Lukas
8, 40 - 56
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Textmeditation - Identifikationsmeditation:
a) Identifikation mit der
blutflüssigen Frau:
-
Ich versetze mich in diese Frau hinein und frage mich: Herr,
woran leide ich seit langer Zeit, vielleicht schon sein vielen Jahren?...
„die Frau war seit zwölf Jahren
mit dem Blutfluß behaftet"...
-
Im Blut strömt Leben, Lebenskraft aus - kenne ich ein
mir anhaftendes „Leiden", durch welches vielleicht seit Jahren Lebenskraft
nutzlos verströmt?...
„sie konnte von niemandem geheilt
werden"...
-
Leide ich, vielleicht ohne daß ich bisher Hilfe finden
konnte?...
„sie hatte ihren ganzen Lebensunterhalt
an die Ärzte verwandt"...
-
Habe ich mich bisher um alle mir mögliche Hilfe bemüht
und dazu auch weder Anstrengungen noch Kosten gescheut - oder habe ich
mich vorschnell resignierend abgefunden: 'Das ist nun einmal nicht zu ändern'?...
- Ich versuche, so gut es mir gelingt, Deine Gegenwart
in mir wahrzunehmen...
„indem er hinging, umdrängte
ihn die Volksmenge"...
-
Kommt es mir auch manchmal so vor, als seiest Du umdrängt
von anderem, in Eile, von mir abgewandt, so daß ich Dich nur „von
hinten" berühren kann?...
-
Ich versuche, in einer symbolhaften (= an der Wirklichkeit
teilhabenden) Weise „von hinten" die „Quaste Deines Gewandes" zu berühren...
„und alsbald stand der Fluß
ihres Blutes"... "Ich habe erkannt, daß eine Kraft von mir ausgegangen
ist"...
-
Ich versuche, diese Berührung zu vollziehen und dabei
zu verweilen - vielleicht mit dem Wiederholungsgebet: „aus Deiner Kraft"
- „strömt meine Heilung"...
b) Identifikation mit dem todkranken
Mädchen
„meine einzige Tochter von etwa
zwölf Jahren liegt im Sterben"...
-
Ich versetze mich in dieses Mädchen hinein und frage
mich: „Herr, ist vielleicht auch mein „inneres Kind" schwer krank oder
liegt gar im Sterben?...
(Es ist ein grundlegender Unterschied, ob jemand stirbt,
der sein Leben gelebt hat oder ob es einen jungen Menschen betrifft, der
ein langes Leben noch vor sich haben könnte).
-
- Auch in mir liegt immer wieder etwas „im Sterben". Kann
ich unterscheiden,
- ob ich etwas loslassen soll, was abgeschlossen werden
muß, damit Raum für Neues werden kann?..
- oder ob etwas Lebensnotwendiges, etwas Zukunftsträchtiges
(was weiteres Leben gebären möchte) in Gefahr des Sterbens liegt
oder mir gar schon als gestorben vorkommt?...
„er war ein Vorsteher der Synagoge
- er fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen"...
-
- Wenn ich erlebe, daß etwas Kostbares - mein lebendiges
'inneres Kind' - gefährlich bedroht ist, darf und muß ich alle
mir möglichen notwendigen Schritte versuchen, diese Gefahr zu bannen:
- Wo suche ich Hilfe? In überkommenen Gleisen - oder
wage ich, neue Wege zu versuchen? Wage ich, mich ganz persönlich und
demütig an den Herrn zu wenden und um Hilfe zu bitten? (Ich prüfe
mich, ob ich das in physischen wie in psychischen Leiden wirklich so selbstverständlich
tue, wie es mir vielleicht mein ideales Selbstbild als Christ vorgaukelt...)
„deine Tochter ist gestorben, bemühe
den Meister nicht"...
-
- Ist dieses Sterben des zwölfjährigen Mädchens
vielleicht verursacht durch eine Verweigerung, erwachsen zu werden, eine
Frau zu werden?...
-
- Ist mein 'inneres Kind" vielleicht dadurch lebensgefährdend
bedroht, daß ich einen notwendigen Reifungsschritt, der jetzt dran
wäre, verweigere - den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt? Halte
ich mich fest am alten Zustand - ohne zu merken, daß diese Verweigerung
zur Erstarrung aller Lebenskräfte, zum „Tode" führt?...
c) Identifikation mit dem Vater:
„es kam ein Mann ... er fiel
zu Jesu Füßen"...
-
Ich versetze mich hinein in den Vater in seiner Sorge um
sein einziges Kind, für das es scheinbar keine Hilfe mehr gibt...
-
Das Erleben meiner Hilflosigkeit angesichts einer sich anbahnenden
Katastophe für einen nahestehenden Menschen kann sehr unterschiedlich
aussehen,
ob es sich um einen Todkranken handelt
oder um einen jungen Menschen, der sein Leben nicht „packt",
um jemanden, der einer Sucht verfallen ist
oder um jemanden, dessen Leben stagniert, weil er sich
verweigert, einen Schicksalsschlag zu verarbeiten -
oder um jemanden, der seinen Arbeitsplatz (und damit
den Sinn für sein Leben) verloren hat - oder... (andere Schicksale
einsetzen...)
„und bat ihn"...
-
Wage ich, das Schicksal eines anderen wirklich so in mich
einzulassen, daß ich ihn (in mir selbst) zu Jesus bringen kann? (es
gibt eine Selbstwehr der menschlichen Seele gegenüber fremdem Leid,
die manchmal nötig, manchmal aber gefährlich sein kann!)...
-
- wage ich, trotz der sich ausbreitenden Verzweiflung dennoch
der Hoffnung in mir Raum zu geben und mich voll Vertrauen an Dich zu wenden
- in der Fürbitte oder in der fürbittenden Tat?...
Tiefenmeditation:
„Heile du mich, Herr" - „so werde ich heil"...