Helmut Mogk 
Im Gottesringe 
Gedichte eines jungen Mystikers

Gesamtinhalt:
Im Gottesringe - Der Schweifende
Im Gottesringe - Der Schaffende
Im Gottesringe - Der Liebende
Im Gottesringe - Der Schauende
Im Gottesringe - Der Geborgene


Der Liebende

Überblick - Der Liebende:
Wie beim Flieder Blüt´ auf Blüte
In all´ dem wirbelnden Geschehen,
Trunken zur Mitternacht
Seit frühen Tagen ist´s das gleiche Bild,
Wo ich einst vor Wonnen trunken
Du bist der Baum, an dem der Frühling blüht
Du blühst im Sonnenschein und Morgenlicht
Wenn ich abends, müd´ vom Schaffen, träume,
Der Tag erstirbt im Dunkel
Wie ist mit all dem Klingen,
Du ziehst nun fort. Die frohen Wälder weinen,
Noch einmal hab´ ich bis zum Rest getrunken
Wenn heiße Wünsche aus der Nacht entsteigen
Am Wege standen Blüten,
Schwarze, höhnische Nacht, die du des Trostes bar,
Wenn heißer Kummer dich durchzieht,
Wann gehst du, lange Nacht, zu Ende
Wenn wütend sich die Wellen überschlagen
Warum betaust du noch mit deinen Tränen
Aus Dämmerungen stand ich auf
Wir hatten uns beide in Schmerzen verloren,

Ich pflanz´t in Märzentagen einen Blumenstock,
Das ist der Liebe Wunderkraft,
Einmal möchte ich noch am Gartentore stehen,
Ich liege träumend am Strande.
Ob deine Seele sich im Werk vollendet
Ob ich meine Arme breite

Fühlst du die Gottheit im Geringsten nah´n,
Ihr schwanget kühn euch auf der Erden Thron
Wenn ich früher durch die fernen Welten strebte,
Die fremde Form verkündet tiefe Einsamkeit,
Dir ward der Wunder göttlichstes zuteil
Wir traten ein in Gottes Heiligtum.



Wie beim Flieder Blüt´ auf Blüte
Sich zum Licht des Himmels drängt,
Quellen aus mir, nimmermüde,
Lieder, lange eingezwängt,
Durch der Seele klaren Bronnen
Leicht, wie eine Lerche steigt,
Schwingen Weisen sich zur Sonnen -
Und ein Geiger leise geigt.


In all´ dem wirbelnden Geschehen,
Das jetzt an mir vorüber rollt,
Da gibt es eine stille Stunde,
Da liegt mein Mund an deinem Munde,
Da spür´ ich deines Wesens Gold,
Fühl´ deine Reinheit um mich wehen,
Da löst der Schmerz sich auf in Freude,
Da sinkt das Gestern in das Heute,
Das Heute in das Morgen ein,
Und lichter Frühlingssonnenschein
Strahlt über mir jetzt rein und klar.
Du hilfst mir bei dem Vorwärts Streben,
Du gibst mir Kraft und gibst mir Leben
Und segnest meiner Wünsche Schar.


Trunken zur Mitternacht
Bin ich vom Schlaf erwacht
Quellenden Lebens voll
Komme, was kommen soll!
Freude und Schmerz und Leid
In der Zweisamkeit
Tragen wir´s leicht.

Ob mich auch Dunkel hüllt
Bin ich vom Licht erfüllt,
Das aus der Heimat quillt,
Und in der Sterne Bild
Ahne ich unser Sein.
Heller erstrahlt der Schein,
Finsternis weicht.

Unter in Ewigkeit
Sinkt alle Erdenzeit,
Sinkt aller Erdenraum
Gleich einem bösen Traum.
Tiefer und tiefer nun. -
Selig, in Gott zu ruh´n!
Komme, was will.

Strahlende Lebensflut
Strömt aus der Liebesglut.
Jetzt wird mir alles leicht,
Was meine Göttin heischt.
Fass ich das Wunder ganz
In seinem Strahlenglanz
Herrlich und still?

Wie mir die Nacht erglüht,
Lichter um Lichter sprüht!
Suchen und Irren war -
Jetzt wird mir´s offenbar -
Wende und Weg zu dir,
Wandern und Warten hier
Lohnt nun dein Bild.

