Beim ersten Lesen des vorgegebenen Texts werden sich Fragen anmelden: Dies ist ein Abschnitt, in dem der Apostel Paulus ganz persönlich von sich und seinen Erfahrungen spricht. Ist es überhaupt möglich, über solch einen Text zu predigen oder zu meditieren - und wenn schon, wendet er sich dann nicht in einer ausschließlichen Weise an Verkündiger der Wortes - und nicht an die Gemeinde unter der Kanzel?Und doch: Was den Apostel bewegt sind Fragen, die auch in jedem Christen erwachen, wenn er den Weg der Nachfolge ernsthaft zu gehen versucht. Gerade indem der Apostel so persönliche Töne anschlägt, werde ich auch auf dieser Ebene angesprochen.
Ich möchte hier nur einige Schlüsselworte des Textes nennen, die ein jeder meditieren und damit auf sein konkretes Leben übertragen kann: Da ist die Rede vom Weitergeben der Botschaft - "freiwillig" oder "erzwungen". Erlebe ich mich als Glied der Gemeinde frei und beschenkt, oder steht mein Leben als Christ unter einem mehr oder minder erlebten Zwang? Was spüre ich in mir, wenn ich den Vers bete: "Du hast deine Hand auf mich gelegt"...?..
Dann ist weiter die Rede davon, daß ich auf etwas verzichten kann, worauf ich eigentlich ein Recht hätte, - habe ich die Freiheit, dieses Recht zu gebrauchen oder auch nicht! (katachraomai). Wie gehe ich um mit Dingen, auf die ich ein Recht zu haben meine?
Und dann begegnet uns das Wort "eukonomia" (oikonomia): Es geht im Christenleben um Ökonomie, um eine gute "Treuhhandverwaltung". Als rechte Treuhänder sollen wir - ein jeder an seiner Stelle - die frohe Botschaft, das Evangelium "verwalten" - nach dem heiligen Heilsplan Gottes! Wie fühle ich mich angesichts solcher Möglichkeiten?
Und schließlich ist unser ganzer Abschnitt durch den Schlußsatz bestimmt, daß wir "Teilhaber am Evangelium" sind, daß ein jeder von uns, ebenso wie Paulus, "Anteil hat" am Evangelium, also Gemeinschaft, innige Verbundenheit mit dem Evangelium, und zwar in einer Weise, die auf Gegenseitigkeit beruht. sollte man lange nachsinnen.