1. Wahrnehmen
meiner alltäglichen Aufgaben
als Übungsfeld des
Verbleibens
in innerer Sammlung und im inneren Frieden
Hinführung
Eine
große Versuchung unserer Zeit ist die Hektik. Diese aber ist weniger
abhängig von äußeren Umständen als von der inneren
Einstellung des Menschen. Wer innerlich ständig im voraus lebt, wer
das Vergangene nicht loszulassen vermag, lebt in einer dauernden inneren
Spannung. Er läßt sich von den Aufgaben "bannen", indem er auf
die starrt. Dadurch gewinnt die Hektik eine geradezu versklavende Macht
über den Menschen. Immer mehr stellt dieser sich selbst unter einen
Leistungszwang, seine innere Befriedigung findet er nur noch dort, wo er
einen sichtbaren Erfolg verbuchen kann.
Damit
verliert er aber seine ihm von Gott angebotene und zugedachte innere Freiheit.
Diese Freiheit möchte ungehindert schwingen wie eine Kompaßnadel,
die sich von selbst auf die Nordrichtung einstellt, wenn kein anderes Magnetfeld
in der Nähe ist. So findet der Mensch diese Freiheit im Schauen auf
Gott und in der Frage: "Was willst du jetzt von mir?" Allein das
ist wichtig - nicht das, was andere von mir fordern, und nicht das, was
ich mir selbst als Plan aufstelle. Doch das ist leichter gesagt als getan,
das fällt mir nicht von selbst zu, das muß ich bewußt
und immer neu üben. Das Übungsfeld für diese innere Haltung
ist der konkrete Alltag mit seinen Aufgaben.
Übung
Philipper
2,14f. ("Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel
und lauter seid, Gottes Kinder")
-
Das Ziel
wird hier in seltener Klarheit sichtbar: "ohne Tadel sein - lauter sein"
(lassen Sie dieses aussterbende Wort einmal ganz tief in sich ein!) - Gottes
Kind sein - als Licht in der Welt scheinen ...
-
Und der
Weg dahin? Anscheinend so einfach: Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel
- ohne Murren, äußerlich oder nur innerlich - ganz tun, ohne
Zweifel, ob es nicht eigentlich etwas Wichtigeres gäbe für mich
- es gibt nur das einzig Wichtige: Was ich nach Gottes Willen jetzt tun
soll ...
Vorausmeditation
einer Tätigkeit
Im
inneren Schauen auf eine vor mir liegende Arbeit (ich sollte eine einfache,
aber notwendige Arbeit wählen) meditiere ich mein Tun:
-
Herr,
ich will versuchen, das, was ich tue, ganz zu tun, ohne mit meinen Gedanken
noch bei der vorangegangenen oder schon bei der nachfolgenden Aufgabe zu
sein: Ich vollziehe in der Vorstellung meine Arbeit in dieser Weise ...
-
Herr,
ich will versuchen, mich ganz gesammelt in dieses Tun hineinzugeben im
inneren Frieden, der aus der Gewißheit strömt, daß du
jetzt nichts anderes von mir willst als das, was ich tue: Ich vollziehe
in der Vorstellung meine Arbeit in dieser Weise...
-
Herr,
ich will versuchen, mich von dem Zwang zu befreien, etwas leisten und einen
Erfolg buchen zu müssen, den ich selbst von mir erwarte oder den andere
Menschen erwarten, anstatt im Tun selbst das Entscheidende zu sehen: Ich
vollziehe in der Vorstellung meine Arbeit in dieser Weise ...
Für
die vorausmeditierte Tätigkeit lasse ich mir dann während des
Tages bewußt ein wenig mehr Zeit als sonst; ich bereite mich in einer
kurzen Zeit der Stille darauf vor: Hier nehme ich noch einmal auf, was
in der Vorausmeditation geschehen ist, und lasse dieses in das vor mir
liegende Tun einfließen.
Achtung:
Bitte erwarten Sie hier keine umwerfenden "Erfolge". Was auf solche Weise
geschieht, ist Same, der Zeit braucht zum Aufgehen, Wachsen und Reifen.
Vorschlag
für ein Wiederholungsgebet
O
Gott, komm mir zu Hilfe, Herr, eile, mir zu helfen,
-
1. daß
ich das, was ich heute tun muß, als deinen Willen annehme (ohne etwas
anderes zu wollen) ...
-
2. daß
(ich mir bewußt bleibe, daß) es nichts Wichtigeren für
mich gibt, als das zu tun, was du von mir willst ...
-
3. daß
ich meine Gedanken und meinen Willen an die augenblickliche Arbeit binde
(ohne noch bei der vorangehenden oder schon bei der folgenden Arbeit zu
sein) ...
-
4. daß
ich meine Arbeit allein aus der Freude heraus tue, dir die Antwort meiner
Liebe (in diesem Tun) geben zu dürfen ...
-
5. daß
ich das, was ich tue, in tiefer Sammlung und Ruhe tue, in der ich mich
deiner Gegenwart öffnen kann ...
Herr
Jesus Christus, dessen Speise es war, den Willen des Vaters zu erfüllen,
erbarme dich unser (meiner) ...
Bemerkung:
Wo solche Wiederholungsgebete angeboten werden, gelten sie als Vorschläge,
die jeder nach seinen eigenen Bedürfnissen abändern möge.
Die Sätze sind häufig für den Gebetsvollzug zu lang. Was
in Klammern steht, ist als Variante oder als Hintergrund zum besseren Verstehen
gemeint.