Sechste Übungsgruppe
Meditation symbolischer Handlungen

In einem persönlichen Gespräch ergab sich eine Frage, die ich gern mit Ihnen allen besprechen möchte: Was tut man, wenn man spürt, daß einen das Meditieren - gerade, wo es gut geht - sehr mitnimmt, daß da Dinge ans Licht kommen, über die man selbst erschrickt? Was tut man, wenn man merkt, daß einem solches Erleben sogar Schlaf rauben kann? Sollte man es dann nicht lieber lassen?
Ich muß gleich dazu sagen: Eine Patentlösung kann ich nicht anbieten. Die Lösung wird auch, je nach den verschiedenen Menschen, eine je verschiedene sein. Aber einiges sollte man wohl bemerken:


 Heute wollen wir noch einmal auf symbolische Handlungen gesondert eingehen. Wir beginnen mit einer Symbolmeditation:

1. Übung

Wir meditieren eine menschliche Hand.

Die Meditation kann etwa in folgenden Schritten geschehen:

  • Ich überlege und schaue, was eine Hand Gutes tun kann (man muß sich hier auf ein Gebiet beschränken, wenn man nicht ins Uferlose kommen will). Von vielen Bildern, die sich einstellen können, muß ich mich für eins entscheiden.
  • Was drückt die Hand sichtbar aus, was sonst verborgen, unsichtbar bliebe? Vielleicht kann man den Unterschied sehen, wenn das gleiche, was die Hand tut, eine Maschine täte?
  • Das Ganze kann münden in einen tiefen Dank ...
  • (ca. 7 Minuten Stille ...)

    Ergebnis:

    Zusammenfassend kann man sagen: Symbolische Handlungen schenken oder empfangen Wirklichkeiten, die viel größer und tiefer sind als die Handlungen selbst.

    In diesem Sinne spricht die Bibel von "Gottes Hand", sie berichtet uns von Gottes Handeln an seinem Volk. Die Wirklichkeit der Liebe Gottes übersteigt unsere Maße, Gott kann sie uns nur in symbolischen Handlungen vermitteln, und wir können sie nur in solchen Handlungen empfangen.Und doch ist es Seine ganze Liebe, die so zu uns kommt. An zwei Texten der Bibel möchte ich das verdeutlichen, an einem Text des Alten und einem des Neuen Testaments.


    2. Übung

    Wir meditieren die Bilder, die uns der 23. Psalm vor Augen stellt...

    "Der Herr ist mein Hirte,
    nichts wird mir fehlen.
    Er läßt mich lagern auf grünen Auen
    und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
    Er stillt mein Verlangen;
    er leitet mich auf rechten Pfaden,
    trei seinem Namen.
    Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht,
    ich fürchte kein Unheil;
    denn du bist bei mir,
    dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
    Du deckst mir den Tisch
    vor den Augen meiner Feinde.
    Du salbst mein Haupt mit Öl,
    du füllst mir reichlich den Becher.
    Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang,
    und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit."

    Der Gang der Meditation könnte etwa so verlaufen: Ich lese den Psalm Vers um Vers und lasse das Bild jeweils in mich einsinken - wer ihn auswendig kann, hat es leichter -, ich schaue dabei vor allem darauf, was hier von Gottes "Hand" aufgezeichnet wird, auch wenn der Ausdruck "Hand Gottes" nicht vorkommt - ich selbst komme "ins Bild": Wie handelt Gott an mir? Was schenkt er mir?

    (ca. 5 Minuten Stille oder mehr ...)

    Ergebnis:



    3. Übung

    Wir meditieren einen neutestamentlichen Text:

    Daran kann uns das Geübte vielleicht noch deutlicher werden:
    Wir hören und schauen:

    "Und es kam zu Jesus ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen. Und es jammerte ihn, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sie gereinigt! Und alsbald ging der Aussatz von ihm, und er ward rein" (Mk 1,40-42).

    (Der Gang der Meditation könnte hier etwa in folgenden Schritten geschehen:

    Ergebnis:

    Wo Jesus an einem Menschen handelt, vermittelt er ihm durch diese Handlung die ganze Fülle Gottes.

    Wo ein Mensch diese Handlung annimmt, tut er das symbolisch, in gewisser Weise stellvertretend für alle Menschen, welche (im wörtlichen Sinn oder in übertragener Weise) unter dieser Not leiden - er empfängt diese Gabe Gottes für sie alle (vgl. Siebente Übungsgruppe ).


    Aufgaben zum weiteren Üben:

  • Wir suchen nach symbolischen Handlungen, die uns im Alltagsleben begegnen ...
  • Wir suchen nach Gesten, durch die Jesus neben seinen Worten "gesprochen" hat ...
  • Wir meditieren symbolische Handlungen der Kirche und des Gottesdienstes ...


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