Karin Johne

Meditationsanregungen zu Johannes

Kapitel 1


Inhalt

Johannes 1, 1-5

Johannes 1, 6-13

Johannes 1,14

Johannes 1,15-18

Johannes 1, 19-28

Johannes 1,19-34

Johannes 1,35-42

Johannes 1,35-42

Johannes 1,43-51


Johannes01,01-05


Bitte den Bibeltext zuerst selbst langsam und sorgfältig lesen (Bibel im Internet)


Weg zur Quelle


Kontemplative Grundmeditation:

Es geht um die Suche nach dem Ursprung, um den Weg zur "Quelle": Irgendwo in meiner tiefsten Tiefe ist meine "Quelle", der Ort, aus dem sich dann alles entfaltet:

- Ich lasse mich von jedem Ausatem ein Stück tiefer sinken, auf diese innerste Quelle hin...

Text- und Existenzmeditation:

a)„Im Anfang...“

Woher komme ich wirklich...?

- Ich sehe einen Menschen vor mir, für den es lebensnotwendig ist, zu erfahren, woher er kommt, wo sein Ursprung liegt...

- Ich spüre in mich hinein, ob diese Frage nach meinem tiefsten Ursprung auch in mir liegt - nur verschüttet ist durch vieles andere...

- Ich mache mich auf den Weg, meine tiefste Quelle zu entdecken...

b) „Im Anfang war das Wort , und das Wort war bei Gott...“

Weiß ich um meinen tiefsten Ursprung in Dir?...

- Ich horche auf die Botschaft dieses Textes, wie ich sie für meine eigenes Dasein in mich einlassen kann: Mein Urbeginn ist kein Zufall - er liegt "bei Gott" vor Gottes Angesicht -

c) „Alles ward durch dasselbe gemacht...“

Im Ursprung ist alles enthalten wie in einem Samenkorn...

- Alles, was aus mir geworden ist, was ich bin und was ich werden kann, liegt in diesem "Ursprung" eingeschlossen - das Urbild, was bei Gott von mir war, ehe ich wurde - das Bild, der Gedanke, das Wort Gottes hieß: N.N.(ich setze meinen Namen ein).

d) „In ihm war Leben…“

Mein wahres Leben liegt darin beschlossen:

 - in diesem Angeschlossensein an diese Quelle,

- in der Übereinstimmung meines Lebens mit dem Bild, in dem Gott mich ursprünglich gedacht hat...-

e) „das Leben war das Licht der Menschen“

- Leben und Tod - Licht und Finsternis gehören ursprünglich zum Leben..

- Leben und Tod, Licht und Finsternis sind keine sich ausschließenden Gegensätze - sondern zwei Seiten der Urerfahrung, dass mein Leben "stimmig" ist... 

- Es gibt nicht nur Licht und Leben - ebenso gibt es Finsternis und Tod in der Realität meines Lebens. Aber weder ergreift, verschlingt der Tod das Leben, noch die Finsternis das Licht...

- Ist dies das große Geheimnis Gottes mit mir, mit unserer Welt: dass das Finstere das Licht nicht in sich aufsaugen kann, wohl aber, dass das Licht die Finsternis, der Tod das Leben integrieren kann - in sich aufnehmen und verwandeln? ...


Tiefenmeditation

Von der eigenen Erfahrung her ahne ich etwas vom Geheimnis dieser Welt als der Schöpfung Gottes...


Anbetung:

Dein  Licht scheint in der Finsternis... in meiner Finsternis...



Johannes 1, 6-13


Kontemplative Grundmeditation:

"Herr - durchleuchte mich"...

- Während ich diese Gebetsworte im Atemrhythmus wiederhole, kann ich mir vorstellen, dass von oben durch meinen Scheitelpunkt her warmes, leuchtendes Licht in mich einströmt - und mich nach und nach bis in alle Glieder hinein durchdringt...

Textmeditation:

Zwei Möglichkeiten werden hier nacheinander angeschaut - im Meditieren des Heilsgeschehens: die Johannes- Dimension und die Christus- Dimension:

a) „Er war nicht“ - „da war“...

