Handreichung für die Arbeit mit
Schülern des 8.-10.Schuljahrs
(Arbeitsgruppe „Arbeit mit Konfirmanden“ In der theologisch-pädagogischen Arbeitsgemeinschaft der Ev.Luth. Landeskirche Sachsens. veröffentlicht im Amtsblatt der Ev. Luth. Landeskirche Sachsens 1975, 6-8)
Teil 1 - Inhalt
Teil
3 - Meditation als Lebens- und Glaubenshilfe
Teil
4 - Fundamentalerfahrungen
Teil
5 - Hinführungsmöglichkeiten zur Meditation
Teil
6 - Stille- und Entspannungsübungen
Teil
7 Symbolmeditationen -Metaphermediationen
Teil
8 - Meditieren eines Menschen
2.1.
Immer mehr stellen wir fest,
dass unseren jungen Menschen grundlegende Voraussetzungen fehlen, um
den Inhalt
der christlichen Botschaft aufzunehmen und in ihr Leben hinein zu
nehmen. Es
sind scheinbar ganz einfache menschliche Grundhaltungen, die neu
gelernt und
geübt werden müssen: das Hören mit dem
Herzen - das Verstehen bildhafter
Sprache - die innere Stille, welche die Botschaft empfangen kann - die
Klarheit
der Fragen, welche auf Antwort wartet - das Gefühl
für die Mehrschichtigkeit
der uns umgebenden Dinge u.a.m.
Diese
Arbeitshilfe will einige
Möglichkeiten und Wege aufzeigen, wie man jungen Menschen
helfen kann, diese
Grundhaltungen neu zu entdecken. Der Weg dort- hin wird uns angeboten
in
Übungen der Meditation.
2.2.
Mancher schreckt vielleicht
schon beim Lesen der Überschritt zurück im Blick auf
seine konkrete,
desinteressierte Schülergruppe und hält jede Arbeit
in dieser Weise dort für
unmöglich. Dazu ist zu sagen:
Es
gibt einzelne, für die eine
solche Form der Arbeit nicht geeignet ist. Zum Meditieren darf und kann
man
niemanden zwingen - das wäre auch sinnlos, denn alles kommt
hier auf die eigene
Bereitschaft zum Mittun an.
Es gibt aber mehr Kinder, als wir meinen, die gerade deshalb
uninteressiert
sind an der bisherigen Form unseres Unterrichtes, weil sie nicht auf
ihre
Kosten kommen. Nicht wenige von ihnen werden durch diese neue Form der
Arbeit
sehr intensiv angesprochen.
2.3.
Seit vielen Jahren liegen
auf diesem Gebiete Erfahrungen vor, die im katholischen Raume mit
Kindern im
Konfirmandenalter gemacht worden sind. Jungen und Mädchen des
8.-10.
Schuljahres werden zu drei- bis vier- tägigen
Meditationskursen eingeladen.
Viele der dort ausprobierten Übungen sind in diese
Unterrichtshilfe eingearbeitet
(vgl. Christenlehre 1974/1). Die Erfahrungen sind so gut, dass es sich
lohnt,
auch bei uns nach Wegen zu suchen, wie man Kindern durch solche
Möglichkeiten
helfen kann auf ihrem Lebens- und Glaubensweg.
2.4.
Ausführlicher sind diese
Überlegungen dargestellt in "Zeichen der Zeit" 1974/11:
"Meditieren als Lebens- und Glaubenshilfe für den heutigen
Menschen."
3.1.1. „Meditieren" ist ein großes Wort für etwas, was dem Menschen seit eh und je bekannt ist, ohne dass er dieses Wort gebraucht hätte. Sich besinnen, einmal zur Stille kommen, etwas nicht nur mit dem Verstande, sondern gewissermaßen mit dem „Herzen" anschauen, etwas in sich einlassen, sich bis in die Tiefe einem Erlebnis öffnen - all das und noch manches andere sind Bestandteile dessen, was man heute als Meditieren bezeichnet.
3.1.2. Nun hat es aber unsere Zeit in sich, dass sie den Menschen mit einer solchen Fülle von Erlebnissen und Eindrücken überschüttet, dass es immer schwerer wird, alles Aufgenommene zu verarbeiten, darüber nachzudenken und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Unverarbeitetes bleibt liegen, ungeordnet, wie im äußeren so auch im inneren Leben - und da sich der Mensch in der Unordnung auf die Dauer nicht wohl fühlt, reißt er aus, verliert sich in Äußerlichkeiten, er ist nicht mehr bei sich selbst „zu Hause", fühlt sich nicht mehr wohl und entdeckt vielleicht eines Tages, dass er eigentlich gar nicht mehr selbst lebt, sondern dass er „gelebt wird" - seine inneren Tiefenschichten werden mehr und mehr ausgeblendet. Jedes Organ aber, was nicht ständig geübt wird, ist in Gefahr zu verkümmern. So erschrecken heute manche Menschen bis ins Innerste vor der Gefahr, die uns allen droht: dass der innere Mensch verkümmert!
3.1.3. Ganz besonders aufhorchen müssen wir bei diesen Gedanken, wenn wir uns für junge Menschen verantwortlich fühlen, die es lernen sollen, in dieser Welt als Christen zu leben. Gott braucht offene Herzen, wo immer er Menschen begegnen will. - Wenn es aber nun dem Menschen gar nicht mehr gelingen sollte, sein Herz zu öffnen? - Wenn man es heute als unumgängliche Voraussetzung erkennt, einem Hungernden erst einmal Brot zu geben, ehe man ihm das Evangelium bringen kann, so könnte man ebenso sagen: Es ist unsere Aufgabe als Christen, erst einmal den Menschen zu zeigen, wie man das brachliegende Erdreich des „inneren Menschen" lockern und umgraben, durchfeuchten und erwärmen kann, ehe man den Samen des Wortes Gottes hineinlegt:
3.1.4. Meditieren heißt also nichts anderes, als dem Menschen zu helfen, etwas, was wesentlich zum Menschsein gehört, was er selbst aus eigener Erfahrung kennt, aber z. T. verloren hat, wiederzufinden, bewusst neu zu üben und es immer besser zu lernen. So verstanden, wird Meditieren zu einer Voraussetzung dessen, was unsere Vorfahren mit Kontemplation bezeichneten und wonach sich unsere Zeit heute wieder ausstreckt (Taizé!).
3.1.5. Wer Bedenken haben sollte, dass man sich mit solchem Tun in die Gefahr eines Synergismus begeben könnte, dem könnte man erwidern: Meditieren will das Radio in Ordnung bringen, dass es empfangsbereit wird für die Sendung - ob der Sender allerdings sendet und was er sendet, das kann kein Radio beeinflussen!
Alles, was in diesem Zusammenhang gesagt wird, hat den jungen Menschen im Blick, wie er heute von der Welt, in der er steht, gefordert und beeinflusst wird. Es kann hier niemals um Vollständigkeit einer Situatiosanalyse gehen. Doch kann man vielleicht an einigen Beispielen die Richtung anzeigen, in welcher sich die heutige Entwicklung zu bewegen scheint. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir alle in dieser Bewegung darin stehen. Die Frage steht dabei im Hintergrund: Welche Hilfe könnte die Meditationsarbeit dabei geben?
3.2.1. Man braucht sich nicht erst ein Bild des Stadtzentrums von "Tokio bei Nacht" anzuschauen, um intuitiv zu verstehen: Soviel Eindrücke kann kein Mensch wirklich innerlich „verdauen". Jede Großstadt zwingt den Menschen dazu, innerlich „abzuschalten". Dieses Abschalten aber kann zur Lebensgewohnheit werden, man lässt nicht nur das „Zuviel", sondern überhaupt nichts mehr wirklich an sich herankommen, in sich eindringen, sondern verlegt sein Leben mehr und mehr an die Oberfläche, wo ein starker Eindruck vom anderen abgelöst wird. Dabei macht sich aber sehr bald eine zunehmende innere Leere bemerkbar, die man wiederum durch noch stärkere Eindrücke zu übertönen sucht. Auf diese Weise geht nach und nach überhaupt die Fähigkeit verloren, etwas in der Tiefe zu erleben. Vieles rastlose Suchen junger Menschen nach Glück und Erfüllung hat hier seine Wurzeln. Im Alter unserer Konfirmanden werden an dieser Stelle Weichen für das ganze Leben gestellt.
3.2.2.
Ein anderes Beispiel: Unsere
jungen Menschen müssen sich bald für einen Beruf
entscheiden. Das fällt vielen
schwer - auch schon vor den Zeiten der Jugendarbeitslosigkeit. Die
Spezialisierung der Berufsausbildung ist ein Kennzeichen unserer
technisierten
Welt. Niemand ist mehr fähig, auch nur ein
großes Berufsgebiet völlig zu
beherrschen. Der Mensch aber strebt zum Ganzen, er wird auf die Dauer
den
Verlust dieser Ganzheit nur ertragen, wenn er lernt, das Spezielle als
einen
Teil des Ganzen zu sehen.
Meditation will Wege zeigen, verborgene Zusammenhänge zu
entdecken, welche die
Welt in ihrer Vielfalt doch zu einer großen Ganzheit
zusammenschließen. Das ist
bei vielen Arbeitsvorgängen möglich!
3.2.3.
Gerade unter jungen Menschen
bricht heute in einer früher kaum gekannten Dringlichkeit die
Frage auf nach
dem Sinn des Lebens. Sie ist geradezu als eine Kardinalfrage junger
Menschen
bezeichnet worden. Angebote, die von verschiedenen Seiten gemacht
werden - die
Kirche eingeschlossen -, befriedigen den jungen Menschen oft nicht.
