Karin Johne

Meditationsanregungen zu Johannes

Kapitel 5


Inhalt Kapitel 5

Johannes 5, 1 - 9a

Johannes 5, 9b - 16

Johannes 05,17-30

Johannes 0 5, 31 - 47




Johannes 5, 1-9a

Standortbestimmung:

In welcher Dimension will mich dieser Text berühren?

 a) „Jesus ging hinauf nach Jerusalem“ (V.1)

- Ich sehe vor die "hochgelegene Stadt Jerusalem" - sie spiegelt sich in meiner "inneren Stadt" (Symbol für mein Unbewusstes)

b) „bei dem Schaftor“ (V.2)

- Ich trete an das Tor dieser Stadt - ausatmend lasse ich mich an  die innere Schwelle meines Geheimnisses sinken...

c) .“..war ein Teich... (in diesen Hallen) lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Ausgezehrter...“ (V.3)

- Ich sehe den Teich vor mir, das Ufer, an dem viele Kranke warten - - ich nehme mich wahr in meiner "Blindheit", in meiner "Lähmung" - in meiner "Ausgezehrtheit" - ich versuche zu erspüren, wie diese Gebrechen darauf warten, dass ihnen aus „meinem Teich“, aus meiner unbewussten Tiefe, irgendwann Hilfe zufließt...

- Ich warte mit meiner Blindheit am "Ufer" meines Unterbewusstseins: ob mir von daher eines Tages Heilung komme...

- Ich warte mit meiner „Lähmung“ am "Ufer" meines Unterbewusstseins: ob mir von daher eines Tages Heilung komme...

- Ich warte mit meiner „Ausgezehrtheit“ am "Ufer" meines Unterbewusstseins: ob mir von daher eines Tages Heilung komme...


Nachfolgemeditation:

Ich identifiziere mich mit einem der Jünger:

Was lernt er an diesem Tage, in dieser Stunde…?

a) „...Es war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.“ (V.1)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: auf dem Weg zu einem großen, heiligen Fest zu sein...

b) „In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer...“ (V.3)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: alles, was  "blind", "lahm" oder "ausgezehrt" am Weg liegt, bewusst wahrzunehmen...

c) „Als Jesus diesen daliegen sah“ (V.6)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: die Zuwendung zu allem Behinderten hat Vorrang vor der Festfreude...

d) „...dort schon achtunddreißig Jahre in seiner Krankheit“ (V.5)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: zu sehen, wie der Kranke sein Leben in seinem Kranksein verbringt...

e) „sah und wusste, dass es schon lange Zeit also mit ihm war“ (V.6)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: zu sehen und sich gerade dem zuzuwenden, was schon lange krank ist, was aussichtslos, unheilbar erscheint...

f) „...spricht er zu ihm: ‘Willst du gesund werden?’“ (V.6)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: den Kranken, der sich mit seiner Krankheit längst identifiziert hat, nach seinem eigenen Willen zum Heilwerden zu fragen...

g) „Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle!“(V.8)

- mit Dir. Herr, auf dem Weg zu sein, bedeutet: in dem Kranken schon den Geheilten zu sehen und ihn zu ermutigen: steh auf! Handle und bewege dich, als seiest du gesund - und du wirst erfahren, dass du gesund bist...


Identifikation mit dem Gelähmten:

a) „Es war aber ein gewisser Mensch daselbst, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war.“ (V.5)

- Ich suche die Bereiche meines Lebens, in denen ich mich als gelähmt, als lahm, als unbeweglich erlebe...

- Ich frage mich, wo andere "beweglicher" sind als ich...

- Ich überlege, wo mir vielleicht andere schon einmal meine Lähmung vorgeworfen haben...

b) „Willst du (wirklich) gesund werden?“ (V.6)

- Ich lasse mich von Dir fragen - von Dir: Willst du (wirklich) gesund werden?...

- Ich frage mich, was mein "Lahmsein" mir vielleicht für Vorteile bringen könnte?...

-  Ich frage mich, woher ich Heilung erhoffe - von anderen Menschen... - aus meinen eigenen verborgenen Heilungskräften... oder von Dir, Herr…?

c) „Herr, ich habe keinen Menschen...“ (V.7)

-  Ich frage mich, woher ich Heilung erhoffe - von anderen Menschen?... - aus meinen eigenen verborgenen Heilungskräften?... oder von Dir, Herr?...

-  Ich frage mich, wem ich vielleicht im Stillen die Schuld an meinem Kranksein zuschiebe...?


Tiefenmeditation:

"Dein Wille" - "meine Heilung"...



Johannes 5, 9b - 16

Grundmeditation:

Wem gebe ich die Macht über mein Leben? Wem gehorche ich in den kleinen Entscheidungen meines Alltags…?


Textmeditation:

a) „Es ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen...“ (V.10)

Die Juden achten auf den Sabbat. Der Sabbat ist ursprünglich das große Geschenk Gottes an sein Volk: Gebt mir Raum in eurem Leben, gebt mir einen festen Raum in eurem Alltag...

