Siebente Übungsgruppe Symbolcharakter menschlichen Seins, Erlebens, Handelns
Auf meine Frage, wie das Meditieren von "symbolischen Handlungen in der Kirche" gelungen sei, bekam ich von einer kranken Kursteilnehmerin die Antwort: "Ich habe angefangen, meine Taufe zu meditieren, ich bin bis heute noch nicht fertig damit!" In meiner ersten Einladung zu diesem Kursus schrieb ich an die Kranken: "Meditation führt in eine Welt hinein, die immer größer, schöner und reicher wird. Diese Welt steht auch dem offen, dessen äußeres Leben auf einen geringen Raum dieser Welt eingeengt ist."
In den letzten Übungen sind zwei Möglichkeiten des Meditierens angeklungen, die wir heute noch näher anschauen wollen. Gerade sie können Eingang werden in eine ungeahnte Fülle. Bestimmte Menschen können symbolisch für andere stehen.
Ich schaue an, was für Menschen mit verschiedensten Leiden sich um Jesus sammelten: Blinde, Lahme, Aussätzige, Stumme, "Besessene" und viele andere ...
Diese Behinderungen kann ich auch im übertragenen, symbolischen Sinne verstehen: Ich wähle eines dieser Gebrechen aus und meditiere es: Welche Not meines Lebens entspricht diesem Gebrechen? ... Ich schaue auf die Menschenum mich - welche entsprechende Not bei ihnen kommt mir in den Blick? ... Alle diese Nöte halte ich dem Herrn hin, der sie damals geheilt hat und noch heute heilen kann und will ... Dieses stille Hinhalten ist Gebet, intensives Gebet, mit oder ohne Worte... (ca. 10 Minuten Stille ...)
Ergebnis:
- Es gibt eine merkwürdige Entsprechung zwischen äußeren und inneren Leiden, äußeren und inneren Behinderungen.
- Ein Mensch, der leidet, steht damit symbolisch für eine unzählige Menge anderer Menschen, die äußerlich oder auch innerlich Entsprechendes erleiden.::
- So begegnet mir in einem Menschen, der mir vor Augen steht (innerlich oder auch ganz körperlich unmittelbar), ein Stück des Leidens in der Welt schlechthin...
- Das gilt nicht nur für die Nöte (Krankheiten, Gefahren ...) der Menschen. Ebenso kann mir ein bestimmter Mensch einen Sektor der Freuden, der Aufgaben, der Möglichkeiten und Fähigkeiten der Menschheit symbolisieren, wenn ich diesen Menschen meditiere.
Wir meditieren einen Beruf als Symbol:
Ergebnis:- Es gibt bestimmte Berufe, sie symbolischen Charakter haben. Ein Beruf ist durch bestimmte, festgelegte, oft vielfältige Tätigkeiten gekennzeichnet. Ein Beruf, der symbolisch über sich hinausweist, weist auch in seinen einzelnen Handlungen über sich hinaus.
- Wir überlegen: Was hat ein Gärtner zu tun? ... Wir wählen uns eine Tätigkeit des Gärtners aus und meditieren sie als Symbol für die Arbeit eines kirchlichen Mitarbeiters (der den "Samen" des Wortes Gottes auswirft, der im "Weinberg" Gottes arbeitet) ...
- Wir lassen das Ganze in Fürbitte münden für die Mitarbeiter in unserer Gemeinde...
(ca. 10 Minuten Stille ...)
Solche eine Meditation eröffnet eine
ungeahnte Fülle neuer Aspekte. Geht man die einzelnen Gesichtspunkte
nacheinander an, so hat man Stoff zum Meditieren für viele Tage...
Wir meditieren die Metapher, die Paulus für die Kirche gebraucht:
Kirche ist der Leib Christi - wir sind Glieder an diesem Leib ...
Der Gang der Meditation könnte etwa so verlaufen:Ergebnis:
- Ich nehme wahr die Verschiedenheit und Einheit der Glieder - welches Glied des Leibes wäre ich etwa? ...
