesreich
in meinem näheren und weiteren Lebensumfeld, ja in unserer heutigen
Welt ausbreiten kann (vorborgen, aber doch hier und da ahnungshaft erkennbar...
b) Das Bild des Sauerteiges:
„Und wiederum sprach er: Wem
soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist gleich einem Sauerteig, welchen
ein Weib nahm und unter drei Maß Mehl verbarg, bis es ganz durchsäuert
war"
...
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Ich lasse dieses andere Bildsymbol (vielleicht liegt manchem
von uns das Bild der Hefe näher) auf mich wirken - was hat es mir
zu sagen?...
Lebensmeditation:
Ich fasse das, was mir bei diesem Gleichnis wichtig
geworden ist, wie in einer Kurzform zusammen in der Bitte: „Dein Reich
komme" - und hole mir jeweils beim Beten dieser Bitte (zeitweise als Wiederholungsgebet)
meine Sehnsucht nach diesem Reich und die Wichtigkeit meines Mittuns (des
Pflegens dieses Samens) neu in meine „Erinnerung", in mein Inneres, damit
es von da aus seine ihm eigene Dynamik entfalten kann.