KARIN JOHNE

Meditationsanregungen zu Johannes

Kapitel 4


Inhalt von Johannes 4

Johannes 4, 1 – 14

Johannes 4, 15 31

Johannes 4, 16-26

Johannes 4, 27 – 30

Johannes 4, 31 – 38

Johannes 4, 39 - 42

Johannes 4, 43-54


Johannes 4, 1 – 14

Bitte den Bibeltext zuerst selbst langsam und sorgfältig lesen (Bibel im Internet)

Grundmeditation:

Jesus ist hungrig und durstig von seinem ermüdenden Weg - er ist auf die Hilfe der Menschen angewiesen - auch Jesus in mir, der göttliche Keim in mir, der Nahrung braucht...


Textmeditation:

a) "die Jünger waren in die Stadt gegangen, um Essen einzukaufen" „Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!“ (V.8)

- Jesus in mir, der göttliche Keim in mir, die Möglichkeit Gottes in mir will sich entfalten, will wachsen, will leben.
Alles Leben braucht Nahrung... braucht Essen und Trinken...

Für das Essen sorgen die Jünger, diejenigen, die mit Jesus gehen, ihm nahe stehen...

- um das Trinken bittet er eine samaritanische Frau:

- eine Frau, von Männern eigentlich nicht anzusprechen...

- eine Samariterin, mit denen die Juden keine Gemeinschaft haben...

- eine fragwürdige Existenz, eine Randsiedlerin, die von der Gesellschaft verachtet wird, weil sie sich den geltenden Normen nicht einfügt...

b) „Er musste (gr.edei) aber den Weg durch Samarien nehmen. So kam er zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte.“  „Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde." (V.4.5)

Das göttliche "muss" steht auch über diesem Weg durch das halb- bzw. neuheidnische Land...

- Auch das neuheidnische Land, wo man vom rechten Glauben nicht mehr viel weiß, ist gegründet auf Ursprüngen, die der lebendige Gott den Menschen geschenkt hat...

Auch wer vom Glauben nicht mehr viel weiß oder wissen will, schöpft nach wie vor aus den Quellen des ursprünglichen Glaubens

- das galt damals für die Samariter…

- das gilt für die Menschen um uns her, die fern vom Glauben leben...

- das gilt für die Bereiche in uns selbst, die wir gern ein wenig abseits von unseren Glaubensüberzeugungen im Dunkeln lassen - Bereiche, in die wir Gott lieber nicht so gern Einblick gewähren möchten...

c) „Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! (V.7)

Ein tief beeindruckendes Wechselspiel beginnt:

- Während die Jünger sich in der Stadt um die Nahrung für Jesus bemühen, bittet er eine daherkommende samaritische Frau um Wasser, das seinen Durst stillen kann. Er ist müde vom Weg durch ihm fremdes Land, müde von der Hitze des Tages, er bittet um Wasser, das seinen Durst stillt...

- er bittet jemanden, von dem andere nichts erbitten würden: eine Frau, eine Nichtjüdin, eine Ausgestoßene...

- hier geht Jesus einen Schritt weiter als sonst, wo er mit Sündern Tischgemeinschaft hält, wo er sie in seine Gemeinschaft aufnimmt: Zeigt er hier, dass er gerade ihre Hilfe braucht - so lebensnotwendig, wie Wasser in der Sonnenglut des Südens...?

- Was brauchst Du vielleicht auch von mir, Herr…?

d) „Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern“. (V.9)

- Die Frau ist sich des Abstandes bewusst, sie macht ihn darauf aufmerksam...

- sie kann es nicht fassen, dass sie gebraucht, gebeten wird von jemandem, der anscheinend weit über ihr steht...

e) „Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben“ (V.10)

- Braucht Gott etwa das Geschenk des Sünders, des Ausgestoßenen, des Nichtglaubenden, um selbst schenken zu können?...

- Sehnt er sich nach diesem Geschenk des Menschen, das ihm ermöglicht, selbst, ja, sich selbst schenken zu können...?

f) „Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser?“ (V.11)

- Auf menschlicher Ebene des Denkens ist solches unbegreiflich - wir brauchen "etwas", um anderen etwas schenken zu können - ein Gefäß, um damit schöpfen zu können, was unseren Durst löscht...

g) „Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat?“ (V.12)

- ein "mehr als" leuchtet ahnungshaft auf...

h) „Jesus antwortete ihr: ‚Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt´“ (V.13,14)

- Alles, was unseren "Durst" stillt ist vorläufig, zieht neuen Durst nach sich - irgendwo in unserem tiefsten Herzen wissen wir um eine Sehnsucht, die sich nach etwas sehnt, was wirklich erfüllt, was wirklich unseren tiefsten Durst, unsere tiefste Sehnsucht stillt - bleibend...