Weiter den Sternenflug,
Der mich zur Höhe trug
Durch alles Erdenleid
Näher zur Ewigkeit!
Jauchzend das Glück bejaht,
Das in Erfüllung naht
Fordernd und mild.


Seit frühen Tagen ist´s das gleiche Bild,
Das einst im Sternenscheine uns erstanden
Da unsre Blicke sich im Abend fanden
Und einsam uns umgab das sterbende Gefild.

An jenem Tage, als du mir erschienst,
Erkannte ich den Adel deiner Seele
Und wusste um dein spät´res: „Brich und wähle!“
Nun eint uns gleiche Not und gleicher Dienst.

Mir ist nicht bange mehr um Schritt und Klang
Seit mich verließ der Worte maßlos Rauben
Das Licht mich hüllte in den letzten Glauben
Weiß ich mich eins mit dir in Gott und Gang.


Wo ich einst vor Wonnen trunken
Nur dem Wort des Gottes lauschte,
Während rings die Welt versunken,
Still ein heilig Wasser rauschte,
Lieg´ ich wieder, hingegeben,
Meine Lippen in den Fluten,
Die in neuek Schwall umstreben
Meiner Sehnsucht wilde Gluten.
Meines Herzens heiße Schläge
Zittern zu den alten Wellen
Um auf scheu geahntem Wege
Neuer Lust emporzuschwellen.


Du bist der Baum, an dem der Frühling blüht
Du bist die Sonne, die des Sommers glüht,
Du bist die Klarheit, die den Herbst durchlebt,
Du bist das Märchen, das der Winter webt,
Du bist der Tag, die Nacht, das Dunkel und das Licht,
Es schuf in dir das All ein Wunder und Gedicht.


Du blühst im Sonnenschein und Morgenlicht
Umhüllt von deiner holden Anmut Kleid,
Und deine Seele ist ein zart Gedicht
Ein Spiegelbild der tiefen Ewigkeit,
Um deine Stirne schwebt ein Himmelsglanz
Aus deinem Munde Märchenklänge weh´n,
In deinen Händen trägst du einen Blütenkranz,
Vor einem Wunder muss ich betend steh´n.


Wenn ich abends, müd´ vom Schaffen, träume,
Weil des Körpers Kraft das Denken wehrt
Mich im stillen meine Wunden brennen,
Fühle ich zwei Augen auf mir ruhen,
Voller Inbrunst meinem Atem folgen,
ob er ruhig, ob in wilden Stößen.
Und auf meine heiße Fieberstirne
Legt sich kühlend eine Frauenhand.
Da beginnt sich aller Krampf zu lösen
Und ich werde still und immer stiller,
Bis ein klarer Frieden um mich ruht.


Der Tag erstirbt im Dunkel
Der Tag erstirbt im Dunkel
Der Sterne Lichtgefunkel
Aus Höhen zu uns dringt.
Der Maiwind klaget leise
Und singt der Liebe Weise,
Die uns solch´ Leid und solche Freude bringt.

Wir schreiten stumm zusammen,
Doch unsre Seelen flammen
Zum nächt´gen Himmel auf.
Die Sehnsucht brennet wilde,
Die ewig ungestillte,
Sie löschet keiner Wasserfluten Lauf.

Es wird ganz still hinieden,
Und leise küsst der Frieden
Das wundgejagte Herz.
Es schweigt das heiße Bangen
Und nur ein leis` Verlangen
Schwingt sich auf leichten Schwingen himmelwärts.


Wie ist mit all dem Klingen,
Dem schmerzdurchglühten Singen
Das Lebenslied so schön!
Den sturmbewegten Tagen
An Kummer reich und Plagen
Folgt flüsternd lindes Maiwindabend Wehn.

Wir wollen froh heut´ scheiden
Und alles freudig leiden,
Bis wir uns wieder sehn.
Wir eichen uns die Hände
Das Gute kommt am Ende,
Bis dahin wollen mutig wir den Kampf bestehn.