- Johannes: "es geschah" (ebenso wie am Beginn der Weihnachtsgeschichte)

- Jesus: "er war"...

b) Er war nicht das Licht, sondern auf dass er zeugte von dem Lichte - Das war das wahrhaftige Licht

- Johannes:  Der „Zeuge des Lichtes" - Jesus: „Das wahre Licht"

- Johannes:  „Er war nicht das Licht"...- Jesus:  „er war das Licht und erleuchtet jeden Menschen"...

- Johannes: „gesendet von Gott"... (das gleiche Wort wie beim Apostel)     - Jesus: „ (selbst) kommend in die Welt"...

c) „Sein Name war Johannes“

- Johannes:  er hat einen Namen: Johannes

- Jesus:  er braucht nicht die Nennung seines Namens - er ist schlechthin...

d) “ Dieser (Johannes) kam zum Zeugnis - er (Jesus) war selbst wahrhaftige Licht, welches, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet“

- Johannes: seine Aufgabe ist, auf den anderen hinzuweisen, damit die Menschen an ihn glauben...

- Jesus: er vermag denen, die an ihn glauben, die Vollmacht zu verleihen, Kinder Gottes zu werden...


Existenzmeditation:

a) Auch in mir gibt es zwei Dimensionen:

- die Dimension der Vor-Bereitung (Johannes in mir)

- die Dimension der angeldhaften Erfüllung (Christus in mir)

- Das erste muss immer wieder „werden", „geschehen". Es braucht meine Kräfte und meine Möglichkeiten...

- Das zweite ist reines, gnadenhaftes Geschenk Gottes...

b) Die Johannes - Dimension in mir

- Es gibt etwas in mir, was auf das "Licht" (Symbol des wahren, erfüllten Lebens) hinweist, was mir immer wieder neu die Richtung weist. Diese kann ich benennen - es ist die "johanneische Dimension" in mir, alle Übung, alle notwendige Vorbereitung, alle richtungweisende Sehnsucht...

- Ich spüre dem nach...

c) Die Christus - Dimension in mir

- Es gibt etwas Verborgenes, was die Erfüllung in sich trägt, was "auf nichts Zukommendes mehr wartet" (Meister Eckehart). Ich kann es nicht benennen - aber ich ahne und spüre manchmal seine Wirklichkeit...

- Ich versuche, dieses Verborgene in mir zu erahnen...


Lebensmeditation:

a) Ich spüre dem nach in mir, was auf das "Licht" hinweist - als Ahnung, als Sehnsucht...o. a......

b) Ich spüre dem nach, ob ich schon einmal etwas von dem Licht erfahren habe, was in mir "ist", was keine "Licht"quelle von außen braucht...

c) Ich danke dafür, dass beides von Gott ausgeht, nicht nur die ahnungshafte Erfüllung, sondern ebenso die Vor-Bereitung...


Buß- und Nachfolgemeditation:

- Ich bin für dieses Licht erdacht worden...

- Mein Dasein ist Eigentum dieses Lichtes...

- Lasse ich den Eigentümer ein in das Haus meines Lebens, was ihm gehört?...

- Gibt es einen - wenn auch kleinen - Anteil in mir, der sich diesem "Licht" öffnet?...

- Glaubt etwas in mir an dieses Geheimnis, auch ohne es zu verstehen?...

- Ahne ich, dass ich dort ich Kind Gottes bin?..

- Ahne ich, dass ich dort meinen Ursprung habe - allein in Gott selbst - ungeachtet meiner menschlichen Herkunft?...



Johannes 01,14


Wir sahen seine Herrlichkeit


1:14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.


Vorbemerkung:

Dieser Vers ist einer der wichtigsten, der uns die universale Heilsgeschichte Gottes mit dieser Welt vor Augen führt. Ein möglicher Weg zu einer Ahnung dieses Geheimnisses ist der Weg über die "Heilsgeschichte in mir" (s. Einleitung), die mich wie in einem lebendigen Spiegel etwas von dem ahnen lässt, was die Fassungskraft meines menschlichen Verstehens übersteigt...


Kontemplative Grundmeditation:

"Sende dein Licht und deine Wahrheit" - "dass sie mich leiten zu deiner Wohnung"...