- Gerade dem in uns, was sich außerhalb der Normen des Glaubens stellen möchte, weil es meint, dort keine wahre Erfüllung zu finden und sie sich anderswo zu suchen - gerade diesem Bereich verheißt Jesus, wahre, bleibende Erfüllung, gerade dort bittet er mich, ihn zu beschenken, damit er mich beschenken kann...

i) „Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen“ (V.15)

- Welche tiefe Sehnsucht liegt hinter diesen Worten - ich spüre ihr nach... Die Frau selbst weiß noch nicht, wovon sie spricht...


Gebetsmeditation:

- Du - in mir - bist auf dem Wege

- Du - in mir - erlaubst Dir, einmal müde zu sein und Dich auszuruhen...

- Du - in mir - darfst einmal Pause machen...

- Du - in mir - findest eine Stelle, die seit Urzeiten von Gott vor-bereitet ist...

- Du - in mir - ruhst an einem Ort, wo bereits frühere Generationen Brunnen gegraben und Äcker angelegt haben...

- Du - in mir - hast oft kein „Gefäß", um Wasser zu schöpfen...

- Du - in mir - bittest mich um Hilfe in einem Bereich, den ich gern vor Dir im Dunkeln lassen möchte...

- Du - in mir - brauchst mich gerade dort, wo ich meine, Deiner nicht würdig zu sein...

- Du - in mir - bietest mir das lebendige Wasser an, das wahre Leben - gerade von dem Ort aus, den ich vor Dir gern verschließen möchte...


Besinnung:

- Worum bittest Du mich heute und hier - in meiner augenblicklichen Situation…?

- Wie fühle ich mich angesichts dieser Bitte...?


Identifikationsmeditation mit Jesus:

- Wenn ich meinen Weg nach deinem Willen gehe, wird er auch mich streckenweise durch das "Land" der Außenstehenden führen...

- Lass mich erspüren, wo diese Menschen ihre "Brunnen" haben, aus welchen sie "trinken" - wo sie aus den Quellen leben, welche die christliche Tradition ihnen erschlossen hat...

- Lass mich diesen Menschen an diesen Orten ihres Lebens begegnen - dort, wo das Wasser entspringt, das sie und mich tränken kann...

- Nimm von mir jede Scheu, sie gerade dort um Hilfe zu bitten, um das zu bitten, was ich selbst im Augenblick gerade wirklich brauche...

- Hilf, dass sie vielleicht durch meine Bitte Dir selbst begegnen, Dir, dem Geber von Gaben in unerschöpflicher Fülle und göttlicher Qualität...


Identifikationsmeditation mit der Samariterin:

- Herr, jeder Brunnen, aus dem ich schöpfe, um zu trinken - kann eines Tages zum Ort der Begegnung mit Dir werden...

- Herr, lass mich klein und demütig werden unter jeder Bitte, welche Du an mich richtest, weil Du etwas von mir brauchst...

- Lass mich den Abstand erkennen zwischen Dir, dem Bittenden, und mir, die ich die Möglichkeit bekomme, Dir etwas zu schenken...

- Wenn in mir - durch das konkrete Mühen und die Erfüllung Deiner Bitte - die Erkenntnis meiner Armseligkeit, meiner Unfähigkeit, meiner Begrenztheit wächst, dann lass darin die Sehnsucht nach Deiner vollkommenen Gabe wachsen: die Bitte um das „lebendige Wasser", welches in mir selbst zur Quelle wird...


Tiefenmeditation:

"Gib mir zu trinken"


Leibmeditation:

Mit jedem Ausatmen lasse ich mich tiefer sinken auf den verborgenen Ort zu - auf den Ort in mir, wo die lebendige Quelle aufsprudeln möchte, das göttliche Leben in mir...