Gerade
diese entscheidende Frage will er sich nicht von fertigen
„dogmatischen"
Lösungen her beantworten lassen, sondern er sucht nach einer
Antwort, die ihm
selbst einleuchtet und damit sein konkretes Leben durchleuchtet. Wo nun
ein
solcher suchender Mensch beim Meditieren immer mehr erlebt, wie jedes
Ding
nicht nur seinen zufälligen Platz hat, sondern in einer
geheimnisvollen Weise
seinen Sinn im Ganzen hat,. wie Dinge und geistiges Geschehen sich so
verwandt
sind, dass man die gleichen Worte für beides verwendet ("Weg"
-
Lebens -“weg") - dann mag in ihm langsam ein tiefes Vertrauen
darauf
wachsen, dass auch sein kleines Leben einen Sinn für das Ganze
erfüllt, wenn
auch ganz verborgen.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Ein 14jähriges
Mädchen, das einen
Meditationskursus besucht hatte, kam tief erfüllt und
beglückt von einer
verregneten Autobusfahrt heim: „Ich habe über die
Scheibenwischer meditiert -
so etwas gibt es doch oft, immer wieder ist der Blick nach vorn
getrübt, wie
von Regentropfen, aber Gott wischt dann immer wieder alles weg, dass
man die
nächste Strecke erkennt!"
3.3.1. Ich kann auf einer Bergwiese vor einer sprudelnden Quelle stehen, und ich kann in der exegetischen Forschung nach den „Quellen" einer biblischen Erzählung suchen. Das gleiche Wort für verschiedene Dinge, in der sinnenhaften Welt und in der geistigen Welt! Wie verhalten sich diese beiden Wirklichkeiten zueinander, für die unsere Sprache das gleiche Wort braucht? Weder das Wörtlein "ist" noch das Wort "bedeutet" empfinden wir als zutreffend, um dieses Verhältnis zu bestimmen. Man gebraucht das gleiche Wort dort, wo auf verschiedenen Ebenen etwas ist, was einander „entspricht"! In der Meditation bezeichnet man den Gegenstand, der sinnlich anschaubar ist, als Symbol für das, was es „Entsprechendes" in der geistigen Welt gibt, auch dort, wo es sich nicht im gleichen Namen ausdrücken muss. Die Fähigkeit, symbolisch zu denken und Dinge, Handlungen oder Ereignisse in ihrer Symbolkraft zu verstehen, ist eine wichtige Voraussetzung, um biblisches Denken zu verstehen. Zentrale biblische Aussagen wie die Ich-bin-Worte Jesu oder das Vaterbild für Gott erschließen sich in ihrer Tiefe nur diesem symbolischen Verstehen. Ähnliches gilt auch für viele unserer Kirchenlieder (z.B. „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld...“ oder: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt..“).
3.3.2. Die Zeugnisse der Bibel - sowohl des Alten Testamentes wie auch des Neuen Testamentes - liegen für den heutigen Leser wie hinter dem kaum durchsichtigen Vorhang einer unüberbrückbar scheinenden Zeitspanne. Wir scheuen uns mit Recht davor - auch gerade im Unterricht, den Abstand einfach zu vertuschen. Das Wissen um diesen Abstand erscheint uns als ein Gebot der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit gegenüber den jungen Menschen. Wie aber kann dann solch ein Wort aus „grauer Vorzeit" überhaupt noch seine Funktion erfüllen, Wort Gottes an mich persönlich zu sein - sowohl schenkend als auch fordernd? Steht und fällt mit dieser Frage nicht unser christlicher Glaube?
Hier liegt wahrscheinlich die entscheidende Aufgabe meditativer Arbeit. Wo der Mensch es aus eigener Erfahrung lernt, dort eine innere Verbindung herzustellen, wo Dinge und Geschehnisse scheinbar völlig zusammenhanglos nebeneinander liegen, wo er sich darin übt, sich selbst wiederzufinden in dem, was ihm gegenüber steht, da ist entscheidende Vorarbeit geleistet, um den Abstand verschwinden zu lassen, der uns von der Bibel trennt.
3.3.3. In einer Welt, die sich vorwiegend anthropozentrisch versteht, bleibt kein Platz mehr für einen "Gott im Himmel". Hoffentlich ist auch die Versuchung, Gott weiterhin nur im Noch-nicht-Erforschten anzusiedeln, bald endgültig in der Kirche überwunden. Es bleibt uns kein anderer Weg mehr, als endlich damit ernst zu machen, dass Gott allgegenwärtig ist. Das heißt aber konkret, dass er uns überall, in jedem Ding, in jedem Ereignis, in jeder Situation begegnen kann und begegnen will. Nur so kann Gott als Lebenswirklichkeit erfahren werden, nicht in Form eines Pantheismus, sondern im Wissen darum, dass Gott der Schöpfer alles Seienden ist und sich darum in allem Seienden selbst aussagt. In einem Symbol aber dem zu begegnen, „was mich unbedingt angeht" (Tillich), will gelernt und geübt sein. Wer überhaupt nicht mehr dazu fähig ist, dem wird auch das Organ dazu fehlen, in dem Menschen Jesus Christus der Wirklichkeit des lebendigen Gottes selbst zu begegnen. Ziel christlicher Meditation aber ist diese Gottesbegegnung durch Christus.
3.3.4. Man sagt, dass wir heute in einer manipulierbaren Welt leben. Das Denken und Fühlen unserer jungen Menschen ist dadurch geprägt, dass man erkannte Ziele systematisch ansteuert. Tun wir das auch als Christen? Oder überlassen wir es hier weithin noch dem Zufall, wie wir verkündigen und auf welche Weise wir die Menschen ansprechen? Selbst wenn man das Wort „Zufall" in seinem innersten Sinn versteht, dass Gott einem das Notwendige „zufallen" lassen wird, entbindet uns das nicht von der Aufgabe, Wege zu suchen, welche zum Ziele führen können - auch wenn man weiß, dass es immer freie Gnade Gottes ist, wenn er ein Menschenherz anrührt. Ein solcher Weg (noch einmal sei betont: nicht der einzige Weg!) ist die Meditation.
3.3.5. Und ein Letztes: Unsere heutige Welt - und wir in ihr - hat ein sensibles Unterscheidungsvermögen für Echtes und Klischee. Nur wenn bei uns Christen Wort und Tat übereinstimmen, wenn man uns anspürt, dass wir mit dem Herzen hinter dem stehen, was unser Mund spricht, haben wir überhaupt Aussicht, gehört und ernst genommen zu werden. Meditation erschließt Möglichkeiten und Fähigkeiten des Menschen, das „Vollbringen" näher an das „Wollen" heranzubringen. Das muss man wissen, und das muss man üben, gerade mit jungen Menschen, die an der Schwelle des Erwachsenwerdens stehen. Und dann wird man nach Jahren solcher Übung in einer ganz neuen Weise verstehen, was Paulus mit seinem „allein aus Gnaden" gemeint hat. Denn dann berufen wir uns nicht mehr auf die „billige Gnade" (Bonhoeffer). Aber dieser Gedanke gehört dann schon zu einer Arbeit, die auf den hier angebotenen Grundelementen aufbaut!
Meditieren will helfen, Existenzbedingungen zu schaffen, in denen sich Fundamentalerfahrungen leicht ereignen können, solche Erfahrungen im Bilde oder im Wort zu fassen, um so zu Elementareinsichten zu gelangen und die Fähigkeiten zu üben, solche Einsichten auf geistige Wirklichkeiten des Lebens und des Glaubens zu übertragen.
An einem Beispiel soll das verdeutlicht werden: Kinder meditieren über das Symbol des Weges. Einige sehen ihren Weg vor sich,
- wie er unübersichtlich nur die nächste Strecke dem Blick frei gibt,
- wie Büsche am Wegrand unbekannte Gefahren bergen.
In diesem Bilde verdeutlicht sich eine Fundamentalerfahrung, die gerade dem Pubertätsalter eigen ist: Pubertät ist eine Phase der Verunsicherung, man erlebt sein Leben als gefährdet. Ein Kind sah auf diesem Wege einen anderen Menschen kommen, der dann mit ihm ging. Jetzt wurde der Weg übersichtlicher, und erschien ungefährlicher. Das Mädchen deutete dieses Bild selbst:
"Wenn ich nicht allein gehen muss, wird alles leichter": eine Elementareinsicht! Über solch eine Einsicht zu meditieren heißt: ich wende sie an auf mein Leben. Was mir an diesem Bilde deutlich geworden ist, gilt für viele Situationen: "Ich möcht', dass einer mit mir geht..." Die Notwendigkeit der Gemeinde und des Lebens mit Jesus kann aus solch einer Meditation dem jungen Menschen deutlich werden.
Nach einer stark meditativen Periode im Leben des Kleinkindes macht das Kind im Alter von 10 bis 12 Jahren eine Periode der Außengerichtetheit durch. In dieser Zeit will das Kind immer Neues erleben und entdecken.
Mit dem Eintritt in die Pubertät aber wandelt sich die Richtung. Der junge Mensch entdeckt sein Inneres - er entdeckt es als eine seltsame, undurchschaubare Welt, die ihm immer neue Rätsel aufgibt. Deshalb ist er in dieser Zeit besonders aufnahmebereit und dankbar für Hilfen, die ihm beim Kennenlernen dieses eigenen Ich angeboten werden. In keiner Altersstufe wird Anleitung zur Meditation so dankbar und ursprünglich aufgenommen wie gerade bei unseren Konfirmanden - vorausgesetzt, dass ihnen diese Welt so zugänglich gemacht wird, dass sich keine innere Tür verschließt (auch das geschieht in diesem Alter ganz besonders leicht!).
Nach dem eben Gesagten muss auch das andere gesagt werden: Es gibt Menschen jeden Alters, bei denen Meditieren nicht möglich ist. Der Grund kann - selten - in einer besonders aktiven Veranlagung liegen, er kann aber auch in besonderen Situationen zu finden sein.
