Woche  2 - Sonntag

1. Schauend mich vom Bild ansprechen lassen
Hinführung
Wir kennen den Ausdruck "Ein Bild spricht mich an." Das kann spontan beim ersten Anschauen geschehen, aber es kann auch erst nach langer, intensiver Betrachtung eines Bildes wachsen.

Um mich von einem Bild ansprechen zu lassen, muß ich vor ihm verweilen, innehalten, mich ihm aussetzen, damit es etwas mit mir machen möge, und ich muß die inneren Vorgänge wahrnehmen, die durch das Schauen des Bildes in mir ausgelöst werden. Dabei lasse ich das Bild einfach auf mich "wirken", ohne sogleich nach einer bestimmten Deutung zu fragen. Erst wenn dieses über einen längere Zeit hin geschehen ist, kann ich meine innere Aufmerksamkeit auf wichtige Gestaltungsformen des Bildes lenken:

- Die Gesamtkomposition des Bildes lasse ich in mich ein - gehe von "außen" nach "innen" ... nehme die großen Linien wahr und die Formen, die sie bilden ... verweile bei der Mitte des Bildes ...

- Die Farben lasse ich auf mich wirken, versuche, ihren "Klang" zu erspüren und das, was sie in mir "zum Klingen bringen" ...

- Die Symbole sprechen in allen mittelalterlichen Bildern ihre eigene Sprache, ich öffne mich ihnen ... (Kelch, Kreis, Dreieck, Baum ...)

- Die Haltung, die Mimik und die Gesten der Gestalten lassen etwas erkennen von dem, was in ihnen vor sich geht, ich versuche mich in sie einzufühlen ... (die Hand mit zwei ausgestreckten Fingern ist der Segensgestus des Priesters)


Übung
Andrei Rubljow - "Heilige Dreifaltigkeit" (Bildmeditation)

In einem geöffneten Dasein vor Gott verweile ich schauend vor diesem Bild - lasse mich von Gott ansprechen, indem ich mich von dem Bild ansprechen lasse, damit das Schauen mehr und mehr zum Beten wird ...


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