Johannes 4, 15

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Vorbemerkung:

Diese Meditation könnte zu Beginn jeder Meditation über dieses Kapitel stehen, vielleicht sogar am Beginn einer jeden Meditation über das Johannesevangelium.


Kontemplative Grundmeditation:

„Gib mir“ - „lebendiges Wasser“...“

Ich spüre dieser Bitte in mir nach, indem ich sie an meinen Atem gebunden wiederhole: - sie bringt vielleicht in mir etwas zum Mitschwingen:

- entweder: eine Sehnsucht nach etwas, was ich erahne...

- oder: eine Sehnsucht nach etwas, was ich schon ahnungshaft gekostet habe...

- oder: eine Sehnsucht danach, die schon geöffnete Quelle offen zu halten und den Fluss lebendig zu erhalten...


Symbolmeditation:

„Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen“. (V.15)

mein „Durst"

- mein innerer Durst nach erfülltem, gelingendem Leben, nach Glück in seiner tiefsten Form...


Grund- und Textmeditation:

Ich spüre dieser Bitte nach, wie sie als Sehnsucht in meinem tiefsten Herzen verborgen ist:

- als Sehnsucht nach Stillung meines inneren Durstes...

- als Sehnsucht danach, der "Quelle des Glückes" nicht immer neu (und vergeblich) nachjagen zu müssen...

- als Sehnsucht danach, die Quelle des Glückes, das "Wasser", das den Durst meiner Sehnsucht löschen kann, dort zu haben, wo sie für mich immer zugänglich ist...



Johannes 4, 16-26

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Textmeditation:

a) Er sagte zu ihr: „Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her!“ (V.16)

Die Frau antwortete: “Ich habe keinen Mann.“ Jesus sagte zu ihr: „Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann.  Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.“  (V.17.18)
 

- In Deinem Auftrag, Herr, die Du an mich richtest, erkenne ich meine Grenzen...

- Gibst Du mir bestimmte Aufgaben vielleicht deshalb, damit ich meine Grenzen erkenne...?

- In einer konkreten Aufgabe, Herr, die du mir stellst, kommt manchmal meine verborgene Schuldverflechtung ans klare Licht - vielleicht etwas, womit ich selbst mich längst abgefunden habe und mich damit in meinem Leben eingerichtet habe...

- Aus dieser Erkenntnis  erwächst in neuer Qualität die Sehnsucht nach einer Erfüllung, die nicht begrenzt ist... die nicht neue Sehnsüchte aus sich heraus gebiert...

- Du hast solch eine Erfüllung bereit und bietest sie uns an...

b) „Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist“ (V.19)

Es mag geschehen, dass ich ein solches Durchleuchtetwerden bis in meine dunklen Lebensabgründe hinein als ein plötzliches Geschenk erlebe,

- welches mich vor einem Geheimnis erschauern lässt...

- welches mich auf den verborgenen Geber dieser Gabe hinweist...

- aus welchem ein vages Vertrauen wachsen kann, dass an diesem Ort vielleicht auch Fragen gelöst werden können, die mein eigenes Leben weit übersteigen...

c) „Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss“ (V.20)

- Auch über dem menschlichen Anbeten steht das göttliche „muss“ (dei)...

- Der Mensch braucht etwas zum Anbeten - einen Ort und ein Ziel dafür...

- Wo und wann mag in dieser Frau die Frage nach der "rechten Anbetung" erwacht sein...?

- In welcher verborgenen Region meiner Seele hat sich auch bei mir diese oder eine ähnliche Frage verborgen...?

- Spüre ich etwas davon (auch wenn ich lange lauschen muss), dass auch in mir ein Bedürfnis vorhanden ist, mich hinzugeben, mein Leben von einem Größeren, Vollkommenen her zu definieren, zu dem ich aufschauen, dem ich mich hingeben, den ich anbeten kann...?

d) „Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen;“ (V.22)

- gehöre ich zu denen, die "wissen, was sie anbeten"?...

- oder gehöre ich zu denen, die "nicht wissen, was sie anbeten"...?

e) „Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden“. (V.23)

- Meine Sehnsucht nach Hingabe, nach „Anbetung" ist ein Abglanz Deiner Sehnsucht, Gott, nach mir...

- Wo sind die „Götzen" in meinem Leben, die immer wieder meine Hingabe einfordern, und mich dadurch nicht frei machen, sondern versklaven...?