Meditation setzt eine gewisse seelische Ausgeglichenheit voraus, besonders starke, schmerzliche Eindrücke können für einige Zeit alles übertönen und lassen keinen Raum für echte Meditation. Deshalb muss man diese Gefahr kennen, um von niemandem etwas zu verlangen, was er nicht leisten kann.
Eine weitere Gefahr besteht bei übernervösen Kindern, die nicht stillsitzen können. Da Meditation den Raum der Ruhe braucht, stören sie sich selbst und die anderen.
Ein Letztes, Wichtiges: Niemals sollte man über etwas Negatives meditieren! Die inneren Wirkungen meditativer Bilder sind stärker, als man es selbst zunächst spürt. Hier liegt die Verheißung, aber auch die Gefahr des Meditierens. Aus diesem Grunde muss man selbst den Stoff der Meditation genau prüfen, ehe man ihn anbietet (man kann weder über die Hölle, noch über ein KZ meditieren!). Aber man muss auch den Kindern sagen, dass sie selbst aufhören müssen, wenn sie auf negative Bahnen kommen. Diese Gefahr kann man nicht immer voraussehen, bei manchem Kind könnte etwa eine „Vater“- Meditation solche negativen Formen annehmen.
Die Verstehensschwierigkeiten liegen in unserer heutigen Umwelt: Leistungsdenken, Geräuschkulissen und das rasende Tempo unserer Zeit sind einige der ausgesprochen meditationsfeindlichen Faktoren. Der Sog an der Peripherie bedroht heute jeden Menschen und birgt die Gefahr in sich, dass er seine „Mitte" verliert. Es ist viel leichter, dies theoretisch einsichtig zu machen, als es praktisch auszuschalten. Das wird nur möglich, wenn es gelingt, den jungen Menschen die Wichtigkeit dessen, was wir tun wollen, so einleuchtend zu machen, dass sie selbst wirklich mittun wollen. Und gerade im Mittun erleben sie, wie wichtig dieses Tun ist, So wächst die Überwindung vieler Schwierigkeiten von den jungen Menschen selbst her.
Was Meditation ist, wird im Vollzuge erfahren. Immer wieder wird man auf eigene Erfahrungen der jungen Menschen selbst zurückgreifen und daran aufzeigen müssen, was gemeint ist. Jedoch muss man auch einführend schon einige Schwerpunkte setzen und sie den Kindern als Ziel vor Augen stellen, damit sie selbst dieses Ziel erreichen wollen.
Solche Ziele wären:
4.5.1. Wir sind umgeben von ständigem Lärm. Viele Menschen leiden darunter. Es gibt eine Möglichkeit, fast unempfindlich dafür zu werden. Das wollen wir üben.
4.5.2. Was wir jetzt tun, will euch helfen, euch selbst besser kennen zu lernen. Es gibt nicht nur eine Welt um uns - es gibt auch eine Welt in uns. Die ist oft wie ein verwüsteter Garten. Wir wollen sie kultivieren.
4.5.3. Es gibt Menschen, die fahren um die ganze Welt und werden doch nicht glücklich. Und es gibt Menschen, die entdecken, dass die kleinste Stelle dieser Welt so voller Wunder ist, dass sie überall etwas Herrliches entdecken. Wie wichtig kann das sein, z. B. wenn man einmal krank ist! Das wollen wir lernen.
4.5.4. Manchmal stehen wir vor schweren Entscheidungen - der eine sagt dies, der andere das Gegenteil. Was soll ich tun? Wer meditiert, merkt, wie langsam in ihm etwas wächst, das ihm hilft, sich selbst ein Urteil zu bilden.
4.5.5. Wer von euch hat Gott schon einmal sprechen gehört? Wir hören Gott nicht mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Dieser Empfänger aber ist bei vielen Menschen kaputt. Wir wollen ihn in uns empfangs- bereit machen.
5.1.1.
Beim Anleiten zum Meditieren
steht und fällt alles mit der Frage: Wie bringe ich den
anderen dazu, dass er
sich nicht nur meine Erkenntnisse anhört
und übernimmt, sondern dass er
selbst in sich die eigenen Quellen entdeckt und
erschließt?
5.1.2.
Es gibt viel Formen und
Möglichkeiten, in denen man meditieren kann:
- man kann allein oder
in der Gruppe meditieren
- man kann es tun beim Anblick eines Bildes oder eines Gegenstandes
- man kann meditieren, indem man aufschreibt, was - einem
einfällt
- man kann sich auch einfach dem inneren Bild, dem inneren Wort und dem
Inneren
Gefühl öffnen bei völliger
äußerer Stille.
Diese letzte
Methode hat
sich bei Kindern in der Phase der Pubertät gut
bewährt.
5.1.3.
Äußere Voraussetzungen einer
fruchtbaren Meditationsarbeit dürften nach vielen bisherigen
Erfahrungen sein:
ein Raum, in dem Ordnung und Stille herrscht (eine kleine Kirche ist
durchaus
dazu geeignet), ein Ort, der eine gewisse Loslösung vom
Alltagsgetriebe
ermöglicht, ein Teilnehmerkreis, der verbunden ist durch den
Willen, sich dem
zu öffnen, was da geschehen soll.
Wie ist das erreichbar? Dieser Entwurf bietet einen Vorschlag an: Man hält in der Gesamtgruppe eine Stunde, welche die Kinder erleben lässt, was Meditieren ist und was es will. Die Kinder, die in dieser Richtung weiterarbeiten wollen (das kann durchaus die ganze Gruppe sein!), lädt man ein zu einem Einführungskurs, wie er hier angeboten wird. Das kann in der eigenen Gemeinde oder auch übergemeindlich geschehen - in Wochenenden oder auf Rüstzeiten. Prinzipiell möglich ist auch eine Verteilung des Kurses auf je eine Meditationsstunde in der Woche, hier ist aber die Gefahr sehr groß, dass der Teilnehmerkreis wechselt und eine kontinuierliche, aufbauende Arbeit sehr erschwert. Außerdem muss man die Vorarbeit des "Zur-Stille-Führens" immer wieder neu tun. Trotzdem wird es oft die einzig realisierbare Möglichkeit sein.
5.1.4.
Eine hinführende
Meditationsstunde für alle ist deshalb nötig, weil
man Meditieren nur kennen
lernen kann im eigenen Tun - nicht, indem man einen Vortrag
darüber anhört.
Daraus ergibt sich auch das methodische Vorgehen in der Arbeit selbst:
In
irgendeiner Weise wird solche Arbeit sich immer aus 3 Komponenten
zusammensetzen:
5.1.4.1.
Man führt hin zur Meditation,
indem man die Kinder anspricht auf irgendwelche eigene Erfahrungen, die
sie
selbst auf diesem Gebiet schon gemacht haben.
5.1.4.2.
In der eigentlichen Meditation
sollen sie - unbeeinfiußt vom Leiter und voneinander - neue
eigene Erfahrungen
sammeln.
5.1.4.3.
Im gemeinsamen Gespräch über
solche Erfahrungen lernen sie, sich über Vorgänge
ihres inneren Lebens zu
äußern (sehr wichtig in diesem Alter!), und sie
lernen im Hören auf den
anderen, ihre eigenen inneren Möglichkeiten zu erweitern und
zu vertiefen.
Aus diesem eigenen Erleben her wächst der Wille, in ein Land
der inneren Freude
und des inneren Reichtums, wie man es geschaut hat, weiter
einzudringen, und
auch die Mühen auf sich zu nehmen, die das kostet.
5.1.4.4.
Wer spontan meditiert, wird -
ohne dass er es selbst registriert - völlig still dabei: Ein
Kind ist
„versunken" in den Anblick einer spielenden Katze; ein
Professor hält inne
im Laufen oder im Schreiben, wenn ihm eine neue Idee kommt - das ist
so, als ob
sich alle Kräfte von außen nach innen
zurückzögen und sich ganz dort
konzentrieren - der Atem wird tief und ruhig. So kann man auch
umgekehrt von
der Körperhaltung her die Tiefe der Meditation beeinflussen.
(In manchen
Meditationskursen kann man das üben im Blick auf
Meditationshaltungen, die der
Osten in Jahrtausende alten Übungen entwickelt hat.)
Für uns sind hier zwei Dinge wichtig: Es gilt, mit den Kindern
eine Haltung zu
finden, in der man frei und tief atmen kann (gerade sitzen, ohne
Verkrampfungen!) und in der man es mühelos eine Weile ohne die
geringste
Bewegung aushalten kann (das ist wichtig, jede Bewegung stört
nicht nur den
anderen, sondern vor allem das innere Bild !).
5.1.4.5.
Man braucht kein Meister der
Meditation zu sein, ehe man es wagen dürfte, mit Kindern zu
meditieren. Eines
aber ist unerlässlich, wichtiger als alles bisher Gesagte: Man
muss sich selbst
auf diesen Weg begeben haben. Mehr als bei jeder anderen Form des
Unterrichtes
kann der Unterrichtende hier nur das vermitteln, was er selbst ist und
hat
(nicht: was er weiß!). Wo man aber die Stunde vorher selbst
durchmeditiert hat,
wird man immer wieder erleben, wie die Kinder einem sogar das
Unausgesprochene
abnehmen und selbständig weiterführen. Es ist, wie
wenn mit der Stimmgabel ein
Ton angegeben wird, und die entsprechende Saite des Instrumentes klingt
von
allein mit.
(In
ihnen sollen Konfirmanden erleben,
was mit Meditieren gemeint ist)
5.2.1.1.
In einer Zeitschrift
„Deine Gesundheit“ (1973/10) sah man auf der
Rückseite eine Karikatur, die uns
nachdenklich machen kann:
In der Mitte ist das Bild eines Mannes zu sehen, der sich die Haare
rauft. Von
allen Seiten kommt es auf ihn zu:
-
Der Chef: "Ich
warte seit vorgestern auf Ihren Bericht!"
