Was
bedeutet das für unser geistliches Leben? Ignatius weist immer neu
darauf hin, daß derjenige, der sich in den Exerzitien auf die Berichte
der Evangelien einläßt, versuchen soll, das, was er liest, mit
allen inneren Sinnen so lebendig als möglich wahrzunehmen:
Wer
jahrelang auf diese Weise die Evangelienberichte in sich aufgenommen hat,
der vermag davon in einer Weise zu erzählen, als sei er wirklich dabeigewesen.
Als ich einmal von einem Jesuitenpater geleitete Exerzitien mitmachte,
wurde mir bewußt: Hier ist ein Mensch so tief vertraut mit den Geschehnissen
der Bibel, daß man meinen könnte, er habe das alles selbst miterlebt.
Als Schüler des Ignatius hatte dieser Priester das Miterleben der
biblischen Geschichten seit vielen Jahren bewußt geübt. Und
nun kann er sprechen wie jemand, der "mit den Augen gesehen und mit den
Händen betastet hat" (1 Joh 1,1).
Es ist gut, wenn ich das, was ich dann in der biblischen Meditation anwenden möchte, zuerst einmal im Blick auf ganz einfache, vertraute Situationen übe. Deshalb lade ich Sie ein, dieses innere Miterleben zu üben, indem Sie sich einmal auf eines der angebotenen Bilder einlassen.
- In einem Taucheranzug lasse ich mich in einen tiefen, stillen See hinunter und finde mich unten wieder auf einer blühenden Wiese (Märchenmotiv) ...
- Der Urlaub hat begonnen - ich sitze im Zug, der sich ganz langsam, dann schneller in Bewegung setzt - so lasse ich für eine Zeit meinen Alltag zurück, er verschwindet mehr und mehr in der Ferne - mit allen Sinnen "verkoste" ich dieses Geschehen ...