Lukas
23, 26 - 49
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Grundmeditation:
Dein Kreuzweg, Herr, geht weiter, wo immer Menschen
leiden und sterben - und andere fassungslos, hoffnungslos oder auch mit
Bosheit darauf reagieren...
Textmeditation:
„Und sie nahmen Simon von Kyrene,
der von Acker kam, und legten ihm das Kreuz auf"...
-
Simon hatte alles andere vor, als diesem Jesus das Kreuz
zu tragen ich fühle mich in ihn ein...
-
Wo werde ich - ohne mein Wollen - in fremdes Leid einbezogen,
muß einfach, ob ich will oder nicht, anderer Menschen Leid mittragen?...
-
Wie reagiere ich darauf? Tue ich es willig oder unwillig?...
-
Ahne ich, daß ich gerade dadurch teilhaft werde Deines
Kreuzes, Herr? („wir werden mitgekreuzigt mit ihm")...
„Weinet nicht über mich , weinet
über euch und über eure Kinder"...
-
Die Frauen sahen das Leid Jesu, den sie liebten - und sie
können es nicht fassen, was da geschieht. Sie vermögen nicht
zu sehen, daß sich in diesem vor ihren Augen liegenden Leid die Schuld
der Menschen zusammenfaßt, daß es auch ihre Schuld ist, die
zu diesem Geschehen führt... Ich fühle mich in diese Frauen ein...
-
Bin ich in Gefahr, mich fremdem Leiden gegenüber zu
verhärten?...
-
Bin ich vielleicht in Gefahr, mich so in fremdes Leid hineinzugeben,
daß ich darüber mich selbst vergesse - mit meinen Anliegen,
mit meinem Versagen, mit meinem eigenen Leid?...
-
Bin ich in Gefahr, über fremde Schuld zu weinen, und
meine eigene darüber zu vergessen?...
„Jesus sagte: Vater, vergib ihnen,
denn sie wissen nicht, was sie tun"...
-
Die Soldaten kreuzigen Jesus - wie sie schon viele andere
Menschen gekreuzigt haben und es weiter tun werden. Es gehört zu ihrem
Beruf...
-
Sehe ich überhaupt noch Unrecht, Grausamkeiten (sie
können auch sehr verborgen sein), zu denen mich mein Beruf, meine
Stellung (scheinbar) verpflichten? (z.B. gehörte es früher zu
den Aufgaben des Vaters, seine Kinder zu züchtigen - trägt auch
meine Stellung die Nötigung zu Grausamkeiten in sich?...)
-
Die Soldaten verspotten ihn - weil sie sich in ihrer Macht
über den „König" bestätigt fühlen...
-
Kenne ich Bereiche meines Lebens, wo ein verborgener, aber
dennoch gewaltiger Machtkampf ausgetragen wird - mit Reaktionen des Unterlegenseins
- aber auch mit Reaktionen des Triumphes?...
-
Die Soldaten suchen Möglichkeiten, wo für sie noch
ein Gewinn dabei herausspringen könnte - die Aufteilung der Kleider
der Gekreuzigten...
-
Gibt es das vielleicht auch bei mir, daß ich angesichts
fremden Leides noch suche, was dabei für mich etwa herausspringen
könnte?...
„Sie kreuzigten ihn daselbst, ihn
und die Übeltäter, einen zur Rechten und einen zur Linken"...
„einer der gehenkten Übeltäter
lästerte ihn und sprach: 'Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst
und uns!"
„Der andere aber strafte ihn
und sprach: 'Auch du fürchtest Gott nicht...wir empfangen, was unsere
Taten wert waren - dieser aber hat nichts Unrechtes getan"...
-
Christus zwischen zwei Sündern am Kreuz - aber diese
beiden reagieren völlig verschieden. Ist das ein Symbol für einen
bleibenden inneren Zustand auch in mir, habe ich beide Schächer als
Anteile auch in mir selbst?...
-
Wo ich leiden muß, wo „Christus in mir" leidet, das
Leiden übermächtig wird,
-
gibt es dort den einen Schächer, der sich auflehnt,
in dem das Leid alle Dunkelheiten neu hervorbrechen läßt?...
