Woche  1 - Dienstag

3. Durch Entspannen empfangsfähig werden
Hinführung
Wenn mir deutlich geworden ist, wie entscheidend wichtig das äußere und auch das innere Stillwerden ist, damit ich hören kann, stellt sich die Frage, ob es Hilfen zu solchen inneren Stillwerden gibt. Es gibt solche Hilfen, und ich biete sie hier an, weil es sich über Jahre hindurch immer wieder herausstellte, wie dankbar gerade aus der Hektik kommende Teilnehmer für diese Stilleübungen sind. Dazu muß ich aber gleichzeitig sagen, daß es auch immer wieder Teilnehmer gibt, für die solche Übungsangebote wir ein Umweg wirken; ihnen fällt es nicht schwer, sofort mitten in die Stille des Gebetes zu kommen, wenn sie über der Bibel sitzen. Solchen Teilnehmern möchte ich sagen, daß sie nicht genug danken können für diese Fähigkeit, daß es aber auch bei ihnen vielleicht Tage oder Zeiten geben wird, in denen dieses In-die-Stille-Gehen nicht so mühelos gelingt. Dann kann es auch für sie hilfreich sein, sich solcher angebotenen Hilfen zu bedienen.

Als wichtige Hilfe, zu einer inneren Ruhe zu gelangen, in der auch leise Töne und Impulse vernehmbar werden, bewährt sich bei vielen Menschen immer neu das bewußte Loslassen, Sich-Lösen, Sich-Entspannen (s. dazu die Vorbemerkung über die inneren "Sperren"). Hier wird der unlösliche Zusammenhang zwischen Leib und Seele des Menschen oft in überraschender Weise deutlich: Wer "halsstarrig" oder sehr "hartnäckig" ist, dessen Hals- und Nackenmuskulatur verkrampft und verspannt sich bald spürbar. Wer ständig seine Angst mit sich herumträgt, wird bald mit hochgezogenen, verspannten Schultern umhergehen. wer aber so verspannt herumläuft, den wird kaum jemand gern ansprechen, während ein Mensch, der locker und gelöst dasteht, sich gleichsam als Gesprächspartner anbietet. So ist die Haltung des Gelöstseins eine Haltung offener Empfangsbereitschaft. Wer es übt, sich zu entspannen, übt damit gleichzeitig, ein Empfangender werden zu können. Doch hat dieses Anliegen noch eine tiefere Dimension: Indem ich mich leiblich entspanne, lockere, löse, hole ich mich bis ins Leibliche hinein in eine Wirklichkeit zurück, die mir vorgegeben und angeboten ist: Ich darf ja gelöst sein, weil ich erlöst bin. Dadurch, daß ich mich entspanne und löse, nehme ich die Wirklichkeit meines Erlöstseins an (und spüre dabei vom Körper her oft, wie schwer es mir fällt!). Willi Lambert gebraucht in anderem Zusammenhang ein Bild, das auch hierfür gilt: Gottes Erlösung ist geschehen, sie steht unverbrüchlich fest wie ein unterzeichneter Vertrag. Aber erst durch meine "Gegenzeichnung" (mein Mich-Lösen, das alle Abwehr und allen Selbstschutz losläßt) wird er für mich gültig.


Übung

Varianten

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