(Ich öffne mich bei Einatmen dem Licht und der Wahrheit Gottes - um sie beim Ausatmen in meine Mitte einfließen zu lassen - dort kann ich an der Schwelle des Geheimnisses der Wohnung Gotes in mir verweilen - bis es wieder einatmet...)


Anbetungsmeditation:

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“

- Du - ein Gott, da höchste Wesen, das weit über unser Vorstellungsvermögen hinausgeht - wirst Mensch, wirst "Fleisch", wohnst (wörtlich: zeltest) unter uns...("begreife, wer begreifen kann, wir knien im Staub - wir beten an...")

- "Das Wort" (o logoV) ist der Versuch, etwas menschlich Fassbares über den verborgenen Gott auszusagen: (vgl. V1) - das meditierende Stammeln über dieses Geheimnis: "das Wort war bei Gott" - und "Gott war das Wort"...


Text- und Existenzmeditation:

a) Du bist das Wort

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: vor diesem Gott stehen (knien, sitzen) zu dürfen, der so unfassbar ist, dass der Evangelist es mit dem Symbol „Wort“ auszusagen versucht...

b) Du nimmst Wohnung in mir

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: dass dieser Gott in mir wohnt, („wahrer Gott vom wahren Gott")...

- Du willst „zelten" in mir - dauerhaft, und gleichzeitig bereit, Deine Zelte wieder abzubrechen und an anderer Stelle, in anderer Weise neu aufzubauen...

c) Du wirst Fleisch

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: Du wirst „Fleisch", Du wirst „Wirklichkeit" in mir

- nach meinen persönlichen Möglichkeiten...

- innerhalb meiner individuellen Grenzen...
(Glied des Leibes Christi)

- ein notwendiges Glied!...

d) Wir sahen seine Herrlichkeit

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: Manchmal läßt Du Dich ahnungshaft "sehen" - es ist ein "Sehen mit dem Herzen"...

e) „Die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes Gottes

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: ich darf wagen zu glauben, dass es wahrhaft und wirklich Gott selbst ist, der in mir "wohnt" - wenn auch auf verborgene Weise...

f) „Voller Gnade und Wahrheit...“

- Ich stehe an der Schwelle dieses Geheimnisses: In Dir, mein Gott, sind Wahrheit und Gnade keine Gegensätze, sondern gehören innig zusammen - Deine Gnade zeigt mir meine Wahrheit auf und stellt mich damit gleichzeitig in den Raum der Liebe, des Angenommenseins, der Vergebung des Vaters, der auf die Heimkehr seines Sohnes mit Schmerzen wartet..


Ich bitte für N.N.

- dass Du in ihm/ihr wachsen mögest...

- dass er/sie Deine ständige Anwesenheit ahnend (mit dem Herzen) "sehen" möge...

- dass er/sie sich mit seiner/ihrer ganzen Wahrheit in Deiner Gnade geborgen wissen möge...



Johannes 1, 15-18

(Bitte zuerst selbst langsam und sorgfältig lesen (Bibel im Internet )


 

Kontemplative Grundmeditation:

"All mein Sehnen" - liegt offen vor Dir"...


Text- und Existenzmeditation:

a) „Johannes ruft laut (schreit)...“

Was hier zu sagen ist, ist so wichtig, dass es weit ins Land hinein schallen muss...

- Ich begebe mich in eine innere Verfassung, die ich einnehme, wenn eine für mich wichtige Nachricht bekannt gegeben wird...

b) „Der nach mir kommt, war eher denn ich...“

Die "johanneische Dimension" in mir ist durch meine "Christusdimension wie von einem großen Bogen überspannt:

- Du, der kommen wird, auf den ich zugehe mit meinem ganzen Leben (wie es Johannes tat) - Du bist der, der bereits in mir wohnt... der war, ehe ich war...

- Meine Sehnsucht, die mich treibt, auf Dich zuzugehen, ist das Zeichen Deiner Anwesenheit in mir...

