zurück
zum Index von Kapitel 12
zurück
zum Gesamtindex
Dieser Abschnitt fügt sich unmittelbar an den vorhergehenden Vers an und kann sowohl mit diesem gemeinsam als auch für sich meditiert werden.
„Denket ihr, daß ich gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung"...
Es ist ein Wort Jesu, das uns heute nicht so leicht über die Lippen kommt: Sein Auftrag vom Vater ist es, die „Entzweiung", die Scheidung, die Entscheidung zu bringen. Vielleicht denken wir an eines der ersten Worte der Bibel: „Und Gott schied das Licht von der Finsternis" - oder an das Gleichnis Jesu, in dem der Vater die Böcke von den Schafen scheidet (Mt 25)...
Ich schaue Dein Leben an, Herr, wie Du auf Deinem Weg von Entscheidung zu Entscheidung weitergegangen bist. Mit jedem neuen Schritt ging es für Dich darum, Dich für den Vater und seinen Willen gegen alles Widergöttliche zu entscheiden...
- z.B. als Dich der Satan versuchte... Du trafst Deine Entscheidung für Gott - gegen ihn mit allen Verlockungen...
- z.B. als Du Dich immer neu für die Armen, die Schwachen, die Ausgestoßenen, die Sünder entschieden hast - gegen die Angesehenen, die Frommen, die Etablierten, diejenigen, die meinten, über das Himmelreich verfügen zu können...
- z.B. als Du Dich in Gethsemane entschieden hast für den Willen des Vaters - gegen Deinen eigenen Lebens- und Überlebenswillen, gegen Deine eigene Todesangst...
Ich schaue auf mein Leben, wie es mich immer neu vor Entscheidungen stellt - und bitte Dich:
- Hilf mir, auch kleine Entscheidungssituationen klar zu erkennen...
- Hilf mir, mich in kleinen Entscheidungssituationen richtig für Dich zu entscheiden und mich damit zu rüsten für wesentliche Entscheidungen meines Lebens...
- Hilf mir, jeweils zu spüren, was „recht" ist vor Dir...
Es geht darum, den rechten Zeitpunkt vor Gott, den „kairos" zu erkennen. Das ist nicht in einer oberflächlichen Sicht möglich, sondern durch wartendes Schauen, bis er sich offenbart. Aber das Darüber - Hinweggehen nennt Jesus hier Heuchelei: wörtlich im Urtext: „sich über das Urteil stellen"... Und das gilt wohl im Blick auf das Welt- und Zeitgeschehen, als auch im Blick auf mein eigenes Leben und seine Geschichte...
Ich schaue auf Dich, Herr, wie Du auf Deinem Weg jeweils den rechten Zeitpunkt, den „kairos", erkannt hast...
- z.B. daß Du warten konntest, bis die rechte Zeit für Dein Wirken gekommen war...
- z.B. daß Du annehmen konntest, als viele Menschen Dir nachliefen und ebenso, als die Schar Deiner Anhänger gering wurde...
- z.B. daß Du den kairos erkanntest, als Du Dein Wirken und Lehren lassen solltest, um nach Jerusalem, auf das Leiden und Sterben zuzugehen...
- z.B. daß Du im Blick auf Deinen Tod spürtest, daß der Vater der Welt dadurch einen neuen Beginn, einen ganz neuen kairos, ein ganz neues Weltzeitalter schenken wollte...
Ich schaue auf mich und mein Leben inmitten dieser Umbruchszeit:
- Sehe ich nur die äußeren Geschehnisse, die mir die Medien vermitteln, oder schaue ich wartend und geduldig hin, bis mir ein wenig von Deinem Plan heute mit unserer Welt aufleuchtet?...
Ich schaue auf mich und meinen Lebensweg:
- Sehe ich nur die äußeren Ereignisse, wie sie meinen Lebenslauf bestimmen und bestimmten?...
- Oder schaue ich immer neu wartend und geduldig hin, bis ich etwas von Deinem Plan mit mir in einem bestimmten Geschehen ahne? („Herr, weshalb beschenkst Du mich so überreich"? - „Herr, weshalb mutest Du mir dieses gerade jetzt zu?"...)
- Bleibe ich innerlich ständig am Fragen, was wohl jetzt als nächstes für mich „dran" ist - was ich zur „rechten Zeit" tun soll?...
- Bin ich bereit zu tun, was der kairos von mit fordert - auch wenn es meine eigenen Pläne durchkreuzt?...
Ich schaue auf Dich, Herr, wie Du Dich am Kreuz mit Deinen Widersachern versöhnt hast, des Vaters Vergebung für sie erbittest...
- Für Dich selbst brauchst Du diese Versöhnung nicht, um vor dem Vater zu bestehen - aber denen, die Dich kreuzigten vermittelst Du so die Versöhnung des Vaters...
Ich schaue auf mich und mein Leben:
- Wie nötig brauche ich die Versöhnung mit den Menschen, die mir Unrecht getan haben, um mich Deiner Versöhnung zu öffnen!...
- Wie kostbar ist meine Möglichkeit, einem Mitmenschen zu verzeihen, um ihm damit Deine Vergebung zu vermitteln!...