1. Wachsam
werden für die neue Gegenwart des Auferstandenen,
wo ich ihn in Liebe und
Sehnsucht suche
Übung
- Johannes
20,11-18
("Jesus sagte zu ihr: 'Maria'!")
Gebet
der liebenden Wachsamkeit
Wie
ein Junge auf das Aufleuchten der ersten Sterne wartet, damit das Fest
beginnen kann, lausche ich in mein Leben hinein: Kommt mir das irgendwie
bekannt vor, daß ich suchte und suchte, fast ohne Hoffnung, finden
zu können - und daß ich eines Tages plötzlich feststellte,
daß mein Suchen unmerklich zur Ruhe gekommen war? ... Was hatte sich
verändert? Hatte ich resigniert mein Suchen aufgegeben, oder war ich
vielleicht gefunden worden, wo ich immer noch meinte, selbst etwas finden
zu müssen?... War mir hier etwa ein Stück verborgene Ostererfahrung
zuteil geworden, ohne daß ich sie erkannt hatte? ...
Variante
Altrussische
Ikone - "Höllenfahrt Christi" (Bildmeditation)
Einführung
in das Bild
Die
Form, das Osterereignis in dem Bild der Höllenfahrt Christi darzustellen,
stammt aus dem syrisch-palästinensischen Kulturkreis und wird in der
Ikonenmalerei der Ostkirche zu einer verbreiteten Darstellungsweise des
Ostergeheimnisses. Christus bricht als der Sieger in den Bereich der Unterwelt
und des Todes (die Tore der Hölle sind zerbrochen, und Jesus steht
mit seinen Füßen darauf), er ergreift Adam beim Handgelenk seiner
rechten Hand (alter Herrschergestus, mit dem der Sieger einen besiegten
Fürsten in seine Dienste nahm - das Handgelenk ist der Ort, an dem
das pulsierende Leben in der Pulsader fühlbar ist), während Eva
neben ihm mit verhüllten Händen anbetet. Dahinter stehen weitere
Gestalten der Unterwelt, die wartend auf den schauen, der sie erlösen
will - auf der linken Seite sehen wir die Könige David und Salomo,
hinter ihnen den "größten unter den Propheten", Johannes den
Täufer. Das felsige Erdreich ist aufgebrochen und gibt die abgrundtiefe
Finsternis dem Blick frei - aber Christus steht in seinem strahlendem Siegesgewand
mitten in diesem Todesreich als der Sieger, der in alle Finsternis einbricht.
Gegenüber anderen Höllenfahrtsdarstellungen ist mir diese besonders
lieb geworden, weil der Blick nicht durch vielerlei andere Einzelheiten
(z. B. des gebundenen Höllenfürsten, der Marterwerkzeuge, die
nun zum Zeichen des Sieges geworden sind und anderes) abgelenkt wird, sondern
sich allein auf das Wesentliche sammeln kann: auf den Sieger, der in das
Reich der Dunkelheit einbricht und die darin Gefangenen erlöst.
Anregungen
zum Meditieren des Bildes:
- Das
Schauen auf diese Darstellung des Ostersieges Jesu weckt in mir in immer
neuer Gestalt das Wissen um die Dunkelheiten, die sich auch in mir befinden
(s. dritter Hauptteil) - aber gleichzeitig
auch die Gewißheit, daß Christus als der "Sieger über
Sünde, Tod und Teufel" auch in meine inneren Dunkelheiten eingebrochen
ist und diese Dunkelheiten durch sein Licht durchstrahlt und besiegt. Im
Schauen auf dieses Bild, im meditierenden Mich-Aussetzen, lasse ich diesen
Sieg Christi wahrhaft und wirklich (zweite Dimension eines geistlichen
Symbols) in mich ein und in mir Wirklichkeit werden. Das kann ich im Laufe
dieser Woche nach verschiedenen konkreten Seiten hin entfalten ...
- Auf
diesem Wege finde ich dann auch mehr und mehr Zugang zu einer weiteren
Möglichkeit des Meditierens: Im Erfahren des Ostersieges Christi über
meine eigenen inneren Dunkelheiten wächst in mir der Glaube daran,
daß der Ostersieg wirklich der ganzen Welt gilt und im tiefsten diese
Welt mit ihren Dunkelheiten der Sünde, des Todes und der dunklen Gewalten
in der Osternacht überwunden hat. Und wo ich mich im Glauben dieser
Wirklichkeit öffne, dort lasse ich sie ein in diese Welt, damit sie
sich auch sichtbar "verwirklichen" kann. Dazu kann mir diese Ikone helfen
...