Du ziehst nun fort. Die frohen Wälder weinen,
Die uns so oft in Lust und Leid gesehn,
Die Sonne selbst kann nicht so licht mehr scheinen
Und eiseskalt die toten Winde wehn.
Der Frühling weint, der mir in deinen Augen
Mit Blütentrunkenheit entgegensprang.
Was können mir nun all die Freuden taugen,
Wenn mir verstummt dein Wort und warmer Sang?
Bald klagt der letzte Kuss von deinem Munde,
Das letzte Wort für lange Zeit. Doch still!
Es heilt auch, der sie schlägt, die wehe Wunde
Und alles, was geschieht, ist Gottes Will´.


Noch einmal hab´ ich bis zum Rest getrunken
Des Lebens Becher, den das Glück mir bot.
Nun bin ich wieder tief in Schmerz versunken
Und jäh umrast mich rascher Trennung Not.
Gestorbner Augen Glanz folgt meinen Schritten
Des Farbenspieles heller Wiederschein.
Die bunten Tage sind zur Nacht entglitten
Und hüllen weinend sich in Dunkel ein.


Wenn heiße Wünsche aus der Nacht entsteigen
Und brennend sich zu deinen Augen neigen
Und von der Stunde gaukeln, welche schied,
Wenn sie in lockenden Sirenentönen
Dich heiß umfangen und die Lust verschönen
Und Rosenketten flechten Glied um Glied,
Willst du noch länger nutzlos Kraft um Kraft verbrauchen
In ihren frohen Lügen untertauchen?
Es gibt Erlösung: Deiner Seele Klang!
Sie küsst dir liebend deine wehen Qualen,
Lässt aus den Wunden helle Sonnen strahlen
Und schafft aus deiner Trauer Freudensang.


Am Wege standen Blüten,
Die Blüten sind nun tot,
Es küsst die Frühverblühten
Das Abendsonnenrot.

In Trauern geh ich wieder
Durch dichten Nebel hin.
Es rauscht ein Ton hernieder,
Klagt, dass ich einsam bin.
 


Schwarze, höhnische Nacht, die du des Trostes bar,
Alle Trauer und Qual senkst du ins kranke Herz,
Keine Träne befreit das Leid.
Ach, die Seele erseht den Morgen.

Wenn heißer Kummer dich durchzieht,
Der Ungewissheit banger Schrei,
Wenn deiner Seele weinend Lied
Die Himmelsmächte ruft herbei,

Wenn du auf deinem Lager liegst,
Die Stunden tränenlos vergeht,
Wenn du den Leib vor Qualen biegst
Und schauerst auf in wilden Weh´n,

Erspähe den verborg´nen Sinn,
Der dir enthüllt, was lang dir schwant:
Erneuter Schmerz - erneut Beginn.
Der Weg zum Licht, den du geahnt.

Wann gehst du, lange Nacht, zu Ende
Wann gehst du. Lange Nacht, zu Ende
In lichten Morgens Schein?
Wann nimmst du, Liebe, Herz und Hände
Und lässt mich zu dir ein?

Wie lange soll ich draußen stehen
Durchzittert von dem Frost?
In Pein und Kümmernis vergehn?
O komm, du Himmelstrost!


Wenn wütend sich die Wellen überschlagen
Und alle Wasser rasen an den Stein
Und du verlassen, hilflos wähnst zu sein,
So ruft dich Gott nur, still dein Leid zu tragen.

Zwei Wege stehn dir offen zum Beschreiten:
Der eine führt zu Gott, der andre von ihm fort,
Der eine ist das Licht, der andre totes Wort.
Nun wähle zwischen Stieg und Abwärtsgleiten.


Warum betaust du noch mit deinen Tränen
Den Frühling, der dir Blütenwuchs versprach?
Musst du dich immer noch im Dunkel wähnen,
Da ferner Schimmer kündet schon den Tag?

Der große, starre Kummer geht zu Ende,
Der Frühlingswind lässt Eis nicht mehr bestehn.
Nun danke ob der neuen frohen Wende!
Der Blütenblick darf keinen Frost mehr sehn.


Aus Dämmerungen stand ich auf
Der Sonne Licht zu grüßen.
Nun lieg ich wieder dankesreich
Zu ihren Strahlenfüßen.