- Ich strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, weil ich es bereits als Möglichkeit in mir trage - als Möglichkeit, die sich verwirklichen will...

c) „Von Deiner Fülle empfangen wir Gnade um Gnade...“

- Dein Wesen ist Güte - das Wesen der Güte ist es, sich verschenken zu wollen Meine Aufgabe aber ist es, zu nehmen, zu empfangen von Deiner Fülle, die Du in Dir trägst und schenken willst.

d) das Gesetz ist "gegeben" - die Gnade und Wahrheit sind "geworden" -

- Mein inneres Gesetz hat die Johannesdimension: es ist mir „gegeben"...

- Meine innere Gnade und meine Wahrheit haben die Christusdimension: sie „sind" - haben ein Sein...

e) „Der eingeborene Sohn, dessen Sein sich ausstreckt auf den Mutterschoß Gottes hin, hat es uns verkündet“ -

- Das Sein Christi ist eine Bewegung hin zu dem Mutterschoß Gottes

- Auch meine "Christusdimension", Christus in mir, entfaltet sich, sie „wird" in dieser Bewegung auf den „Mutterschoß Gottes“ zu...



Johannes 1, 19-28

(Bitte zuerst selbst langsam und sorgfältig lesen (Bibel im Internet )


Grundmeditation:

"Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt"...

- "Herr, öffne mir die Augen, Deine Gegenwart zu schauen"...


Textmeditation:

a) "Das negative Bekenntnis:

"Er bekannte und leugnete nicht: Ich bin nicht Christus...“

Verstehen wir unter Bekenntnis nicht immer etwas Positives, eine Zugehörigkeitserklärung zu einer Sache oder einer Person? Vielleicht ist es hilfreich, vorerst einmal zu klären, wer ich nicht bin, wie es Johannes tat:

- Ich lasse mir die Frage stellen und stelle mir selbst die Frage: "Wer bin ich wirklich?"... "Wer bin ich nicht?"...
und ich versuche, darauf eine Antwort zu finden...

- Ich spüre meinen "Rollen" nach:

- Was für eine Rolle stellt mir mein Idealbild vor Augen?

- Wer möchte ich gern sein, ohne zu spüren, dass ich es nicht wirklich bin...?

- In welche Rolle wollen andere mich gern drängen? - Lasse ich mich vielleicht manchmal in etwas hineindrängen, was ich gar nicht wirklich sein möchte...?

- Ich spüre meiner Berufung nach:

- Welche Rolle möchte ich in meinem geistlichen Leben spielen? Was davon muss ich loslassen?...

- In welcher Rolle sehen mich meine Mitchristen?... Wo ist mein klares Bekenntnis gefordert: „Das bin ich nicht"...

b) Das positive Bekenntnis:

"Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste“

Ich horche in die Antwort des Täufers hinein: im Urtext steht nicht einmal „ich bin" sondern allein: ego - ich...

- Johannes weiß, wohin er gehört, was seine Aufgabe in der Heilsgeschichte ist...

- Weiß ich es für mich - ahne ich es wenigstens?

- Zeichnet sich da im Laufe meines Lebens eine Linie ab, wer ich bin - wozu ich gerufen bin - eine Linie, die sich manchmal undeutlicher, manchmal deutlicher erkennen lässt?...(Habe ich Mut genug, auch ehrlich sagen zu können: „Ich weiß es nicht"...?)...

c) Meine Johannes-Funktion:

„Bereitet dem Herrn den Weg..."

Johannes ist Wegbereiter des Herrn, Vorläufer, Hinweis...

Ich meditiere die Bilder, unter denen er seine Aufgabe darstellt:

Stimme" eines „Rufenden" in der „Wüste"...

- Klingt da in mir etwas mit? Gibt es „Johannes - Bereiche“ in meinem Dasein, wo auch ich die Aufgabe des Weg-Bereitens, des Rufens, des Hinweisens (vielleicht auch in der „Wüste") habe?...

- Was tue ich irgendwann einmal  für andere Menschen, um ihnen den Weg zu Dir, Herr, zu bahnen?

- Oder kann ich gar etwas tun, um Dir den Weg zu bestimmten Menschen „gerade" zu machen...? damit Du leichter den Weg zu ihnen finden kannst...?

d) Du bist mitten unter uns - unerkannt

„Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt..."

Die Wirklichkeit Jesu in unserem Leben: Sie ist mitten unter uns, ja zutiefst in uns selbst - meistens, ohne dass wir ihn erkennen...