- Wozu brauche ich die anderen Glieder? ...
- Wer sind sie? ...
(ca. 10 Minuten Stille ...)
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen etwas von einer Katechetenrüste berichten, zu der ich gebeten worden war, um verschiedene Formen des Meditierens gemeinsam einzuüben. Wir wollten nach Wegen suchen, wie man solche Formen für das eigene Leben und für die Arbeit mit den Kindern fruchtbar machen kann. Das ich hier nicht ausführlich von der ganzen Rüstzeit berichten kann, will ich Sie wenigstens einen Blick tun lassenin unseren Meditationsgottesdienst, den wir zum Abschluß hielten. Das Thema war : "Wir sind Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Ackerfeld" (1 Kor 3,9).Beispiele:Wir hatten den Vormittag dazu benutzt, diesen Gottesdienst in stiller Meditation vorzubereiten. So konnte jeder seinen eigenen, in Ruhe meditierten Beitrag leisten.Zum Eingang nannte jeder eine Metapher, die er für seine Arbeit gefunden hatte: Katechet sein ist wie "ein Bergführer im Gebirge", "Herz, Auge, Mund und Ohr Gottes für die Kinder" usw.Als Evangelium und Predigttext hatten wir das Wort Jesu nach Johannes: "Ich habe euch erwählt und gesetzt, daß ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe" (15,16) ausgewählt. Die Predigt hielten wir in der Form, daß wir uns jeder einen Vergleichspunkt aus der Arbeit eines Gärtners ausgewählt hatten zum Meditieren - und daß nun einer nach dem anderen seine Meditation den anderen schenkte. Jeder Beitrag mündete in ein Gebet - dann blieb eine kurze Stille, bis der Nächste seinen Beitrag brachte:
Das alles kann ich übertragen für die Arbeiten eines "Gärtners" im Weinberg Gottes - ich kann es zur Fürbitte werden lassen. (s.Material)
Menschen warten auf unsere Fürbitte, wie Menschen in Indien auf
Brot warten. Jeder ist gefragt, jeder wird dringend gebraucht, besonders
die, welche Gott durch Krankheit oder Behinderung besonders dafür
"freigestellt" hat. Wir werden in den letzten Briefen dieses
Kurses noch ausführlich auf Formen und Möglichkeiten meditativer
Fürbitte eingehen. Doch zuerst sollten wir wohl die grundlegenden
Übungen noch vervollständigen.
- Eine eigene Metapher suchen für die Aufgabe eines Pfarrers oder Katecheten ...
- Weitere Tätigkeiten eines Gärtners suchen, die man symbolisch auf die Arbeit eines Pfarrers oder Katecheten anwenden kann ...
- Die Vergleichspunkte zur Arbeit des Gärtners (siehe das "Material" zu diesem Brief) zur Fürbitte für die Pfarrer und Katecheten der eigenen Gemeinde werden lassen ...
Arbeiten eines Gärtners:
Ein Gärtner muß:
- scharfe Werkzeuge haben ...
- darf keine Angst haben vor schmutzigen Händen ...
- umgraben ...
- die Eigenheiten der Pflanzen kennen ...
- den Standort aussuchen ...
- gutes Saatgut versorgen ...
- säen ...
- pflanzen ...
- richtige Nachbarn für die Pflanzen auswählen ...
- junge Pflanzen rechtzeitig verziehen ...
- den Boden lockern ...
- hacken ...
- gießen ...
- vor dem Wind schützen ...
- von Schädlingen befreien ...
- düngen ...
- beschneiden ...
- ausgeizen ...
- geradebiegen ...
- Unkraut jäten ...
- Blumen pflücken, damit neue nachwachsen ...
- verblühte Blüten abschneiden, damit kein Samen an falscher Stelle fällt ...
- ernten, um Samen zu gewinnen ...
- zur rechten Zeit ernten, damit die Früchte nicht faulen ...
- Hecken verschneiden, damit sie dichter werden...
- faule Früchte entfernen, damit sie die anderen nicht anstecken ... usw.