- Die Sekretärin: "Diese Akten sind sofort
zu erledigen!"
- Der Arbeiter: "Unser Meister hat seit 2 Tagen
schon kein Ohr für
uns!"
- Ein Kollege: "Donnerstag haben wir Sitzung!"
- Das Fernstudium: "Von Ihnen fehlt mir noch die
Belegarbeit
!"
- Das Kind: "Vati, wann hast du mal Zeit
für mich?"
- Die Frau: "Ab morgen habe ich wieder
Spätschicht!"
5.2.1.2.
Man stellt die Aufgabe:
Zeichnet eine ähnliche Karikatur, wie sie für euch
selbst zuträfe. Ihr habt 10
Minuten Zeit dazu!
5.2.1.3.
Lest vor, was ihr geschrieben,
und zeigt, was ihr gezeichnet habt (in kleineren Gruppen ist das gut
möglich) !
5.2.1.4.
Dreht das Blatt um -
beantwortet schriftlich, jeder für sich, die Frage: Was wird
auf die Dauer aus
solch einem Menschen?
5.2.1.5.
Auswerten der Antworten -
weiterführen. Was könnte man tun, um dem vorzubeugen?
(In eurem Alter werden
hier die Weichen für das ganze Leben gestellt!)
Hilfsimpuls:
Stichworte: "Autogenes
Training", "Psychohygiene". Das gibt es nicht nur für
Erwachsene, das gibt es auch für Kinder in eurem Alter!
5.2.1.6.
Vorlesen: "Bericht von
einem Meditationskurs mit Kindern." Wer hätte denn Lust, so
etwas einmal
mitzumachen? . '. (Anlage)
5.2.2.1.
Wir legen eine Wettertabelle
an. Nehmt einen Zettel und schreibt jeder für sich auf, was es
für verschiedene
Wetterlagen geben könnte (Sonne, Regen, Wolken, Gewitter,
Sturm, Nebel. . .).
Wir lesen vor und ergänzen, was wir nicht selbst gefunden
haben.
5.2.2.2.
Man zeigt Dias mit
Kindergesichtern (5-6 Dias) und stellt die Aufgabe: Wir schauen uns
jedes Bild
ganz in Ruhe an - und überlegen: Ein Kindergesicht ist noch
ganz offen, darin
kann man gewissermaßen ablesen, was für Wetter in
der Seele dieses Kindes
herrscht - versucht, zu jedem Bild die „Wetterlage" zu
finden. Bitte
schaut erst eine Weile still hin, ehe ihr etwas sagt!
5.2.2.3.
Jetzt habt ihr 15 Minuten Zeit,
schreibt jeder für sich selbst auf: Wo scheint in meinem Leben
die Sonne - wo
ist Sturm (usw.) -; ihr könnt jeden einzelnen Punkt
durchgehen! (Es kann gleich
zu Anfang gesagt werden, dass das Geschriebene nicht vorgelesen zu
werden
braucht, jeder soll das wirklich für sich selbst tun! Wer Lust
hat, darf es
aber auch vorlesen.)
5.2.2.4.
Auswertung - ohne auf
den Inhalt des Geschriebenen einzugehen:
Bei
solchen Vergleichen kann man
allerhand entdecken!... Ihr lernt in der Schule vieles - aber wenig
darüber,
wie es in euch selbst aussieht, in eurer inneren Welt. Das aber ist
ganz wichtig!
Weil wir diese innere Welt so wenig kennen, darum fällt es uns
auch so schwer,
über innere Dinge zu sprechen. Das aber ist manchmal
nötig, und gerade in eurem
Alter möchte man das ab und zu gern tun, aber man
weiß meistens nicht wie!
Wem das heute Freude gemacht hat, wer das besser lernen will, den
möchte ich
einladen zu einem Meditationskurs.
Wir
knüpfen an bei dem, was wir
in der Hinführungsstunde erarbeitet haben. Schreibt auf: Was
erwarte ich von
diesem Meditationskurs? (Sollte die Unruhe zu groß sein, kann
man als Vorübung
die Aufgabe stellen: Was erwarte ich von meiner Tanzstunde? - An diesem
naheliegenden Thema werden erst einmal die Weichen gestellt
für die folgende
Aufgabe: dass man sich überlegt, wie man an neue Situationen
herangeht, die
Erwartungen in klare Gedanken fassen und formulieren muss.
Wir
lassen das Niedergeschriebene
vorlesen und ergänzen noch einiges, kurz (vgl. oben:
Didaktische Überlegungen.
5.: Schwerpunkte).
Wir
sind hier beieinander, nicht um viel zu reden, sondern um gemeinsam
etwas zu
tun. Für jedes neue Tun braucht man am Anfang einige
Arbeitsanleitungen, so
will ich euch auch zu Beginn einige wichtige Hinweise geben, damit ihr
selbst
Freude an unserem Tun gewinnen könnt:
6.1.2.1
Ein 6-jähriger Junge kommt in
seine erste Klavierstunde - voller Erwartung, nun gleich sein erstes
Lied
spielen zu dürfen. Aber er bekommt zuerst die Aufgabe, mit
seinen Armen
"eine Brücke zu bauen" , damit er sich von Anfang an keine
falsche
Haltung angewöhnt. Kleine Vorübungen sind
nötig, wenn man etwas Richtiges
leisten will! Und noch jeder große Pianist wird jeden Tag
eine gewisse Zeit für
Tonleiter- und Technikübungen brauchen! - Und so etwas gibt es
selbstverständlich auch beim Sport! Wer die kleinen Dinge
verachtet, wird
nichts Großes leisten! Das gilt auch für unsere
Arbeit: Verachtet nicht die
kleinen Dinge! Sie haben Sinn, selbst wenn sie euch zuerst albern
erscheinen!
6.1.2.2.
Nicht durch das Anhören eines
Vortrages über die Technik des Stabhochsprunges wird man zum
Leistungssportler
(auch das theoretische Wissen ist nötig!), sondern durch
eigenes ausdauerndes
üben. Was wir hier gemeinsam tun, wird erst dann für
euch selbst wirklich
fruchtbar, wenn ihr das, was wir hier gemeinsam üben,
selbständig weiter tut.
Nicht, was ich euch sage, ist wichtig - das soll nur hinführen
-, wichtig ist,
was jeder selbst entdeckt! Ich gleiche eigentlich nur dem Trainer beim
Sport,
der die eigenen Leistungen des Sportlers überwacht und
korrigiert. Was wir tun,
ist etwas Ähnliches, nur mit einem Unterschied: Der Trai ner sieht
Fortschritte und Fehler des Sportlers - ich aber bin angewiesen auf
das, was
ihr mir sagt von dem, was in euch vorgeht: Ich brauche eure
Rückäußerungen! Das
ist aber auch für euch selbst wichtig, dass ihr lernt,
über innere Vorgänge zu
sprechen. Das fällt einem oft sehr schwer - z. B. wenn man
einen wichtigen
Brief schreiben soll, in dem es nicht nur um Erlebnisberichte geht!
6.1.2.3.
In der Schule gibt es
verschiedene Fächer die meisten wenden sich an euren "Kopf" -
denn in
der Schule geht es vor allem um das Lernen und um das Denken. Es gibt
aber auch
andere Fächer, die sich nicht nur an den Kopf wenden! (z.B.
Turnen, Zeichnen,
Musik) Was wir hier tun wollen, will den ganzen Menschen ansprechen und
einbeziehen. Deshalb muss auch der ganze Mensch, also der Verstand, das
Gefühl,
der ganze Körper bereit sein. Es kommt sehr viel auf unsere
Körperhaltung an!
In
großen Meditationskursen übt
man einige Stunden nichts anderes als die richtige Meditationshaltung.
In Asien
hat man sich seit über 1000 Jahren gemüht, die
Haltungen zu entwickeln, in
denen das Meditieren am leichtesten möglich ist. Das wollen
wir hier nicht so
ausführlich tun. Aber auf zwei Dinge können wir nicht
verzichten:
- Wir müssen eine Haltung finden, in der man es
mühelos eine Zeitlang ohne jede
Bewegung aushalten kann - denn fast jede Bewegung ist mit einem
geringen
Geräusch verbunden (ausprobieren!) und beeinflusst das innere
Bild, das wir
schauen. Das werdet ihr selbst noch merken. Ohne Mühe kann man
aber nur
unbeweglich bleiben, wenn man ganz locker und unverspannt ist. Das
gelingt am
besten, indem man ganz gerade sitzt, so dass der Körper in
sich, über seinem
Schwerpunkt ausruht (wir können es ausprobieren, wo Muskeln
angespannt werden,
wenn man den Körper zur Seite, nach vorn oder nach hinten
neigt!). Die Hände
legen wir wie eine geöffnete Schale in den Schoß,
denn wir wollen ja etwas
empfangen.
-
Noch. wichtiger als die äußere
Körperhaltung ist die völlige Stille. Wir
müssen äußerlich so still werden,
dass es nach und nach auch in uns ganz still wird. Denn wie man nur bei
einem
stillen Wasser den Grund klar und unverzerrt sehen kann, so kommt
vieles
unserer inneren Welt nur in solcher Stille zum Vorschein - auch das
entdeckt
ihr bald selbst! Das machen nicht nur wir, das tun z. B. auch die
Psychologen,
wenn sie autogenes Training üben - das tut ein Sportler, ehe
er zum Wettkampf
antritt (wie lange steht ein Schwergewichtler in sich gesammelt still,
ehe er
sich bückt, um das Gewicht zu ergreifen!) - ein Dirigent
wartet, bis völlige
Stille im Raume ist! Wer das weiß, der denkt nicht, dass wir
hier etwas
Ausgefallenes tun!