- Johannes wird ihn erkennen -

- Ist der „Johannes in mir" wachsam, um den anwesenden Herrn vielleicht zu erkennen?...

e) Erkenntnis der eigenen Unwürdigkeit

„Nicht würdig bin ich, die Riemen seiner Sandalen zu lösen."

- Menschliche Größe und tiefste Unwürdigkeit vor dem Größeren - das lebendige Bild spricht besser als Worte und fragt mich: Wenn schon Johannes (der "Größte unter den Menschen"!) den Abstand so lebendig spürt - wie sieht es aus mit meiner inneren Demut - mit meiner Haltung angesichts des mich Umgreifenden, des Unendlichen?...



Johannes 1, 29 - 34

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 Kontemplative Grundmeditation:

- „Du mein Ursprung" - „Du mein Ziel"…

- Ich nehme noch einmal aus der früheren Meditation auf:

„Der nach mir kommen wird, war eher denn ich" -

Vom Ursprung zum Ziel hin fließt ein lebendiger, verborgener Strom der Liebe. Ich versuche, mich in diesen Strom einzuschwingen - mit jedem Atemzug geschieht dieses Mich - Einschwingen in die Liebes-Bewegung des Sohnes zum Vater hin - bis dieser Strom auch mich einbezieht und durch mich hindurchfließt...


Text- und Existenzmeditation:

a) „damit er dem Volk Israel offenbar werde, deshalb bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen..."

Der erste Schritt meiner Bewegung auf das Geheimnis meines Zieles zu ist der „Johannesschritt": Kehrt um, bereitet dem Herrn den Weg, lasst euch eure Sünden abwaschen..."damit er offenbar werde"...

Meine Taufe, die ich erhalten habe, ist nicht etwas einmalig Vergangenes, sondern bleibende Gegenwart dieses Geschehens - auch in ihrer "Johannes-Dimension": als Bußtaufe zur Umkehr und zur Vergebung der Sünden"...

- Ich erneuere diese mir geschenkte Wirklichkeit meiner Taufe, indem ich ganz bewusst in einer konkreten Situation meines Lebens die Umkehr vollziehe.- Damit nehme ich die Vergebungswirklichkeit, die mir in der Taufe geschenkt ist, neu in mein Leben auf...

(Wie manches mag mir immer mal in den Sinn kommen, was ich in meinem Leben ändern sollte - und dann bleibt doch alles beim Alten. Nur wenn ich an einer konkreten Stelle beginne, geht der Weg weiter, bleibe ich in der Bewegung, die mich innerlich lebendig erhält...)

b) „Ich kannte ihn nicht..."

Der nächste Schritt ist das horchende, schauende Warten, ob und wie Du Dich mir offenbaren willst...

- Johannes wagt es, zuzugeben, dass er Ihn nicht gekannt hat. Zweimal steht das in unserem Textabschnitt.

- Wagen wir es doch auch einmal, zuzugeben, Ihn noch nicht zu kennen! Auch das ist nichts Einmaliges: Immer wieder bleibt Er der Unerkannte - kein früheres Kennen reicht aus, um ihn in neuer Gestalt wieder zu erkennen.

- Allein das Zugeben, dass ich Ihn nicht kenne, lässt mich zum wartenden, aufmerksamen Menschen werden...

c) „der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der ließ mich wissen: Wohin du den Geist herabkommen siehst...

Der dritte Schritt besteht in dem Wagnis, die Offenbarung zu erlauschen und anzunehmen...

- Es ist ein Wagnis, zu glauben, dass Du "mitten unter uns" bist - meistens unerkannt...

- Es ist ein Wagnis, zu glauben, dass Du Dich für uns erkennbar machst...

- Es ist ein Wagnis, zu glauben, dass Dein Heiliger Geist in sichtbarer Gestalt dem wartenden und horchenden Menschen erscheinen kann und will...

- Konkret darf ich mich fragen, wo ich vielleicht schon einmal etwas vom Wirken des Heiligen Geistes ahnungshaft erleben durfte...

- In welcher Gestalt wurde er für mich sichtbar...?