- Wie gehe ich mit diesem Geschenk Gottes um?...

- Welchen Raum gebe ich Gott in meinem alltäglichen Leben?...

Aber aus dem befreienden Angebot machen die Juden hier ein äußeres Buchstabengebot bzw. -verbot: „Es ist nicht erlaubt...“

- Welche Autoritäten bestimmen mein Leben?

 - das Gebot Gottes, das mich in die Freiheit führen will

- oder mein "innerer Pharisäer", der mich ständig unter Druck setzt: Das darfst du nicht - das musst du tun - das müsstest du können...?

b) „Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sagte zu mir: Nimm dein Bett auf und wandle...“ (V.11)

Der Mann tut blind, was ihm aufgetragen wird, ohne zu fragen, wer der ist, der das sagt...

- Gibt es das nicht auch in meinem Leben, dass ich mich einfach bestimmen lasse, in dem was ich tue - von außen her - ohne weiter zu fragen?...

c) „‘Der mich gesund machte’... Der Geheilte aber wusste nicht, wer es sei“

Es scheint unglaublich, dass der Mann nicht weiß, wer ihn geheilt hat -

- aber wenn ich dem einmal nachspüre, wie oft und wie viel Heilung ich selbst in meinem Leben schon erfahren haben - äußerlich und innerlich - weiß ich nicht oft auch nicht, wer mich eigentlich gesund gemacht hat?...

- Ich sollte getrost einmal der Frage nachgehen, und mir viel Zeit dafür nehmen: wo ich ein Stück Heilung erfahren habe - und wem ich sie verdanke…!

c) „Danach findet Jesus ihn im Tempel...“ (V.14)

Wie gut ist es, dass Du mich findest, wenn ich nichts mehr von Dir weiß...

- Ich darf Dich gewiss in manchen Fällen getrost bitten, mich zu finden[1] - vielleicht im „Tempel" - im Raum, den ich Dir zur Verfügung stelle...

d) " Siehe, du bist gesund geworden...“ (V.14)

Du sprichst mich nicht an auf meine Fehler, meine Übertretungen, - wie die Pharisäer - wie mein innerer Zensor - sondern auf meine Gnadenerfahrungen...

- "Siehe" - ich schaue an, wo ich gesund, wo ich heil geworden bin...

d) " sündige nicht mehr, auf dass dir nichts Ärgeres widerfahre...“ (V.14)

Dem Ernst dieses Wortes darf ich mich nicht entziehen: Sündige hinfort nicht mehr - es kann mir Ärgeres widerfahren! Was heißt das konkret?

- Vielleicht, dass ich mich in den kleinen Schritten meines alltäglichen Lebens frage, ob ich mit diesem Tun Dir gehorche, der mich in die Freiheit führen will - oder meinem Über-Ich, das mich einengt, das mich zwingen will wie die Sklavenaufseher in Ägypten die Israeliten, mit ihrer Knute...

e) " Der Mensch ging hin und verkündete den Juden, dass es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe...“ (V.15)

Es ist so leicht und verführerisch, dem "Zensor" die Verantwortung zuzuschieben, mich selbst herauszuhalten! Du aber willst, dass ich den Weg in die Freiheit in eigener Verantwortung gehe...


Tiefenmeditation:

"Dein Wunsch" - "meine Freiheit"...



Johannes 05,17-30

Textmeditation

a) „Jesus aber entgegnete ihnen: Mein Vater ist noch immer am Werk, und auch ich bin am Werk“ (V.17)

- Du, Herr, wirkst auf unserer Erde - auch heute und hier - das Werk des Vaters..

- Kann es sein, Herr, dass ich in Deiner Nachfolge ein wenig „das Werk des Vaters" wirken darf...?

b) „Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, ihn zu töten…weil er Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.“ (V.18)

- Ist es uns eigentlich noch deutlich, was wir damit wagen, wenn wir Gott „Vater" nennen - oder ist uns die Größe dieses Angebotes kaum mehr bewusst...?

- Könnte uns die Frage der Juden nicht gerade neu auf dieses unglaubliche Angebot Gottes aufmerksam machen...?

c) Der Sohn kann nichts von sich aus tun. sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht Denn der Vater, liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was ei tut und noch größere Werke wird er ihm zeigen. so dass ihr staunen werdet.“ (V.19.20)

- Wer den Sohn sieht, sieht den Vater - deshalb wird das Evangelium transparent - wir dürfen durch den Sohn den Vater erkennen, wie er in seinem innersten Wesen ist...