"Geist" steht bei Johannes oft dem "Fleisch" gegenüber. Gilt das auch für die Objekte unserer Anbetung?

- stellt sie uns das Fleisch oder der Geist vor Augen...?

- wenn ich mich an etwas hingeben möchte, ihm den ersten Platz in meinem Leben einräumen - kann ich in innerer Stimmigkeit dazu die Hilfe des Heiligen Geistes erbitten...?

- hält das, was ich als Ziel anstrebe, dem ich mich ausliefere, dem Kriterium stand: Ist es wahr...?

- Die Wahrheit ist im NT keine „Sache", sondern eine Person: „Ich bin die Wahrheit"...

- Ist meine Hingabe und meine Anbetung im letzten auf Jesus Christus gerichtet...?

- Ich gehe den verschiedenen Fragen nach, die mir unangenehm sind - wo sie mir durch Aufgaben oder Menschen gestellt werden,

- Ich versuche, ihnen nicht auszuweichen...

- Ich lausche, ob vielleicht Du selbst mir diese Frage für einen bestimmten Bereich meines Lebens stellst…


Anbetungsmeditation:

 „Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte (Christus). Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.   „Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht“ (V. 26)

 

Ich preise Dich, Herr, dass Du Dich dem, der sich Dir in seiner Schwachheit und Schuld öffnet, mit Deiner ganzen Fülle beschenken willst...


Tiefenmeditation:

"Ich bin´s, der mit dir redet"...(V.26)

Ich lausche in mich hinein:

- Wie viele Gespräche führe ich mit mir selbst...?

- Welche Gedanken kommen aus mir selbst...?

- Welche Gedanken lassen zum Schluss erkennen, dass Jesus selbst in mir geredet hat...

- Habe ich in meinem Herzen schon einmal eine Stimme vernommen, die in der Vollmacht irgendwann erkennen ließ: "Ich bin´s, der mit dir redet"...



Johannes 4, 27 – 30

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Grundmeditation:

Jeder Mensch hat männliche und weibliche Anteile in sich. Auch ich. Wie gehe ich mit diesen meinen Anteilen um? Wie gehen sie "miteinander um...?


Text - und Existenzmeditation:

„Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen." (V.27)

 

Ich suche die verschiedenen Dimensionen in mir, die vielleicht durch den Text angesprochen werden könnten:

- da sind die Jünger, die Apostel, die Jesus nachfolgen, indem sie sich von ihm hinaus senden lassen, um für Nahrung zu sorgen - eine sehr männliche Dimension...(Alle in der Nachfolge Jesu nach außen gerichteten Aktivitäten könnten solch eine „männliche Dimension“ in sich tragen)...

„Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: Was willst du…? oder: Was redest du mit ihr…?“ (V.27)

- da ist die Verwunderung der Jünger, dass Jesus mit einer Frau spricht: Was sucht er bei ihr? warum spricht er mit ihr?

- Meine „männlichen Dimensionen", auch im Geschehen der Nachfolge, fühlen sich oft allein berechtigt, den Dienst Jesu zu übernehmen...

-  will der Herr etwa noch etwas anderes? Was sucht er noch - außerhalb meines so engagierten aktiven Einsatzes...?

- Warum ist sein Blick nicht allein auf meine Aktivitäten gerichtet, sondern - warum spricht er etwas ganz anderes, scheinbar doch Unwichtiges, ja geradezu – damals – Ungehöriges (die Frau) an...?)

- da ist aber auch eine Scheu, ihn direkt zu fragen... so nahe die Fragen eigentlich auch für diese Männer liegen...?

- Kenne ich vielleicht auch etwas von dieser Scheu, die sich in Jesu Blick verunsichert fühlt - auch gerade an Stellen, die seit eh und je nicht hinterfragt worden sind...?)

„Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten:  Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias    ?“

- da ist eine Frau, die nach der ersten Begegnung mit dem Herrn ihren Wasserkrug einfach stehen lässt - ihre genuin weibliche Aufgabe - und plötzlich zum („männlichen") Apostel wird: „Kommt und seht den Mann..." ...()

- da ist eine Frau, der plötzlich die ganze Wahrheit über sich selbst aufgegangen ist - die sich in der Begegnung mit dem Herrn plötzlich selbst wie in einem klaren Spiegel sieht - und die daraus die Schlussfolgerung für sich zieht: Das könnte ja der Messias sein..." 