Gar lange quälte mich die Nacht
Mit Nöten und mir Fragen.
Heut´ segnet mich der junge Tag
Mit neuem Mut und Wagen.

Die Sonne breitet ihren Glanz
Um jedes Erdenwesen.
Da fühle ich mein ganzes Sein
Zu ihrem Dienst erlesen.


Wir hatten uns beide in Schmerzen verloren,
Ein Sturmwind fegte über uns hin
Nun haben wir beide neu geboren
Im taufrischen Grase den müden Sinn.

Wir schauen der jungen Sonne entgegen
Die strahlend aus ihren Bergen steigt.
Es tastet der Blick an den neuen Wegen
Entlang, und der Himmel sich neigt.

Da klingen von neuem die alten Lieder,
Und aus den Blüten erhebt sich das Glück
Es küsst uns die Stirnen und wirft uns hernieder
Der glühenden Früchte Stück um Stück.


Ich pflanz´t in Märzentagen einen Blumenstock,
Damit er dir bei deiner Heimkehr blühend leuchte.
Die Wochen schlichen langsam hin, der Frühling kam,
Du kamst noch nicht. Nun sind sie bald verwelkt, verdorrt.
Ein müder Schein nur noch verrät die frühre Glut
Und trauernd seh ich, wie sie täglich fallen.

Dann kamst du heim nach langen, schweren Wochen
Schon lag die letzte Blüte auf der Erde
Und alle Sonnenfreude schien zu schlafen,
Vom Warten und vom vielen Bangen müde.

Da trat ein Wunder ein in unser Leben:
Aus jedem Zweige brachen neue Blüten
Und neigten ihre Glut zu deinen Augen.

Die Fülle wurde reicher als das Hoffen,
Und schöner atmete das Sommerblühen
Als frohes Ahnen erster Frühlingssprossen.

Nun sind die Blüten wiederum verdorrt
Da kam der Herbst, und leise weint das Leben,
Die Blätter fallen ab und welken hin
Und bald steht kahl, was einst im Reichtum prangte.
Du meinst, ich klage über dieses wehe Bild,
Das sich in stiller Traurigkeit mir offenbarte?
Ich bete nur, denn heute durft´ ich schauen:
Der Blütenglanz vergeht, doch langsam reift die Frucht
Und harrt auf einen neuen Frühling und Erweckung.


Das ist der Liebe Wunderkraft,
Dass sie den Rau vernichtet,
Aus Stunden Ewiges erschafft
Und Gottes Bild errichtet.

Wo auch ihr tiefer Segen weilt,
Dass Leben nie mehr endet,
Ob`s auch zu neuer Form enteilt
Es ist zum Licht gewendet.


Einmal möchte ich noch am Gartentore stehen,
Wo die sehnsuchtskranken Rosen Blühen
Und die liebesschwangren Jasmindüfte wehen,
Still mein Antlitz pressen in das jung Glühen,
Um von neuem dann in ungeahnte Weiten
Fliegen als ein junger Stern durch Himmelsräume
Selig glühend alle Himmelsfreuden leiden
Und im Bilde schauen meiner Sehnsucht Träume.


Ich liege träumend am Strande.
Die Wogen geh´n hin und geh´n her.
Es glänzt mein Leib in dem Sande,
Es glänzet im Mittag das Meer.

Da hör´ ich den Körper erklingen.
Es tönt aus dem Innern ein Sang
Und zittert mit bebenden Schwingen
Hinein in des Wellenspiels Klang.

Er singt in Heftigem Zorne,
Weil ihn ein Verachten umschlang,
Entfloh´n vor dem ewigen Borne,
Aus dem sein Leben entsprang.

Es sinnen im stillen die Weiten.
Da jubelt das Lied empor,
Es kündet von frühesten Zeiten
Da nie sich die Freude verlor´.

Da stets in Umarmung noch lagen
Die einsam jetzt wandern zu zweit.
Die Lüfte erfüllte kein Klagen
Von sehnender Liebe Leid.

Er singt von den blühenden Bäumen,
Die nimmer zu Ende geblüht,
Von seligen, sonnigen Träumen,
Die immer die Seele durchglüht.