-
und gibt es dort den anderen, der die eigene Schuld an seinem
Leiden erkennt, der diese Schuld bereut, der einen Blick hat für den,
der ohne Sünde ist, der ihn um Rettung bittet?...
„Wahrlich, ich sage dir, heute noch
wirst du mit mir sein im Paradies"...
-
Die Bitte um Rettung verhallt nicht ungehört. Hier geht
es nicht mehr um das irdische Reich eines irdischen Königs, hier geht
es um das „Paradies", das Reich Gottes, das mit Tod und Auferstehung Jesu
beginnt...
-
Ob ich es fertig bringe, mitten im tiefsten Leid, mitten
im Todeskampf, um das zu bitten, was wirklich Heil und Rettung bedeutet::
die Bitte um Teilhabe an Jesus Christus, die Bitte um die Aufnahme in das
„Paradies", in „das Reich Gottes"?...
-
Schenke mir in der Stunde meines Todes den Glauben an das
„Heute" und an das „Mit mir" Jesu Christi...
„Und es war eine Finsternis"...
-
Diese äußere Finsternis ist das sichtbare Zeichen
dessen, was sich im Verborgenen abspielt - der scheinbare Sieg des Bösen
über das Gute, der Finsternis über das Licht...
-
Herr, Du bist „für uns" in diese Finsternis eingetreten
-
an unserer Statt, um uns davor zu bewahren...
-
an unserer Seite, damit wir nun jede Finsternis „mit dir"
durchstehen können...
„Und der Vorhang des Tempels zerriß
mitten entzwei"...
-
Der Vorhang trennte das Allerheiligste, die Wohnung Gottes,
vom übrigen Tempel, vom Volk, sogar fast immer von den Hohenpriestern
- (einmal im Jahr hatten sie Zugang zum Allerheiligsten)...
Jetzt ist der Zugang frei, der Vorhang zerrissen!...
-
Gibt es das vielleicht auch in meinem Leben, daß mitten
in einer abgrundtiefen Finsternis plötzlich der Vorhang zerreißt
- daß der Zugang zu Gott geöffnet wird? (Sterbende machen diese
Erfahrung manches Mal)...
-
Darf ich darauf hoffen, daß ähnliches „in der
Stunde meines Todes" geschieht, „wenn mir am allerbängsten wird um
das Herze sein" (P.Gerhardt)?...
„Vater, in deine Hände befehle
ich meinen Geist"..."Und er neigte das Haupt und hauchte seinen Geist aus"...
-
In diesem Augenblick zeigt sich bereits ein Zeichen der kommenden
Verwandlung dieser Welt - unterschiedlich in den Reaktionen der anwesenden
Menschen:
-
Der Hauptmann entdeckt hinter seinem rauhen Soldatendasein
sein menschliches Erleben - und er schämt sich nicht, sich dazu zu
bekennen: „er pries Gott...'dieser Mensch war ein Gerechter!'...
-
Wage ich es angesichts andersdenkender Menschen mein Herz
sprechen zu lassen und mich dazu zu bekennen?...
-
Ist nicht gerade das Zeugnis dieses Hauptmannes mehr wert
als viele Worte Deiner Anhänger ?...
-
- Das Volk, das zu einem „Schauspiel" gekommen war, entdeckt
sein eigenes Gewissen: „sie schlugen sich an die Brust und kehrten um"...
-
- Herr, auch wenn ich anfangs nur Zuschauer war, laß
mich angesichts Deines Sterbens meine Schuld erkennen - und umkehren...
(Es war Dein erstes öffentliches Wort: „Kehrt um und glaubt der frohen
Botschaft")...
Diejenigen, die dich kennen stehen
„von ferne" - und „sie sahen" dieses...
-
Herr, mach mich bereit, die Augen nicht abzuwenden, sondern
zu sehen
-
Dein Leid auf Golgatha
-
Dein Leid in den unzähligen Menschen, in denen Dein
Kreuzweg heute und hier weitergeht...
Tiefenmeditation:
„Dein Kreuz" - „mein Heil"...