- Selten sind solche Augenblicke im Leben, wo plötzlich alles Verborgene vor mir selbst wie in klarem Sonnenlicht vor Augen steht...

- Vielleicht geschieht das manchem erst in den letzten Sekunden oder Stunden des Lebens...

- Aber wenn ich auf eine - wenn auch nur ahnungshaft ähnliche Erfahrung in meinem Leben zurückdenken kann: Ahne ich da vielleicht ein wenig von dem Augustinus - Wort: "Erkenne dich selbst - dann erkennst du Gott!"...?

- Wie mag es kommen, dass ein Mensch solch eine Erfahrung nicht als Vernichtung erlebt, sondern dass ihm darin eine Ahnung Gottes aufstrahlt: "Kommt, seht, ob dieser nicht etwa der Christus, der Retter, der Ersehnte sein könnte..."



Johannes 4, 31 – 38

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Grundmeditation:

- "essen"

- "ernten"


Symbolmeditation: "essen"

„Währenddessen drängten ihn seine Jünger: Rabbi, iss!“  (V.31)
 

- Wie baut sich durch Essen mein äußerer Mensch auf - mein Leib, meine Gefühle, mein Geist...?

- Wie kann ich das übertragen auf das Wachsen meines inneren Menschen, des göttlichen Keimes, des göttlichen Kindes in mir...?

„Er aber sagte zu ihnen: Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt. 

Da sagten die Jünger zueinander: Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht? 

Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat,
und sein Werk zu Ende zu führen.“  (V.32-34)
 

- Deine lebendige Quelle in mir, Dein Leben in mir, ist verschüttet, wie mit dicken Ochsenhäuten (Ochsenstirnen) zugedeckt (Johannes Tauler)...

- Jedes Tun gegen Deinen Willen, jedes Tun, was Dein Licht nicht durchscheinen lässt, legt eine neue undurchlässige Schicht auf diese Quelle...

- Jedes Tun, welches das Licht durchscheinen lässt, jedes Tun des Willens dessen, der mich gesandt hat, lässt mein inneres Leben wachsen, erstarken, gibt ihm Nahrung...


Wiederholungsgebet:

"Jedes Tun Deines Willens" - "gibt Nahrung meinem inneren Leben"


Symbolmeditation: "ernten"

„Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte? Ich aber sage euch: Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte" (V.35)

- Du nimmst die Begegnung mit der samaritanischen Frau als Aufgabe vom Vater an - als Aufgabe, deren Erfüllung Dir zur Nahrung wird...

- Du siehst Dein Gespräch mit der Frau im Bilde des Einbringens der Ernte - einer Ernte, die bereits reif ist...

- Dein Geben wird für Dich zu einem Nehmen vom Vater...

- Bin ich mir manchmal bewusst, dass Du mir in meinen Aufgaben oft das Ernten anbietest - das Ernten dessen, was andere gesät haben?...

- Ich versuche einmal, meinen Aufgabenkreis unter dem Blickpunkt des Ernten-Dürfens zu sehen...

- Meine ich (wie viele andere Mitarbeiter auf dem Ackerfeld Gottes), nicht auch so oft, ich müsste "säen", "Unkraut jäten", "beschneiden" und vieles andere - wo bin ich mir dessen bewusst, dass wir "ernten" dürfen, viel häufiger, als wir es meinen?... (Und Ernte ist immer ein Fest!)...

- Ahne ich etwas davon, dass mein Ernten auch dem zur Freude gereicht, der gesät hat - dass mein Ernten sein Säen erst zur sinnvollen Vollendung bringt?...


Wiederholungsgebet:

"Das Ernten Deiner Gaben" - "schenkt Wachstum Deinem Leben (in mir)"

- das Ernten der Früchte, deren Saat die Du in meinem Leben ausgesät hast...

- das Ernten der Früchte, deren Saat die Du im Leben anderer Menschen ausgesät hast...

- das Ernten der Früchte, deren Saat Du in der Kirche seit zwei Jahrtausenden ausgesät hast...



Johannes 4, 39 - 42

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Grundmeditation:

Jede wahre Begegnung mit dir ist Begegnung mit meiner eigenen Wahrheit - jede kleine und kleinste echte Selbsterkenntnis ist ein Stück Begegnung mit Dir...