Nun
versucht einmal etwas, was
ihr in der Schule sicher noch nicht gemacht habt: Sitzt einmal eine
Zeit- lang
ganz still und versucht, euch an der Stille zu freuen! (... etwa 1
Minute, bis
eine Unruhe einsetzt). (Wenn einer anfängt zu lachen, muss man
das aufnehmen:
„Seht, so ungewohnt ist uns das!“ Beim zweiten
Versuch gelingt es meistens.)
Auswertung:
Was habt ihr gemerkt?
(Mögliche Antworten: Stille macht unruhig - Stille ist
schön - In uns selbst
war es nicht still.) -
Wir
wollen jetzt etwas anderes
dazu versuchen: Wir haben in unserem Körper Stellen, wo wir
verspannt sind -
das kann die Stirn sein (Falten !), der Unterkiefer
(Zähneknirschen im Schlaf!),
oder der Nacken. Wir stellen uns vor, dass wir selbst mit leichter Hand
an
unserem Körper herunterstreichen, damit sich alles entspannt.
Versucht es
bitte, wir sitzen wieder still dabei, wie vorhin. . . (etwa 2 Minuten).
Wir
erging es euch? (Mögliche
Antworten: Es ging schon besser als vorhin. . .)
Wir
arbeiten nach dem
"Baukastensystem": Jede neue Übung nimmt die vergangenen in
sich auf
und baut etwas Neues darauf: Wir sitzen wieder still, ent spannen uns
und
schauen zu, wie es in uns atmet..., dann können wir versuchen,
etwa fünfmal
durch den rechten Arm auszuatmen - das geht natürlich nicht
anatomisch, -aber
man kann es sich vorstellen - dann etwa fünfmal durch den
linken Arm. . .
(Etwa
drei Minuten Stille, man
spürt es, ob die Kinder wirklich zur Stille gekommen sind,
sind sie noch
unruhig, kann man noch einmal darauf hinweisen, dass später
jede Bewegung, auch
die kleinste, den inneren Vorgang beeinflusst.)
Auswertung:
Was
habt ihr gemerkt? (Schwere,
Leichtigkeit, Geräusche wurden zum Teil nicht mehr
gehört! Wenn man das lernte,
so unempfindlich für Lärm zu werden!)
Und
jetzt machen wir einmal ein
kleines Spielchen - dazu brauchen wir, was wir eben geübt
haben:
Jeder
Mensch hat in sich so etwas
wie einen Computer - einen Speicher, der im Laufe der Jahre unendlich
viel
Eindrücke sammelt und aufbewahrt. Wir nennen das im normalen
Sprachgebrauch
Gedächtnis. Aber dieses Gedächtnis kann nicht nur
Vokabeln speichern, oder
etwas anderes, was man mit dem Kopfe aufnimmt, sondern es speichert
auch
Melodien, Gefühle und ähnliches. Wir wollen nun
einmal durchprobieren, ob
dieser Computer in uns auch funktioniert, ob der Speicher das
Gewünschte auch
hergibt, wenn wir ihn dazu auffordern. - Wenn er das nicht tut, nennt
man das
Vergessen! Wie oft erlebt man das: „Eben wusste ich's noch -
und nun ist es
weg!" „Es liegt mir auf der Zunge!" Aber einfallen tut es
einem erst
dann wieder, wenn man es nicht mehr braucht. (Arbeiten in der Schule!).
Woran
liegt das? Wenn wir verkrampft sind - etwa Angst haben! -, dann
funktioniert
der Computer nicht gut. Je lockerer wir sind, je entspannter, desto
besser
funktioniert er. Deshalb setzen wir uns wieder ganz entspannt hin in
Meditationshaltung - schließen die Augen - lassen die Stille
in uns hinein -,
und nun rufe ich einige Bilder ab, etwas, was man sehen oder
hören, schmecken
oder fühlen kann, und wenn es gut geht, müsstet ihr
das Bild innerlich vor euch
haben. Aber bitte nur das gewünschte Bild:
- Ich sehe - ein Kätzchen, das mit einem Wollknäuel spielt...
- Ich höre - einen Schlager... -
- Ich halte in meiner Hand einen Apfel und ich fühle ihn...
- Ich rieche ihn...
- Ich
beiße hinein und schmecke ihn...
1.
Was gelang am besten? (Bei den
meisten gelingt das Sehen am besten, bei manchen das Hören.)
Daran
könnt ihr erkennen, was für
ein Typ ihr seid - ein optischer oder ein akustischer! Das ist wichtig
dafür,
wie ihr am leichtesten lernt. Wer optisch veranlagt ist, muss das Buch
offen
vor sich sehen, er schaut die Vokabeln so lange an, bis er sie
gewissermaßen in
sich, in seinen Computer fotografiert hat. Dort liegt nun das Foto und
kann
jederzeit abgerufen werden: So kann man ganz erlaubt
„abschreiben" - wer
akustisch veranlagt ist, spricht die Vokabeln, und sein Computer nimmt
sie auf
ein Tonband auf - das könnt ihr dann in der Schule abspielen
lassen!
Jeder
sage bitte einmal, welche
Melodie er gehört hat (.. .). Jetzt versteht ihr vielleicht,
weshalb wir die
Übungen in der Stille machen, jeder für sich.
Hätte einer gleich seinen
Schlager genannt, wären andere gar nicht dazu gekommen, ihren
eigenen zu hören.
Wir wollen aber doch versuchen, uns selbst kennen zu lernen!
Zu
unserer letzten Übung heute
wollen wir uns mehr Zeit lassen: Wir denken wieder an das
Baukastensystem -
alles bisher Getane geht mit ein in diese Übung:
- Wir
versuchen, allein in die
entspannte Grundhaltung zu -kommen - ein paar kurze Erinnerungsworte
können
dazu helfen: Ruhe - Sammlung - Entspannen - Empfangen.
- Jetzt
gehen wir einen Schritt weiter:
Ich bin selbst, was ich mir vorstelle: Ich bin ein Radio - ich stelle
meine
Sender ein. Zuerst: Ich höre meine Mutter... (ihr
könnt irgend etwas hören, was
sie euch sagt, viel leicht einmalgesagt hat, vielleicht jetzt sagen
würde. . .
wartet, was euch einfällt). "
- Ich
drehe weiter auf den nächsten
Sender; das braucht viel Fingerspitzengefühl, bis man ihn
eingefangen hat: Wie
so ein Sender spricht Gottes Stimme leise in uns - versucht einmal,
diesen
Sender einzustellen (vielleicht kommt ein Bibelwort, vielleicht etwas,
was ihr
einmal im Unterricht gehört habt - es kann auch sein, dass es
ein ganz
persönliches Wort ist, was euch einfällt... wir haben
Zeit, werdet nicht
ungeduldig.).
Schreibt
auf, was euch
eingefallen ist. Ich werde euch oft etwas- aufschreiben lassen, auch
Sachen,
die ihr nicht vorlesen müsst. Es gibt drei
Möglichkeiten :
-
Wer will, kann vorlesen, was er
aufgeschrieben hat.
-
Wer will, kann mir den Zettel
geben oder auch allein mit mir sprechen. .
-
Wer beides nicht will, dem
schlage ich vor, das Aufgeschriebene für sich selbst
aufzuheben, ihr lest es
später gern einmal wieder.
Ihr
kennt das Spiel
„Teekesselraten"! ( man muss Worte suchen, welche
verschiedene Dinge
bezeichnen und diese dann raten lassen - z. B. die Birne zum Essen und
die
Glühbirne). Wie kommt es, dass man das gleiche Wort
für diese verschiedenen
Dinge benutzt? (. . . die Form ist ähnlich). Unsere Sprache
gebraucht oft die
gleichen Worte für verschiedene Wirklichkeiten, auch dann,
wenn sie auf
verschiedenen Ebenen liegen. Man spricht z. B. davon, dass manchmal im
Leben
„Weichen gestellt“ werden. Wie kann man das
verstehen? (... wörtlich -
übertragen). Wir suchen jetzt weitere solche Worte oder
Ausdrücke, die man
doppelt verstehen kann - sowohl „wörtlich" als auch
übertragen auf eine
geistige Wirklichkeit. Das gibt es bei Substantiven, bei Verben, bei
Adjektiven.
Wir nehmen jeder zwei Zettel, auf den einen schreiben wir das Wort oder
den
Ausdruck im wörtlichen Sinn, auf den anderen im
übertragenen Sinne. Hoffentlich
finden wir recht vieles! (...) Wir lesen vor, was wir gefunden haben...
Nun
suchen wir für die beiden Zettel jeweils eine
Überschritt (... etwa: 1.
Wirklichkeiten, die man mit. den Sinnen erfassen kann - 2.
Wirklichkeiten, die
man durch Vergleiche deutlich machen kann),
Es
gibt geistige Wirklichkeiten,
welche man am besten im Bilde „anschaulich" machen und dem
anderen „nahe
bringen" kann (man beachte die Bildhaftigkeit auch dieser
Ausdrücke!).
Solche „Bilder", welche man auf geistige Wirklichkeiten
übertragen kann,
nennt man Symbole - auch dann, wenn die Sprache für die
geistige Wirklichkeit,
welche dem Bilde entspricht, nicht das gleiche Wort gebraucht. Auf
eurem ersten
Zettel habt ihr selbst Symbole gefunden - schreibt „Symbole"
ganz oben auf
den ersten Zettel! Jetzt sage ich euch noch einige weitere Symbole, die
ihr
hinzufügen könnt:
Quelle
- Knospe - Frucht.
Versucht, ob ihr auf euren zweiten Zettel etwas schreiben
könnt, was irgendwie
auf der geistigen Ebene einem dieser Symbole entspricht... Schreibt als
Überschrift: „Geistige Wirklichkeiten".