- War auch das für mich ein Hinweis auf die Anwesenheit Jesu Christi "mitten unter uns"...?

d) „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt trägt" -

Der vierte Schritt, den uns der Text nahe legt, ist dieses Schauen auf Ihn. Ein Schauen, welches warten kann, welches vielleicht manchmal die Zeitbegrenzung hinter sich lässt, bis sich vielleicht Verborgenes enthüllt: das geheimnisvolle Symbol des „Lammes“...

- Johannes nimmt hier eine Formel vorweg, die in der frühen Christenheit bekannt war. Konnte er das alles damals schon wissen? möchten wir fragen. Die Antwort gibt Jesus auf die Sadduzäerfrage nach der Auferstehung: Es wird alles ganz anders sein im Reich Gottes.

Meister Eckehart sagt: Wer bei Gott ist, für den existiert keine Zeit mehr - das Früher und das Später fließen zusammen.

- Das gilt auch für mich: Im Schauen auf das Ziel, in der Bewegung auf das Ziel zu, das in der Ewigkeit liegt, fallen Gegensätze zusammen, kann ich einen Raum betreten, in dem es kein Früher oder Später gibt, wo Vergangenheit und Zukunft im gegenwärtigen Nun zusammenfallen...

- Was bedeutet für mich dieses Symbol des „Gotteslammes“, welches auch meine Sünde trägt...?

- Würde ich es lieber für mich durch ein anderes Bild ersetzen - verdeutlichen?

e) "Was ich gesehen habe, das habe ich auch bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes".

Auch hier finden wir wieder eine Formel, die viel später aus theologischen Nachdenken erwuchs: Christus, der Sohn Gottes.

- Ich meditiere das Symbol des Sohnes - des erstgeborenen Sohnes - des einzigen Sohnes - was der "Sohn" damals für die Menschen bedeutete - und nähere mich so dem Geheimnis Jesu, das mit diesem Symbolbild auf seine einmalige Gottesbeziehung hinweist...

- Mit welchem Bild würde ich heute dem Geheimnis Jesu ein wenig mehr "auf die Spur kommen?"...


Bildmeditation:

Wenn ich eine Abbildung des Isenheimer Altares habe, lasse ich den übergossen Finger des Täufers auf mich wirken - den Finger, der auf den Gekreuzigten hinweist...(Auch für M. Grünewald fallen hier unterschiedliche Zeiten zusammen)


Liedmeditation:

Mein Lebetage will ich dich aus meinem Sinn nicht lassen,

Dich will ich stets, gleich wie du mich, mit Liebesarmen fassen.

Du sollst sein meines Herzens Licht, und wenn mein Herz in Stücke bricht,

sollst Du mein Herze bleiben.

Ich will mich Dir, mein höchster Ruhm, hiermit zu Deinem Eigentum,

beständiglich verschreiben... (P.Gerhardt)


Tiefenmeditation

Ich schaue auf das "Lamm", welches auch meine Sünde trägt...



Johannes 1, 35-42

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Textmeditation

a) „zwei von seinen Jüngern"

War es Zufall? War es Auswahl?

- Im fortschreitenden Prozess des geistlichen Weges wird etwas - auch in mir - ausgewählt und weitergegeben an höhere Möglichkeiten: Der Weg geht von Johannes zu Christus...

b) siehe, das Lamm Gottes"

- Die Fähigkeit, in Christus den Retter zu erkennen wächst in meiner Öffnung zu Gott hin. Aber selbst das ist Vorbereitung auf solches Hinweisen - Können: „Dort ist Gott, so ist Gott!“ (Nicht ein „Adler“ - sondern ein „Lamm“!)

c) sie hörten es und folgten ihm"

- Sind wir immer bereit. das, was bisher das Höchste in unserem Leben war, zurückzulassen um des Höheren willen? (Oft ist das gerade der Anlass, dass uns Gott weiterführen will...)

d) was suchet ihr?"

- Durch deine Frage führst du unser Tun auf seine Wurzel zurück, - was suche ich wirklich bei dir? Was suche ich auf meinem Weg?

e) wo hast du deine Bleibe?"

