Liturgische
Einbindung:
Evangelische Predigtreihe II: Sonntag
Rogate
Mitten in der österlichen Freudenzeit feiern wir heute den Sonntag Rogate - den Sonntag des Betens. So reich und unbegreiflich ist die Osterbotschaft, dass der Christ in jedem Jahr viele Wochen braucht, um sich neu in diese Botschaft einzuüben. Denn es geht hier nicht nur um ein Kennenlernen, sondern um ein fortschreitendes Hineinwachsen. Jeder Sonntag der Osterzeit nimmt uns gewissermaßen an der Hand und führt uns immer tiefer hinein in die schon angebrochene neue Dimension unseres Glaubens, den Osterglauben. Die vergangenen Sonntage forderten uns auf, zu jubeln (Juilate) und zu singen (Kantate). Nun schließt sich das Beten an. Nicht immer ist es uns nach Jubeln und Singen zumute - aber gerade im Gebet vor Gott, im Dasein vor ihm, öffnen wir uns den unaussprechlichen Geheimnissen, damit sie unser Leben von innen her durchdringen können. Dieser Sonntag erinnert uns daran, dass das äußere Wort, das uns im Gottesdienst begegnet, in Übereinstimmung kommen will mit unserem tiefsten Herzen.Wenn wir beten, dann geschehe es nicht nur mit unserem Munde, sondern dann sei "das Herz im Einklang mit unserer Stimme", wie die Regel des Mönchsvaters Benedikt sagt. Von der Auferstehung Jesu her ergeht an uns der Ruf, betende Menschen zu werden - Menschen, die sich von innen her der Botschaft öffnen, dass durch Ostern "alles neu geworden ist" (2. Kor 5,17). Denn Beten heißt ja nicht in erster Linie, mit Gott zu sprechen, sondern: mit Gott in Berührung zu kommen. Das kann im Hören und Antworten geschehen, aber ebenso im Schweigen, - im Zweifel oder im Brennen des Herzens, im Fragen oder im Staunen, im Singen oder im Danken.