Wir
können jetzt von zwei Seiten
her an das Meditieren herangehen: entweder vom Symbol her oder von der
geistigen Wirklichkeit her. Im ersten Falle gilt es, den
Überstieg auf die
geistige Wirklichkeit zu finden, im zweiten Falle, eine geistige
Wirklichkeit
im Bilde anschaulich zu machen. Wenn ihr das etwas geübt habt,
werdet ihr
merken, wie viel uns das helfen kann, um uns selbst, die Welt und auch
etwas
von der Wirklichkeit unseres Glaubens zu verstehen. -
Wir
wollen mit dem zweiten Weg
beginnen. Wir suchen ein Bild für eine geistige Wirklichkeit.
Ihr habt schon
gemerkt: „Bild" heißt hier alles, was man mit den
fünf Sinnen erfassen
kann, also nicht nur, was man sehen, sondern auch, was man
hören, fühlen, schmecken
oder auch riechen kann. Solch ein Bild nennt man "Metapher" .
Wir
setzen uns wieder in
Meditationshaltung - Stille - Entspannung - Empfang. . .
Wir
suchen ein Bild für Frühling
- Frühling ist wie... wartet, welches Bild euch
einfällt (eine Minute Stille
lassen - es kann kommen: ein Schneeglöckchen - ein Vogel, der
singt - eine
blühende Wiese. ..).
Jeder
sagt sein Bild. . . Euch
ist das eingefallen, was euch beim Frühling am deutlichsten
vor Augen steht,
anders gesagt: Wenn ihr das erlebt, dann wisst ihr: Jetzt ist wirklich
Frühling! Das ist so, als wenn alles, was Frühling
ist, sich in solch einem
Bilde sammelt!
Wir
kommen wieder zur Stille,
schließen die Augen. Wir suchen ein Bild, eine Metapher
für: Gott ist wie. ..
(wenn sich mehrere Bilder einstellen, entscheiden wir uns für
eins) und schauen
es in Ruhe an. Wir bleiben dann in Meditationshaltung, der erste sagt
sein
Bild, das er gefunden hat (es muss ein Bild, eine Metapher sein, eine
Umschreibung genügt nicht!). - Wir lassen eine kurze Pause, in
der wir alle
dieses genannte Bild vor uns sehen, dann beten wir gemeinsam die Worte:
"Herr, wir danken dir, dass du uns lieb hast!" Dann sagt der
nächste
sein Bild - immer schließen wir mit diesen Worten ab. (Drei
Minuten Stille. ..
dann beginnt man am besten selbst;)
Welche
Erfahrungen habt ihr
gemacht? (... es könnte kommen: Das war schön1 - Das
war gar nicht so leicht. -
Dabei wird einem manches klar- ... .)
Ihr
habt jetzt selbst einen Weg
eingeschlagen, den die Bibel geht, wenn sie von Gott spricht. Man kann
Gott
nicht sehen oder hören. Aber man kann in Bildern und
Vergleichen von Gott
sprechen, um etwas von dem deutlich zu machen, was man sagen will.
Arbeitsaufgabe
(evtl. als Hausaufgabe):
Wir suchen Bilder, in welchen die Bibel von Gott spricht (Ps. 23, Ps.
91,
Matth. 25, 14 ff., Matth. 25, 31 ff, Lk. 15, 11 ff)
Ist
Gott nun etwa eine
„Burg" (Ps. 91, 2)? (Gott schützt uns wie eine
Burg;) Wir können das Bild
der Burg als Symbol verwenden, weil es etwas Entsprechendes in der
Wirklichkeit
Gottes gibt!
Gestaltungsaufgabe
(in Kursen für
den Nachmittag!). Wir gestalten gemeinsam eine Wandzeitung - in der
Mitte steht
der Name "Gott" -, um diesen Namen kleben oder zeichnen wir die
Bilder der biblischen und der von uns gefundenen Symbole mit einer
kurzen
erklärenden Unterschrift, etwa: Gott ist
unveränderlich ie ein Berg - Gott ist
besorgt um mich wie ein Vater.. .
In
der Symbolmeditation gehen wir
den umgekehrten Weg. Wir schauen das Symbol innerlich an - ganz lange
und
still, bis wir an irgendeiner Stelle den Überstieg in die
geistige Wirklichkeit
finden. Ich zeige es euch an einem Beispiel, wie das etwa vor sich
gehen kann:
Ich will meditieren über eine Weiche - das könnte
etwa in folgenden Schritten
geschehen:
-
Ich schaue innerlich eine
Weiche, sehe sie genau vor mir. .. .
- Ich
komme ins Gespräch mit ihr - ich
frage sie: "Wozu bist du eigentlich da? Was ist der Sinn deines
Daseins?" . . . Ich warte auf Antwort...
- Jetzt
komme ich selbst ins Spiel - mit
meinem Leben:
Gibt
es so etwas wie Weichen auch
in meinem Leben? Wo?.. Was fällt mir dazu ein?..
So
kann man sich mit einem Symbol
richtig unterhalten, man bekommt Antworten, über die man
überrascht ist.
Das
gleiche wollen wir jetzt als
Symbolmeditation miteinander tun. Wir haben viel Zeit dazu, werdet
nicht
ungeduldig, wartet, was euch einfällt. Wir sitzen wieder still
in
Meditationshaltung, und wir meditieren über den Weg. (Ich
erinnere noch einmal
an die Schritte: den Weg schauen - fragen: Was ist der Sinn eines
Weges?. . Wie
sehe ich meinen Weg vor mir? - Man spricht vom Lebensweg!) - Jesus
sagt:
"Ich bin der Weg." Was heißt das für mich? ..)
(fünf bis sieben
Minuten Stille. . .).
Erzählt,
was ihr erlebt habt! .
Wem
war die Zeit zu lang? Wem war
sie zu kurz? (Wenn sich hier einige melden, kann man sagen: So
können sich also
einige von euch gut vorstellen, dass man 10 bis 20 Minuten so
.meditieren
kann.) Wer. hat laute Geräusche (nennen!) noch
gehört? (Die meisten werden
nichts mehr gehört haben. So unempfindlich kann man
für Geräusche werden.)
In
der nächsten Meditation wollen
wir noch einen Schritt weiter gehen. Jetzt habe ich euch noch das
Symbol
genannt, über das ihr meditieren sollt. Jetzt darf sich jeder
selbst ein Symbol
wählen, über das er meditieren will. ..
(fünf Minuten Stille. . .).
Nennt
die Symbole, über die ihr
meditiert habt!... So kann man über fast alle Dinge unseres
täglichen Lebens
meditieren. Wer das gelernt hat; dem wird die Welt reich und
schön - und
Langeweile gibt es dann nicht einmal mehr, wenn man warten muss oder
krank ist.
Es
ist wichtig, dass man hier
gleich die "Weichen" richtig stellt: Im Sprechen über das, was
man
bei der Meditation erfahren hat, lernt es der junge Mensch, sich
über innere
Vorgänge zu äußern, man kann im
weiterführenden Gespräch bei dem Erlebten
anknüpfen, und die Kinder hören sehr wach zu bei dem,
was der andere berichtet.
Daneben muss es aber auch Meditationen geben, über die man
nicht weiter spricht
- daran wird deutlich, dass der Sinn des Meditierens im Tun selbst
liegt, nicht
im Gespräch darüber. Deshalb wird man gerade bei
Meditationen, die sehr stark
in die persönliche Sphäre hinein reichen, gern auf
die Auswertung im Gespräch
verzichten.
Wir
beginnen heute noch einmal
mit einer Symbolmeditation. Zu Beginn wie immer stellen wir uns ein auf:
-
Meditationshaltung - Sammlung -
Stille - Tiefe - Empfang. Erst nach einiger Zeit nenne ich das Thema;
Ich
schaue - einen Spiegel. (Wir
denken wieder an die Schritte: Ich schaue den Spiegel an - ich frage:
Wozu bist
du da? Was bedeutest du für mich? . . . Gibt es das auch sonst
im Leben?...)
Wir
lassen erzählen, was den
einzelnen eingefallen ist und ergänzen Fehlendes:
-
Im Spiegel erkenne ich mich
selbst
-
im Spiegel sehe ich, was an mir
nicht in Ordnung ist.
-
Ein Spiegel muss klar sein,
-
ein Spiegel muss gerade sein,
sonst ist das Bild verzerrt.
Manchmal
kann ein Mensch für mich
ein Spiegel sein,
-
ein Kind kann das Spiegelbild
eines Elternteiles sein - äußerlich, aber auch
innerlich
-
eine Klasse spiegelt manchmal
den Lehrer wider... usw.
Auch
solch ein menschlicher
"Spiegel" kann klar oder trübe, gerade oder verzerrt sein!
6.3.2.1.
Wir wollen wieder ein kleines
Schreibspiel machen: Denkt an eure Mutter - wie vieles hat sie im
Haushalt zu
tun, oft neben ihrem Beruf. Vieles von dem, was sie nach Feierabend
tut, tun
andere Menschen in ihrem Hauptberuf. Alle diese Berufe übt sie
gewissermaßen
noch neben ihrem richtigen Beruf aus. Überlegt und schreibt
auf, welche Berufe
das etwa sein könnten... (Als Hilfe kann man sagen: Beim Vater
wäre es
vielleicht der Beruf des Malers, Tischlers, Installateurs . ..) Wir
tragen
zusammen, was wir gefunden haben. . . So viele Berufe kann kein Mensch
lernen,
aber eines ist möglich: Man kann sich anschauen, wie die Leute
es tun, welche
das richtig gelernt haben, um von ihnen zu lernen. - Denkt an unsere
Meditation: Ich kann in meinem Tun das Tun eines anderen Menschen
spiegeln:
Vielleicht können wir sogar Einzelheiten unserer Meditation
hier anwenden!?
(... Ich kann sehen, was ich falsch mache, was ich richtig mache, ich
muss mich
ganz dem anderen zuwenden, sonst wird das Bild verzerrt.)
6.3.2.2.