Textmeditation:

a) „Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.“  (V.39)
 

- Ich kann glauben, weil mir ein anderer Mensch bezeugt, dass er sich in der Begegnung mit Dir selbst erkannt hat...

- Ich darf meinen ahnungshaften, anfänglichen Glauben, anderen Menschen zur Prüfung darlegen...

b) „Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage“  (V.40)

- Ich bitte Dich, zwei Tage mit und bei mir zu leben...

- Ich nehme wachsam wahr, was Du mit mir und an mir tust, wenn ich in Deiner Gegenwart lebe...

- Ich lasse tief in mich ein, was Du an mir getan hast und tust - und lasse meinen eigenen persönlichen Glauben an Dich dadurch wachsen und sich entfalten...

- Ahne ich vielleicht, dass meine Rettung in meiner wachsenden Selbsterkenntnis liegt (auch wenn sich schmerzhaft ist) - und dass die "Rettung der Welt" dort beginnen kann, wo sich die "Welt" von Dir auf ihre Wahrheit ansprechen lässt?


Gebetsmeditation:

- Lass mich den Glauben nicht gering schätzen, der ich durch das Zeugnis anderer Menschen auf den Weg zu Dir hin gebracht hat...

- Lass mich nicht dabei stehen bleiben, sondern Dich bitten, Dir selbst begegnen zu dürfen, bei Dir zu bleiben, Dich bei mir zu haben - wenigstens für zwei Tage...

- Lass mich in der Gemeinschaft mit Dir zu meinen eigene Quellen finden, aus denen mein eigener Glaube wächst und reift...



Johannes 4, 43-54

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Deine Zeichen sind Hinweise auf Größeres

Textmeditation

a) „Jesus tat sein zweites Zeichen, und zwar nachdem er von Judäa nach Galiläa gekommen war“ (V.26)

Deine Zeichen, Herr, sind Marksteine, Erkennungspunkte, Wegweiser auf Deinem Weg.

b) „Nach diesen beiden Tagen ging er von dort nach Galiläa“ (V.43)

- Du wanderst, um Deine Zeichen an vielen Orten zu setzen…

c) „Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem während des Festes getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gekommen“ (V.45)

- Menschen wandern – und wenn sie Deine Zeichen an einem Ort gesehen haben, nehmen sie Dich auch an anderem Orte auf…

Du führst uns einen klaren Weg:

a) „In Kafarnaum lebte ein königlicher Beamter; dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, suchte er ihn auf“ (V.46)

- Deine Zeichen, Herr, sind Hinweise auf Deine Macht, unsere Nöte zu heilen. Wo immer Du bist, ist der Ort, wo wir unsere Bitten um Hilfe hinbringen, aussprechen dürfen.

b)„Er bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn er lag im Sterben.“ (V.47)

- zu Beginn steht einfach die Bitte um Hilfe.

c) „Da sagte Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht“ (V.48)

- Deine Antwort lautet: Das, was du erbittest, ist ja nur der erste Schritt auf einem Weg, der hinführt zu einem größeren Ziel…

e) „Der Beamte bat ihn: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt“ (V.49)

- Doch die Not kann so brennend sein, dass sie jeden Blick auf ein dahinter Liegendes verdeckt…

f) „Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt!“ (V.50a)

- Die Hilfe wird zugesagt, ja bereits geschenkt, anders, als ich es mir gedacht habe, ja, ehe ich es nachprüfen kann…

g) „Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und machte sich auf den Weg.“ (V.50b)

- Bin auch ich demütig genug, mich einfach auf den Glauben hin auf den Weg zu machen...?

- Glaube auch ich, dass Gott noch Wege hat, wo ich keine mehr sehe...?

- Glaube auch ich an die Kraft Seines schöpferischen Wortes…?

h) Noch während er unterwegs war, kamen ihm seine Diener entgegen und sagten: Dein Junge lebt. Da fragte er sie genau nach der Stunde, in der die Besserung eingetreten war. Sie antworteten: Gestern in der siebten Stunde ist das Fieber von ihm gewichen. Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde war, als Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus.“ (V.51-53)

- Dieses Ziel hattest Du, Herr, im Auge: Das Zeichen, das Wunder wird zum Anlass des Glaubens an Dich, der Du das letzte Ziel all unserer Bitten, Wünsche und Sehnsüchte bist…
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