Woche 11a - Dienstag

3. Wahrnehmen von Situationen, die mich überfordern,
als Übungsfeld der Treue im Kleinen

Hinführung
Michael Ende erzählt in seinem Buch "Momo" von Beppo, dem Straßenkehrer, wie er seine Lebensweisheit vor den aufmerksamen Augen Momos darlegt: "Siehst du, Momo, es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man ... Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedesmal, wenn man aufblickt, sieht man, daß es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluß ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen ... man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich ... Schritt - Atemzug - Besenstrich ... Und immer wieder nur an den nächsten ... Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein ... Auf einmal merkt man, daß man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste ... Das ist wichtig."

Übung
Ich meditiere diese Lebensweisheit im Schauen auf mein Leben ...

Varianten
- Johannes 6,9 ("Für so viele?")

- Matthäus 25,14-30 (Anvertraute Talente)

- Lukas 16,10 (Treue im Geringsten)

- Matthäus 14,30.32 ("Als er aber sah, wie heftig der Wind war")


Gebet der liebenden Aufmerksamkeit
Wenn ich mitten im Alltag spüre, daß die Hektik mich in ihren Bann ziehen will, reiße ich für ein paar Minuten meinen Blick bewußt los von den vor mir liegenden Aufgaben und schaue auf den Herrn: "Herr, was will ich denn eigentlich? Will ich meinen Plan erfüllen - oder will ich tun, was du im Augenblick von mir erwartest?" ... Oder ich schaue in einer kurzen Zeit der Besinnung mitten am Tage auf die Zeit, die hinter mir liegt, und auf die Zeit, die vor mir liegt: Wo bin ich einer Hektik erlegen, die mir nichts nützt? Wo muß ich wachsam sein gegenüber dieser Gefahr?

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