Stellt euch vor: Eine Mutter
hatte noch nie ein Kind, das ernsthaft krank war. Eines Tages erkrankt
eines
ihrer Kinder lebensgefährlich. - Die ganze Nacht sitzt sie am
Bett, sorgend und
helfend. Am nächsten Morgen begegnet ihr eine
Krankenschwester, die aus der
Nachtwache kommt. Sie ist ihr früher schon oft begegnet -
heute sieht sie sie
ganz anders!? (...) Wenn ich tue, was der andere tut, fange ich an, ihn
neu zu
verstehen. Deshalb ist in den kleinen Kindern etwas, was wir als
Nachahmungstrieb bezeichnen: Die Kinder machen nach, was sie von den
Eltern
sehen - und daran lernen sie!
6.3.2.3.
Das ist ganz wichtig für unser
Christsein: Je mehr wir tun, was Jesus getan hat, desto
ähnlicher werden wir
ihm und desto besser lernen wir ihn kennen! Spiegelbilder Jesu sollten
wir
sein!
In den Handlungen eines Menschen zeigt sich wie in einem Spiegel das, was in ihm ist. Wir sind umgeben von Menschen, welche uns entweder gefallen oder auch nicht. An die sympathischen halten wir uns, von den anderen sondern wir uns gern ab. Ich möchte euch heute einen Weg zeigen, wie man selbst durch jeden Menschen innerlich wachsen kann.
Wir
meditieren: Ich schaue
nacheinander zwei Menschen an: einen, der mir sympathisch ist, und
einen, der
mir nicht gefällt. Ich frage mich in der Meditation: Weshalb
gefällt mir dieser
Mensch? Welche Eigenschaften hat er? Sind sie auch in mir vorhanden?
Was kann
ich tun, um sie wachsen zu lassen?.. Und dann frage ich mich ebenso im
Blick
auf den unsympathischen Menschen: Welche Eigenschaften hat er, die mir
nicht
gefallen?~ Könnte es sein, dass ich sie auch in mir habe -
ansatzweise? Wie
kann ich sie überwinden?.. Wo muss ich bei mir aufpassen?
(Fünf Minuten
Stille..)
Auswertung: -
Wie viel unnütze Kräfte verbraucht jeder Mensch, um sich über Fehler und Schwächen anderer Menschen aufzuregen! Damit ist niemandem gedient! Wenn ich sie aber dazu nütze, um wie in einem Spiegel meine eigenen Gefahren zu erkennen, dann gibt es keinen Menschen mehr, an dem ich nicht wachsen könnte!
- Einen Menschen, der mir gefällt, kann ich so lange anschauen, bis er mir zum Spiegel wird, in dem ich mich selbst erkenne: So bin .ich - so möchte ich sein!
- Wer
kann sich denken, weshalb wir im
kirchlichen Unterricht über biblische Gestalten und
christliche Lebensbilder
sprechen? (... sie sind uns Spiegel für unser Leben als
Christen - sie selbst
spiegeln besonders klar das Bild Jesu wider!)
- Wir
schauen als Menschen täglich in
den Spiegel - sollten wir als Christen nicht auch wenigstens einmal am
Tage in
den Spiegel schauen, der uns zeigt, wie wir als Christen sind und wie
wir sein
sollten: Dieser Spiegel ist Christus. Dazu üben wir das
Meditieren.
Ihr
geht sicher gern ins Kino -
oder ihr seht euch gern Spielfilme im Fernsehen an und lest gern
Erzählungen.
Wie kommt es eigentlich, dass man plötzlich manchmal die
Tränen nicht mehr
zurückhalten kann? Oder wie kommt es, dass man an einer
anderen Stelle
plötzlich in die Höhe springen möchte vor
Freude? Was geht mich das Schicksal
dieses Menschen an, den ich noch nie gesehen habe, den es vielleicht
gar nicht
gibt? - Beantwortet diese Fragen bitte schriftlich...
(Mögliche Ergebnisse: Ich
erlebe alles mit - ich bin beim Lesen selbst dieser Mensch - es geht
mich an,
als ob es mich beträfe...)
Jetzt habt ihr ein wichtiges Gesetz für euer inneres Leben entdeckt (auch unser inneres Leben hat solche Gesetze, leider kennen wir sie viel zuwenig): Ich kann mich so in einen anderen Menschen hineinversetzen, dass sein Erleben zu einem Stück meines eigenen Lebens wird! So groß ist unsere menschliche Seele, dass das möglich ist! Welches Geschenk z. B. für einen kranken Menschen, dem vieles im Leben versagt ist - durch Lesen öffnet sich ihm eine verschlossene Welt!
Wir
versuchen, in der Meditation
ein Stück neben Jesus zu gehen, mit ihm zu erleben, was er
erlebt hat. Jedem
kann etwas anderes einfallen... (drei Minuten Stille).
- Heute wollen wir wieder einen Schritt weiter gehen. - Man könnte alles, was wir in den letzten Stunden getan haben, viel ausführlicher tun, aber wir wollen jetzt erst einmal recht viele Möglichkeiten des Meditierens kennen lernen.
- Wir beginnen wieder mit einer kurzen Meditation, die uns dann weiterführt: Ich stelle mir vor, ich sei noch ganz klein, ein Kind im ersten Lebensjahr (im Traume geht so etwas - wir versuchen es jetzt bewusst zu tun). Was habe ich damals erlebt? Was habe ich damals für mein Leben gelernt? (... Drei Minuten Stille.)
- Berichten lassen...
- Ein Kind sieht in jedem Ereignis das Ganze: Ich werde liebgehabt. Hat es liebe Menschen um sich, gewinnt es Vertrauen zu den Menschen usw. Wenn es gestraft wird, lernt es: Jedes Unrecht zieht eine Strafe nach sich...
- Das Kind fasst solche Erkenntnisse noch nicht in Worte, das geschieht erst später.
Etwas ganz Ähnliches geschieht, wo sich Sprichwörter bilden.
Wir sind wieder eine kurze Zeit still, gesammelt - und lassen uns ein Sprichwort einfallen.
Schreibt auf, was euch eingefallen ist -lest es bitte vor. (Jeder kann dann einmal für sich überlegen, wes- halb ihm gerade dieses Sprichwort eingefallen sein könnte.. ., so lernt man sich kennen.) Welches davon gefällt euch am besten? Wir entscheiden uns für eins. (Es soll positiv sein!)
Jetzt stellt euch vor, wir wollten einen Familiengottesdienst unter dieses Thema stellen. Da beginnt man oft mit .einer kleinen Spielszene. Schreibt einmal jeder auf, wie man zu diesem Wort eine kleine Szene gestalten könnte... (kurz, fünf bis zehn Sätze!). Denkt erst ruhig darüber nach... (bei größeren Gruppen ist Gruppenarbeit möglich). .
- Jedem
von euch ist etwas anderes
eingefallen! Ein gleiches Wort - aber jedem hat es etwas anderes
gesagt! Und
wenn wir hier 100 junge Menschen wären, so hätten
sicher nicht zwei von ihnen
genau das gleiche geschrieben. Solch ein Wort ist wie ein Tor, wenn man
es
öffnet, sieht man viele Wege, welche man gehen kann! Man
könnte sagen: Hinter
dem Tor finde ich einen Weg für mich ganz persönlich!
- Noch etwas anderes: Wie kam es wohl dazu, dass sich Sprichwörter bildeten? (...) Wir nehmen das Gesagte auf und fassen es zusammen: Ein Mensch erlebt so etwas - wie ihr es gespielt habt. Er fasst das Erlebte in einem Satz zusammen, der so formuliert ist, dass er auch auf andere, entsprechende (!) Erfahrungen anwendbar ist. Viele Menschen - jeder anders - erleben nun in ihrem Leben, dass diese Wahrheit stimmt, dass das Sprichwort stimmt. So wird es Allgemeingut! So lernt man durch das Leben für das Leben. (Wer Lust hat, kann zu Hause einmal die Sprüche Salomos lesen - dort hat ein Mensch aufgezeichnet, was er durch das Leben gelernt hat, damit es anderen zugute kommt.)
- Nun gibt es aber auch Sprichwörter, die sich zu widersprechen scheinen. Kennt ihr solche? (.:. Not lehrt beten. Not lehrt fluchen.) Was stimmt nun? (...?) Im Leben gibt es beides. Beides ist Wahrheit! Jetzt habt ihr wieder etwas ganz Wichtiges entdeckt: Wahrheit ist nicht nur etwas, was man mathematisch beweisen kann. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Wahrheit, der wir im Leben und vor allem in unserem Leben mit Gott begegnen, ist viel weiter, viel tiefer - sie kann sogar, das habt ihr jetzt selbst gemerkt, Gegensätze einschließen! Denkt darüber noch einmal nach - (. . .).
Jetzt kommt das Wichtigste: Wir können selbst solche Wahrheiten finden! Wenn wir sie in Sätze fassen, entsteht so etwas wie ein Sprichwort. Man erlebt irgend etwas - aber dann geht man nicht gleich zum nächsten über, sondern man hält still, schaut das an, was man erlebt hat und wartet, ob einem etwas einfällt, was man daraus für sein Leben lernen kann. Wir wollen das einmal versuchen - ihr werdet selbst erstaunt sein, was ihr könnt!
(An
einem Beispiel will ich es
noch einmal zeigen. Thema: "Ein Weg durch die Wüste." Man
stellt es
sich anschaulich vor, wie man selbst durch die Wüste wandert
-, man fühlt den
Sand unter den Füßen, die Sonnenhitze, den Durst,
die Freude über das Wasser,
die Sehnsucht nach der Oase... und man könnte etwa folgende
Sätze finden: „Wenn
das Wasser selten ist, schätzt man es besonders!" Oder noch
allgemeiner:
„Was einem fehlt, erkennt man als Reichtum!" „Was
man in Fülle hat,
beachtet man nicht!" „Man muss die Oasen kennen!"
