Woche 11a - Montag

2. Wahrnehmen von Situationen, in denen ich versagt habe,
als Übungsfeld des Mutes zum unermüdlichen Neubeginn

Übung - Gebetsmeditation
"Herr, ich bin gefallen.
Wieder.
Ich kann nicht mehr, ich werde niemals ans Ziel kommen,
Ich schäme mich vor dir, ich wage nicht mehr,
Dich anzublicken ..
Deine Stimme,
Und Dein Blick,
Und Deine Liebe tun mir weh.
Sie lasten auf mir, drückend,
Drückender als meine Sünde ...

Komm, mein Kind, erhebe dein Haupt.
Ich es nicht vor allem dein Stolz, der verletzt ist?
Wenn du mich lieben würdest, hättest du Kummer,
aber du hättest auch Vertrauen.
Glaubst du, daß die Liebe Gottes Grenzen hat?
Glaubst du, daß ich auch nur einen einzigen Augenblick
aufgehört habe, dich zu lieben?.
Doch du zählst immer noch auf dich, mein Kind,
Du darfst aber nur auf mich zählen.

Bitte mich um Verzeihung,
Und dann steh kraftvoll wieder auf;
Denn, siehst du, das Ärgste ist nicht das Fallen,
Sondern das Liegenbleiben."   (Michel Quoist)


Variante
Lukas 5,30-32 (Die Kranken bedürfen des Arztes)

Gebet der liebenden Aufmerksamkeit
Während des Tages mit seinen Anforderungen lausche ich wachsam - wie mit einem sechsten Sinn - auf die "Sprache meines Leibes", die ich mit der Zeit besser und besser verstehen lerne: Mein Herzschlag, mein Atem sagen mir zu Beispiel vieles über meinen inneren Zustand. Oft sind es deutlich spürbare Reaktionen, die mich fragen lassen: Weshalb fühlst du dich eigentlich nach diesem Gespräch so wenig wohl "in deiner Haut"? Warum klopft plötzlich dein Herz so stark? Aus welchem Grund bist du mit einem Mal so müde und deprimiert? Wo ich ein solches oder ähnliches Signal empfange, halte ich - wenn es möglich ist - für einige Minuten inne und gehe diesem Signal nach: Hast du irgend etwas Falsches getan, etwas, hinter dem du nicht wirklich stehst? Hast du an einer wichtigen Stelle versagt? Wo liegt die Ursache für diesen Zustand? Ist mir die Tatsache meines Versagens ins klare Bewußtsein getreten, dann kann ich mich später nach der Unruhe des Tages, wieder daran erinnern. Ich darf auch die Bitterkeit, die Schwere meines Versagens "wahrnehmen" (annehmen, was wahr ist), um es dann bewußt an Gott abzugeben und mich dabei vor seinem Angesicht zu fragen, wie ich konkret den Kampf gegen diesen Fehler aufnehmen kann.
Hinweis:
Solche bewußte Wachheit im konkreten Alltag gegenüber meinem Versagen bereitet mich vor für eine sinnvolle, umfassende "Kurskorrektur" meines Lebens ("Gewissenserforschung"), die in jedem geistlichen Leben ihren festen Platz finden wird - in welcher Form ich sie auch vollziehe und sich entfalten lasse. Dabei solle ich mich wieder bewußt daran erinnern, welch großes Angebot Jesu den Seinen macht mit der Möglichkeit, ihre Sünde vor einem Menschen zu bekennen und ihn, mit und unter dem Wort jenes Menschen die Vergebung Gottes zugesprochen zu bekommen (Mt 16,19; Joh 20,23). Sich der Größe dieses Angebots neu bewußt zu werden ist sowohl für denjenigen wichtig, dem die regelmäßige Beichte zur Selbstverständlichkeit in seinem Leben geworden ist, als auch für den, der bisher vor diesem Weg zurückschreckte.

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