Woche 14 - Sonntag

1. Wachsam werden für die neue Gegenwart des Auferstandenen,
wo ich ihn in Liebe und Sehnsucht suche

Übung
- Johannes 20,11-18 ("Jesus sagte zu ihr: 'Maria'!")

Gebet der liebenden Wachsamkeit
Wie ein Junge auf das Aufleuchten der ersten Sterne wartet, damit das Fest beginnen kann, lausche ich in mein Leben hinein: Kommt mir das irgendwie bekannt vor, daß ich suchte und suchte, fast ohne Hoffnung, finden zu können - und daß ich eines Tages plötzlich feststellte, daß mein Suchen unmerklich zur Ruhe gekommen war? ... Was hatte sich verändert? Hatte ich resigniert mein Suchen aufgegeben, oder war ich vielleicht gefunden worden, wo ich immer noch meinte, selbst etwas finden zu müssen?... War mir hier etwa ein Stück verborgene Ostererfahrung zuteil geworden, ohne daß ich sie erkannt hatte? ...


Variante
Altrussische Ikone - "Höllenfahrt Christi" (Bildmeditation)

Einführung in das Bild
Die Form, das Osterereignis in dem Bild der Höllenfahrt Christi darzustellen, stammt aus dem syrisch-palästinensischen Kulturkreis und wird in der Ikonenmalerei der Ostkirche zu einer verbreiteten Darstellungsweise des Ostergeheimnisses. Christus bricht als der Sieger in den Bereich der Unterwelt und des Todes (die Tore der Hölle sind zerbrochen, und Jesus steht mit seinen Füßen darauf), er ergreift Adam beim Handgelenk seiner rechten Hand (alter Herrschergestus, mit dem der Sieger einen besiegten Fürsten in seine Dienste nahm - das Handgelenk ist der Ort, an dem das pulsierende Leben in der Pulsader fühlbar ist), während Eva neben ihm mit verhüllten Händen anbetet. Dahinter stehen weitere Gestalten der Unterwelt, die wartend auf den schauen, der sie erlösen will - auf der linken Seite sehen wir die Könige David und Salomo, hinter ihnen den "größten unter den Propheten", Johannes den Täufer. Das felsige Erdreich ist aufgebrochen und gibt die abgrundtiefe Finsternis dem Blick frei - aber Christus steht in seinem strahlendem Siegesgewand mitten in diesem Todesreich als der Sieger, der in alle Finsternis einbricht. Gegenüber anderen Höllenfahrtsdarstellungen ist mir diese besonders lieb geworden, weil der Blick nicht durch vielerlei andere Einzelheiten (z. B. des gebundenen Höllenfürsten, der Marterwerkzeuge, die nun zum Zeichen des Sieges geworden sind und anderes) abgelenkt wird, sondern sich allein auf das Wesentliche sammeln kann: auf den Sieger, der in das Reich der Dunkelheit einbricht und die darin Gefangenen erlöst.

Anregungen zum Meditieren des Bildes:
- Das Schauen auf diese Darstellung des Ostersieges Jesu weckt in mir in immer neuer Gestalt das Wissen um die Dunkelheiten, die sich auch in mir befinden (s. dritter Hauptteil) - aber gleichzeitig auch die Gewißheit, daß Christus als der "Sieger über Sünde, Tod und Teufel" auch in meine inneren Dunkelheiten eingebrochen ist und diese Dunkelheiten durch sein Licht durchstrahlt und besiegt. Im Schauen auf dieses Bild, im meditierenden Mich-Aussetzen, lasse ich diesen Sieg Christi wahrhaft und wirklich (zweite Dimension eines geistlichen Symbols) in mich ein und in mir Wirklichkeit werden. Das kann ich im Laufe dieser Woche nach verschiedenen konkreten Seiten hin entfalten ...
- Auf diesem Wege finde ich dann auch mehr und mehr Zugang zu einer weiteren Möglichkeit des Meditierens: Im Erfahren des Ostersieges Christi über meine eigenen inneren Dunkelheiten wächst in mir der Glaube daran, daß der Ostersieg wirklich der ganzen Welt gilt und im tiefsten diese Welt mit ihren Dunkelheiten der Sünde, des Todes und der dunklen Gewalten in der Osternacht überwunden hat. Und wo ich mich im Glauben dieser Wirklichkeit öffne, dort lasse ich sie ein in diese Welt, damit sie sich auch sichtbar "verwirklichen" kann. Dazu kann mir diese Ikone helfen ...

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