- Wo hast Du Deine Bleibe? Wo ist der Ort, woher Du zu mir kommst, an den Du immer wieder zurückkehrst, wo man Dich finden, auf warten kann...?

f) sie sahen und blieben"

- Du gibst keine theoretische Antwort, sondern lädst mich ein: Komm, versuche es mit mir, las dich auf mich ein - erlebe selbst, wo die lebendige Quelle fließt...

- Es ist dein Wunsch, dass unsere Begegnung mit Dir keine kurze, ahnungshafte und vergängliche Berührung ist, sondern ein "Bleiben", kein Punkt, sondern ein Raum der Gemeinsamkeit...

g) wir haben ihn gefunden - den Messias"

- Nicht nur erkannt - gefunden! Welch ein Unterschied! Wir können den finden, in dem sich alles sammelt:

- die Erwartung der Menschheit im Gottesvolk,

- die Erwartungen jedes Menschen,

- meine tiefsten Erwartungen: das Offenbarwerden einer unbegrenzten Liebe!

- Ich darf es nicht nur erkennen - ich darf es finden!...

h) sie führten ihn zu Jesus"

- Das bedeutet "Mission": den anderen dahin führen, wo er selbst die Wirklichkeit Gottes erleben kann, ihm nicht nur davon berichten!

- Wie sehe und vollziehe ich meine "Sendung", mein Zeugnis vor anderen...?

i) du wirst Kephas genannt werden"

- Wie Du mich erkennst und anschaust, so werde ich unter Deinem Blick: neue Kreatur, neue Schöpfung...!

- Erhalte auch ich einen neuen Namen?
(vgl. Jes 65,15: meinen Knechten aber wird ein neuer Name gegeben werden")



Johannes 1,43 - 51

Bibeltext

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Grundüberlegung

Der Text umkreist die Worte „finden“ und „sehen“


Textmeditation

a) Jesus „findet“ Philippus

a) Am Tag darauf wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen; da traf er Philippus

- Abglanz diese Geschehens: Philippus „wird gefunden, getroffen“ (V.45)

- Wo habe ich jemanden oder etwas „gefunden“, der/das mich zu Christus geführt hat?...

b)  Wir haben den gefunden

 Ergebnis dieses Geschehens: Philippus „hat gefunden“

c)  Und Jesus sagte zu ihm: „Folge mir nach! "

Und er sprach zu ihm:„Folge mir nach“

- Auch Jesus will das „Gefundene“  mitnehmen, bei sich behalten…

- auch mich, wenn ich ihn oder er mich gefunden hat?...

- Bin ich aufmerksam, zu bemerken, wenn ich Dich, Herr, gefunden habe - oder Du mich gefunden hast -  wo und wie auch immer??...

- Fühle ich mich von Gott „gefunden“? Das heißt:

- aus der Verborgenheit geholt zu werden…

- aus der Vergessenheit geholt zu werden…

- an einen geschützten Platz geholt zu werden, wo man Ruhe hat, Dich kennen zu lernen…

- Ziel des Findens ist das „Schauen“,

- in seinem Wert erkannt zu werden…

d) „Philippus traf Natanaél und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs d) Philippus traf Natanaél "

Es gibt das gesuchte und das absichtslose „Finden“ - doch steht auch hinter dem scheinbar absichtslosen „Finden“ oft ein unbewusstes Suchen…

e)„Komm und sieh! "

Ziel des Findens und Gefundenwerdens ist das gegenseitige Schauen:

- Nathanel kommt und sieht…

f) „Jesus sah Natanaél auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. "

- Das Wichtigere aber ist: Jesus sieht ihn

- Wie siehst Du mich, Herr…?

g)  „Natanaél fragte ihn: Woher kennst du mich?"

- Natanael fühlt sich erkannt…und fragt nach dem „woher“?

h) „Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen."

- Ich habe Dich schon immer gesehen!... (Ob Nathanael dort im Gebet war?)

- Glaube ich daran, dass Du mich immer schon gesehen hast...? Auch dort, wo ich Dir scheinbar noch ferne war...?

i) „Du wirst noch Größeres sehen."


- Wer erkannt ist, wird immer noch tiefer erkennen...


Berufene:

Berufene sind von Gott Gefundene, für die es ein immer tieferes Erkennen und Erkannt - werden gibt…

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