Woche  11b - Donnerstag

5. Wahrnehmen meiner alltäglichen Aufgaben
als Übungsfeld des Betens ohne Unterlaß

Hinführung
Gleichförmige, sich immer wiederholende praktische Tätigkeiten empfinde ich oft als das, was man den "grauen Alltag" nennt. Das Gefühl, innerlich leer zu bleiben, wird immer stärker, wenn diese "Grauzone" über längere Zeit hin mein Leben bestimmt. Diese Leere kann für unser geistliches Leben positiv genutzt werden, und zwar nach drei Richtungen hin:

- Monotone Tätigkeiten bieten sich als Chance an für das Jesusgebet oder für das Wiederholungsgebet. Da solche Arbeiten normalerweise nicht in einem äußeren Raum stattfinden, der irgendwie das Beten trägt, muß ich durch eine feste, mich umgreifende Form den "Raum" des Betens in mir schaffen. Auch wer sonst fast ohne Worte beim Meditieren auskommt, wird in solchen Situationen oft diese Gebetsform als Hilfe erfahren. (Das gilt ebenso für längere Wartezeiten oder für längere Fahrten in Zug, Bus oder Straßenbahn.)

- Monotone Tätigkeiten geben meinen Gedanken einen Freiraum, sich unkontrolliert zu tummeln. Hier kann ich bewußt üben, die ständigen Gespräche, die ich in Gedanken führe (mit mir selbst oder mit einem anderen), mehr und mehr zum Gespräch mit Gott werden zu lassen, sie in Gebet zu verwandeln.

- Monotone Tätigkeiten geben mir die Chance, meine aufsteigenden Gedanken, Gefühle und Emotionen zu beachten. Bin ich wachsam dafür, dann werde ich beobachten, wie gerade während solcher eintönigen Arbeiten negative Gefühle wie Ärger, Unzufriedenheit, Groll, Eifersucht, Überdruß, Lustlosigkeit, schlechte Laune und ähnliches in mir aufsteigen und mich durchdringen wollen. Anstatt mich von diesen Gefühlen beherrschen zu lassen, kann ich sie bewußt wahrnehmen. Dann kann ich fragen, wodurch sie letztlich ausgelöst wurden - und welche Fehlhaltung in mir ist, die sich in solchen Gefühlen kundtut.


Übung - Vorausmeditation und Nachmeditation
1 Thessalonicher 5,17 ("Betet ohne Unterlaß" in Verbindung mit einer Vorausmeditation)

Ich schaue auf den vor mir liegenden Tag mit seinen routinemäßigen Aufgaben, die meinen Gedanken freien Spielraum lassen:

  • - An welcher Stelle könnte ich heute die Zeit bewußt für das Wiederholungsgebet nutzen? ...
  • - Bei welcher Tätigkeit möchte ich mich heute bemühen, ganz bewußt einmal alle aufsteigenden Gedanken in Gebet zu verwandeln? ...
  • - An welchen Einschnitten des Tages kann ich mich im "Gebet der liebenden Aufmerksamkeit" einfach nach den Gefühlen fragen, die während der letzten Zeit in mir waren? ...

  • Ich schaue am Abend des Tages in einer Nachmeditation auf den vergangenen Tag zurück (oder während des Tages in einem "Gebet der liebenden Aufmerksamkeit" auf die vergangenen Stunden):
     

  • - An welcher Stelle des Tages ist mir ein wenig von dem gelungen, was ich mir vorgenommen hatte? ...
  • - Was habe ich als hilfreich erfahren? ...
  •  
    Achtung: Verweilen Sie nicht bei dem, was Ihnen nicht gelungen ist, sondern registrieren Sie es sachlich und nüchtern, wobei Sie sich fragen mögen, wo der Grund dafür gelegen haben könnte. Aber entscheidend ist, daß Sie das noch einmal aufnehmen, was Sie als hilfreich erlebt haben - mag es noch so gering gewesen sein -, damit Sie dort ein wenig verweilen und es vertiefen können. So wird es zum "Sauerteig", der allmählich auch die anderen Bereiche durchsäuern kann.

    Variante
    Lukas 18,1-8 (Nicht nachlassen im Beten!)

    [zurück zum Anfang] [zurück zum Wochenüberblick] [zurück zum Gesamtindex]
    [weiter]
     
    Datenschutz    |    Kontakt    |    Impressum