Ein wildes Sehnen durchflutet
Mir brennend das klagende Herz
Und wieder in Trauer durchglutet
Mich nagender Trennungsschmerz.


Ob deine Seele sich im Werk vollendet,
Ob sie im Leibe wird Gestalt und Zeit,
Es gilt das gleiche in der Ewigkeit;
Nur, dass sie sich in Liebe ganz verschwendet.
Noch bist du nicht zum Letzten vorgedrungen,
So dir das eine höher als das andre scheint.
Erst wenn du ganz mit Gotte dich vereint
Hast du der Frage Not in dir bezwungen.


Ob ich meine Arme breite,
Alles Wesen zu erfassen,
Ob ich durch die Welten schreite,
Licht und Liebe einzulassen,
Ob ich durch die Stürme schweife,
Meinen eignen Sturm zu zwingen,
Ob ich in die Tiefen greife,
Gottes Lieb und Lob zu singen,
Ob ich still den Leiden lausche,
Die in meinem Herzen wintern,
Ob ich eigne Nöte tausche
Um des andern Not zu lindern:
Alles tönt das gleiche Leben,
Atmet aus der gleichen Quelle,
Und in ungehemmtem Streben
Welle wandert heim auf Welle.


Fühlst du die Gottheit im Geringsten nah´n,
Oh lern´, in tausendfält´ger Liebe überfließen,
Um jedes Ding und Dasein deine Kreise schließen
Und auch das Kleinste liebevoll umfah´n.


Ihr schwanget kühn euch auf der Erden Thron
Und warft das Zepter über Meer und Lande,
Ihr risset freventlich verschwieg´ne Bande
Und wusstet allem fremden Wesen Hohn.

In gierem Taumel ist euch rasch entschwunden
Dass Bruder Tier und Schwester Pflanze ist
Mit Grausamkeit und harter Greuellist
Habt ihr das Liebesbrennen überwunden.


Wenn ich früher durch die fernen Welten strebte,
Eigenen Sinnes betöret meine Kreise zog
Und, ein Fremder, auf dem Trümmerfelde lebte,
War´s manch Schrei, der jäh zum Glutenhimmel flog.

Nun muss ich von neuem stets im Danke beten
Vor dem Wunder einer nahen Endlichkeit,
Und in Ehrfurcht vor das Kleinste treten,
Denn hier wurde Gott Gestalt in Raum und Zeit.


Die fremde Form verkündet tiefe Einsamkeit,
Warum begehrt dein Auge da der Tränen?
Darfst du dich deshalb noch vereinsamt wähnen,
Weil dir so viele Not und Qual entgegen schreit?
Scheint dir auch vieles fremd, ist´s doch der gleiche Strom,
Der immer wieder in die Leiber mündet:
Die Liebe, die allein das Ganze ründetl
Aus harten Steinen baut den Gottesdom.

Da ich über kahle Felder irrte,
Mich zu Kampf und steilem Stieg bereitend,
Meint ich, tausend Wonnen mein zu nennen,
Die in steter Flut dem Quell entströmten.
Jetzt, wo Gott als Wunder dich mir gab,
Mich zum Heiligtum des Himmels führte,
Merk ich erst, wie arm ich früher war,
Nun bescheidner, doch in reichrer Blüte.


Dir ward der Wunder göttlichstes zuteil
Du suchst den letzten Grund? Oh frage nicht!
Du wirst den Sinn der Rätselaugen nie begreifen
Wenn du in Demut dich nicht Gotte nahst
Und alle Quellen deiner Tiefe öffnest,
Dass sie in lichtumflossnem Klingen dir befruchten
Die Gabe, die nur einmal Gott dir gibt.


Wir traten ein in Gottes Heiligtum.
Vor dem Altare beugten wir die Knie
Und unser Leben brachten wir zum Opfer.
Im tiefen Schweigen darben unsre Worte
Und in der Stille ruhte die Gebärde.
Da wich der Schmerz. Uns wurde zum Geschenk,
Was wir in freier Wahl dahingegeben;
Es weihte uns das Licht. Des Körpers Glanz
Und klarer Augen Leuchten kündet Gott.
Das war die Wende, die ins All uns rief
Nun jeder Not und jeder Trübsal fern.



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