- Herr, lass bitte auch in unserem Tun ein wenig davon aufleuchten, wie der uns unsichtbare Vater im Himmel ist...

d) „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch, der Sohn lebendig wen er will.“

- Es ist menschlich unfassbar und dennoch manchmal deutlich spürbar, wie wir bereits in diesem Leben etwas von einem „Leben" erfahren dürfen, was das „normale" menschliche Leben weit übersteigt - uns eine qualitativ andere Lebensmöglickeit ahnen oder gar erfahren lässt...

c) „Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen…er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.“ (V.22.23)

- Wenn uns das „Gericht" Angst macht, dann genügt ein einfacher Blick auf Dich, wie Du mit den Sündern" umgehst - bis zur letzen Stunde am Kreuz...

d) „Arnen, amen, ich sage euch Die Stunde kommt, und sie ist schon da in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören, werden und alle, die sie hören, werden leben“ (V.25)

- Welch ein Trost, wenn wir dieses Wort tief in uns einsinken lassen, dass alle unsere Toten in Deiner übermenschlichen, für uns unfassbaren Liebe geborgen sein dürfen...!

- Glauben wir diesem Wort? Können wir es? Mindestens bleibt uns die Bitte: „Herr, wir glauben, hilf unserem Unglauben" (Mk 9,24)



Johannes 5, 31 - 47


Grundmeditation:

„ich sage dies, damit ihr gerettet werdet.“ (V.34)

Worum geht es für mich, wenn ich mich auf die Bibel, auf das Evangelium, auf Jesus persönlich einlasse?...


Existenzmeditation:

Du willst mich ganz haben, in allen meinen Teilpersönlichkeiten, in allen meinen Dimensionen. Ich schaue die Dimensionen an, die in der Begegnung mit dem Bibeltext in mir mitschwingen mögen:


a) Es geht um das „Zeugnis geben“ im Blick auf Jesus

- Wer bezeugt glaubwürdig meinen inneren Christus?...

- Christus zeugt nicht für sich selbst - er bleibt verborgen, stellt sich nicht in den Mittelpunkt,

- auch mein „innerer Christus“ ist nicht für alle, auch für mich oft nicht sichtbar, nicht „beweisbar“... (V.31)

“ Wenn ich über mich selbst als Zeuge aussage, ist mein Zeugnis nicht gültig“ (V.31)

- Christus nimmt nicht Zeugnis von Menschen, auch nicht von den Menschen, die zu Johannes strömen[2] und in seinem Schatten froh und sicher sein wollen

- auch mein innerer Christus lässt sich nicht beweisen durch Dimensionen in mir, die innerlich brennend und jubelnd auf Christus hinweisen wollen - da kann sehr viel Eigenliebe mitspielen...

- Christus hat einen glaubwürdigen Zeugen: „Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat.“ (V.36)

- Hat auch mein innerer Christus manchmal diesen glaubwürdigen Zeugen: gibt es Aufgaben, die der Vater auch für mich bereitet hat, dass ich sie vollenden darf - damit mein Tun von meinem Sein Zeugnis ablegt? „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, sagt Jesus.

- Christus weiß, dass ihn die heiligen Schriften bezeugen...und wenn die Menschen „sein Wort bleibend in sich hätten“, dann würden sie ihm glauben, den der Vater gesandt hat, in ihm den erkennen, auf den die Schrift hinweist, den die Schrift bezeugt...

- habe ich das Zeugnis des Wortes, „sein Wort bleibend in mir,. damit ich den erkenne und an den glauben kann, den der Vater gesandt hat - auch in mein Leben hinein?...(V.38.) dass ich den Christus in mir annehme, aufnehme, den der Vater gesandt hat (V.43,44)

 „Auch der Vater selbst, der mich gesandt hat, hat über mich Zeugnis abgelegt“ (V.37)

- Christus weiß, dass Mose und das Gesetz auf ihn hinweisen, dass das wahre Urteil Gottes ihn bezeugt, nicht verurteilt....(V.44f)

- Lasse ich den Christus in mir von menschlichen Gesetzen oder von meinem Idealbild „einordnen“, „kategorisieren“


Bußmeditation:

Wo findest Du in mir die Anteile der Menschen, die Du hier - weil Du sie retten willst - so hart beurteilst?

- Kenne ich auch Dimensionen in mir von Menschen, auf die Jesus hier eingeht, welche alles genau absichern wollen, genaue Beweise haben wollen für alles und jedes?... (auch für Dich, Herr, in mir?)...

- Trage ich in mir etwas von den Menschen, die zu Johannes strömen, um eine zeitlang in seinem Licht fröhlich zu sein…?

- Gibt es Bereiche in mir, „die noch nie seine Stimme gehört und noch nie sein Antlitz gesehen haben“, „weil sie dein Wort nicht bleibend in sich tragen“?...  (V.38)

- Meine ich, die Bibel zu kennen, mich auf sie zu berufen, und habe doch noch kaum Dich darin gefunden?


Tiefenmeditation:

„Dein Wort“ - „meine Rettung“




[1]

Es gibt eine hübsche Postkarte mit der Aufschrift: „Lieber Gott, ich hab mich verlaufen, kannst Du mich wiederfinden?“

[2] „Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeitlang an seinem Licht erfreuen.“ Von jubelnden, frohlockenden Menschen im Umkreis des Johannes hören wir nur an dieser Stelle...

Datenschutz    |    Kontakt    |    Impressum