11. 2. Deine Geburt in mir lässt mich etwas davon ahnen,
dass ich an jedem Ort mein Zuhause in dir finden kann

Hinführung:
Noch einmal wird hier die Ursehnsucht, die archetypische Sehnsucht des Menschen nach einem "ZuHause" angesprochen. Viele Menschen fühlen sich dort, wo sie ihre Bleibe haben, nicht wahrhaft zu Hause. Diese Sehnsucht birgt mehr in sich, als man normalerweise finden kann, wo immer man es sucht. In ihr sammelt sich der Wunsch nach Geborgenheit, nach dem fraglosen Angenommenwerden, nach einem "Sein-Dürfen", wie man wirklich ist, ohne eine Rolle spielen zu müssen - und vieles andere. Wo diese Sehnsucht notgedrungen unerfüllt bleibt, sucht sich mancher eine "Wahlheimat", einen Ort, an dem er immer wieder einmal "auftanken" kann, wo er neue Kräfte sammeln möchte für seinen normalen Alltag. Das ist wichtig und nötig - aber Meister Eckehart weist darüber hinaus: Solche "Wahlheimat" ist immer gefährdet, sie kann sich mir versagen, sie kann mich enttäuschen - ja, sie wird mich letztlich enttäuschen müssen. Denn was ich als Mensch im tiefsten suche, das fände ich weder im Zu-Hause meiner Kindheit, wenn es mir möglich wäre, noch einmal dahin zurückzukehren - noch finde ich es, wenn ich diesen unerfüllbaren Wunsch auf einen anderen Ort, mag er mir noch so zusagen, projiziere. Diese Sehnsucht sitzt so tief, dass nur die Geborgenheit bei Gott selbst sie zu stillen vermag - aber wenn ich diese finde, dann kann ich wirklich überall "zu Hause sein". Dann mag es sein, dass ich mich "gesättigt" und "gestillt" erlebe - wie es Meister Eckehart in seiner schon genannten Predigt 50 * durchblicken lässt.
Meditationswort:
"Wer Gott recht in Wahrheit hat, der hat ihn an allen Stätten" (58,28f).
Biblische Grundlage:
"Der Herr wohnt an diesem Ort, und ich wusste es nicht" (Gen/1 Mose 28,16).
(Übersetzung: "Gute Nachricht".)
Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, dessen Ewigkeit mich berührt, wo ich in mir selbst zu Hause sein darf -
Kontemplation:
"Mein Zu-Hause" - "in Dir"...
Weitere Textstelle:
"Gestern saß ich an einer Stätte und sprach dort ein Wort, das klingt gar unglaublich, - ich sagte da: Jerusalem ist meiner Seele ebenso nahe wie die Stätte, wo ich jetzt stehe. Ja, in voller Wahrheit: (selbst) was über tausend Meilen weiter ist als Jerusalem, das ist meiner Seele so nahe wie mein eigener Leib, - und des bin ich gewiss, wie dass ich ein Mensch bin, und es ist für gelehrte Pfaffen leicht einzusehen" (341,3ff).

* "Von dem dritten Wörtlein will ich nun gar nicht mehr sprechen, da er sagt: "Ich habe euch auserwählt - gesättigt, gesättigt - gestillt, gestillt - gefestigt, gefestigt -, auf daß ihr gehet und Frucht bringet und die Frucht bei euch bleibe" (Joh 15,16)."

[weiter] [zurück zum Anfang] [Gesamtinhalt] [Inhalt Woche 11]
[zur Autobahnkirche]
 
Datenschutz    |    Kontakt    |    Impressum