„Wenn die Sonne
heiß brennt, sucht man nach Schatten!" . . .)
Wir wollen das jetzt gemeinsam üben unter dem Thema: Eine Wanderung durch das Gebirge. Wir sitzen wieder still und gesammelt und erleben innerlich so eine Wanderung. Aber wir machen Pausen und über- legen solche Wahrheiten, die uns diese Wanderung für unser Leben lehren kann. Wer etwas gefunden hat, kann es still aufschreiben, aber bitte so leise wie möglich, um niemanden zu stören. (10 Minuten Stille. . .)
7.4.6.1. Wir lesen vor, was wir gefunden haben. Bei jedem Satz fragen wir uns: Gibt es das - übertragen - auch im Leben? - in meinem Leben?.. Ihr merkt, hier muss man Pausen lassen, ehe man weiter liest, ihr habt auch viel Stoff, um zu Hause weiter darüber nachzudenken! Schreibt euch auf, was die anderen gefunden haben.. .
7.4.6.2. Wer das gelernt hat, für den kann keine Wanderung mehr langweilig sein! Das geht aber nun nicht nur beim Wandern, das kann man auch tun, wenn man mit der Straßenbahn fährt. Da gibt es z. B. Verkehrszeichen -, gibt es so etwas auch im Leben? - und viele andere Möglichkeiten.
7.4.7.1. Ich teile an jeden Konfirmanden ein Urania- (wissenschaftliche Zeitschrift mit farbigen Bildern aus allen Wissenschaftsgebieten) aus. Sucht aus eurem Heft ein Bild aus, von dem ihr denkt, das könnte man auf eine Lebenswirklichkeit übertragen. Findet einen Satz, der - von dem Bilde ausgehend - eine Lebenswahrheit aussagt... (fünf Minuten! Zeit lassen). Jetzt zeigt uns jeder sein Bild und sagt den Satz dazu... !
7.4.7.2. Wir bringen von zu Hause Fotos oder Dias mit von Wanderungen und schreiben solch einen Satz unter jedes Bild. In der nächsten Stunde machen wir eine Dia - Stunde, die ihr auf diese Weise selbst gestaltet. Wenn es gut wird, können wir das im nächsten Gemeindeabend der Gemeinde vorführen oder auch im nächsten Familiengottesdienst. :
7.4.7.3. Wir sammeln Bergbilder, die zu unseren Sätzen passen könnten, kleben jedes auf eine Seite, schreiben den Satz darunter und haben ein schönes Geschenk für die Eltern!
Über
biblische Meditationen
müsste man einen gesonderten Kurs halten. In diesem
Zusammenhang soll lediglich
an einem Beispiel eines biblischen Textes gezeigt werden, wie man die
erarbeiteten Grundelemente für die biblische Arbeit fruchtbar
machen kann.
Ebenso: könnte man mit diesen Grundsteinen einen Kurs
über Fragen des
geistlichen Lebens gestalten. :
Was
wir in der letzten Zeit erarbeitet
haben, wollen wir heute alles an einem biblischen Text anwenden.
Während
ich euch den Text langsam
vorlese, schließt bitte die Augen und versucht, das, was ich
lese, so lebendig
als möglich vor euch zu sehen und zu hören,
fühlt euch hinein in die Menschen,
von denen da berichtet wird!
Lesen:
Markus 4, 35-41: Stillung
des Sturmes.
Schlagt
selbst den Text auf und
schreibt auf, welche Worte sich als Symbole eigneten, über die
man meditieren
könnte. . . (Abend - Schiff - Wind oder Sturm - schlafen -
erschrecken - wecken
- schweigen - Stille nach dem Sturm)
Wir
könnten jeder über ein
anderes eurer gefundenen Symbole meditieren, ich schlage vor, gemeinsam
über
das Wort zu meditieren, was man als Überschrift über
diesen Abschnitt setzen
könnte: Sturm! (Wir erinnern uns an die üblichen
Schritte der Symbolmeditation:
Miterleben - nach dem Sinn oder der Wirkung fragen - überstieg
in die geistige
Wirklichkeit: Wo gibt es Stürme im Leben - in meinem Leben -
im Leben der
Kirche? ..) (Sieben Minuten Stille...)
Wir
lassen uns berichten...
Wir
hätten ebenso über die bei den Worte schlafen (Jesus)
und erschrecken (Jünger)
meditieren können. Das wollen wir jetzt schriftlich versuchen:
Überlegt
und schreibt auf:
-
Welche Bedingungen braucht der Mensch, um schlafen zu können?
(...)
-
Welche Bedingungen sind bei Jesus erfüllt? (. . .)
-
Wie ist es möglich, dass er dennoch schlafen kann? (Man kann
innerlich ruhig
sein und ohne Angst -).
Was
man tut, versteht man besser! Das kann man auch zum Verstehen eines
biblischen
Textes anwenden. Versucht, das Erschrecken der Jünger ohne
Worte, rein mimisch,
so darzustellen, dass es auch ein kleines Kind verstehen
könnte!...
Wir
wollen jetzt die Menschen meditieren, welche uns hier vorgestellt
werden -, ich
schaue die erschrockenen Jünger an: Gleiche ich ihnen?...Ich
schaue den
schlafenden Jesus an: So ruhig kann man werden! -...in allen
Stürmen! (Vier
Minuten Stille...)
8.5.9.1.
Wenn ich etwas lange mit
innerer Anteilnahme anschaue, dann geschieht in mir etwas
Ähnliches wie in
einem Film, den man belichtet: Das Bild prägt sich in mir ein.
Vielleicht habt
ihr selbst schon gemerkt, dass bei einigen Meditationen Bilder aus
früheren
Meditationen wieder auftauchten, die zur Verfügung standen.
Was man meditiert
hat, geht viel weniger verloren, als was man nur mit dem Verstande
aufgenommen hat.
Bei unserer zunehmenden Vergesslichkeit kann das einmal ganz wichtig
werden!
8.5.9.2.
Aber das Meditierte haftet
nicht nur länger, sondern es wirkt aus einer viel
größeren Tiefe. Das
Markusevangelium wurde niedergeschrieben in einer Zeit, als die ersten
heftigen
Stürme die junge Christengemeinde umbrandeten. Viele der
Christen hatten Angst.
- Was soll aus uns werden? Wir verderben! Wenn man so richtig Angst
hat, dann
wirkt es gar nicht viel, wenn einem einer sagt: „Du brauchst
doch keine Angst
zu haben!“ Denn dieses Wort wendet sich an den Kopf, die
Angst aber sitzt viel
tiefer! Solch eine Erzählung wendet sich nicht an den Kopf,
sie wurde den
damaligen Christen als Trost aufgeschrieben: Schaut diesen Jesus an,
wie er
mitten im Sturm schlafen kann:, weil er Gewalt hat über alle
Stürme. Meditiert
diesen schlafenden Jesus - meditiert, wie auf sein Wort hin die
große m Stille
eintritt - schaut diese Bilder so lange innerlich an, bis sie sich ganz
tief in
euch eingeprägt haben. Von dort her könnt ihr Angst
überwinden!
Nun
wollen wir noch einen letzten
Schritt gehen:
Denkt
an unsere Übung, über die
Bergwanderung, wo wir sprichwortähnliche Sätze
gebildet hatten. Solche Sätze
könnte man auch aus unserem Text herausfinden. Dabei wird es
sich um Wahrheiten
handeln, die für das Leben eines Christen unter Gottes
Führung gültig sind -
also Wahrheiten, die man aus diesem Text erkennt, die aber weit ~
über diesen
Text hinaus in unserem Leben mit Gott Gültigkeit haben.
Schreibt
auf, was euch einfällt!.
..
(...
Es könnte etwa kommen:
„Jesus ist auch im Sturm bei uns“ -
„Jesus hat Gewalt über alle
Stürme“ -
„Jesus ist anders als seine Jünger“
„Wer Angst hat, hat kleinen Glauben!“
„Die
Kirche geht nicht unter“ „Die Kirche ist wie ein
Schiff auf dem Meere.)
Was
wir jetzt gemeinsam gefunden
haben, ist zu wichtig, um im Papierkorb zu. landen. Wenn ihr einmal
mitten in
einen „Sturm" geratet, dann können euch diese
Sätze viel helfen - vor
allem die, die ihr selbst gefunden habt (weil das Meditierte tief in
uns
eingeprägt ist!). Was wir heute getan haben, ist mit fast
allen Texten der
Bibel möglich. Immer geht es um ein anderes Thema. Auf viele
unserer
Lebensfragen - vielleicht auf alle! - gibt es auf diese Weise Antworten
in der
Bibel und, das habt ihr heute selbst gelernt, ihr könnt diese
Antworten selbst
finden. Hebt diese Funde auf - ihr braucht sie wieder! Legt euch ein
Heftchen
an, wo ihr diese Ergebnisse eures Meditierens hinein schreibt!
Viele
unserer Lieder sind
Meditationen. Wir singen: "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt,
fährt
durch das Meer der Zeit...“
Einladung zu einem Meditationskurs
In
einem kleinen Dorf in der
Sächsischen Schweiz trafen sich viele Jahren lang mehrmals im
Jahre Kinder im
Konfirmandenalter zu einem Meditationskurs. Sie kamen aus ganz Sachsen
zusammen
und vom noch weiter her.
Am
ersten Nachmittag - nach dem
Kaffee - sitzen dann alle im großen Kreis zusammen, und der
Pfarrer fragt sie,
weshalb sie gekommen sind. „Wir sind hier, um innerlich zur
Stille zu
kommen", kam als eine Antwort.
Geht
das überhaupt bei einer
Schar von 45 Mädchen oder gar Jungen? Am zweiten Tag bereits
geschah das, was
man kaum glaubte, hätte man es nicht miterlebt: Eine Aufgabe
wurde gestellt.
Fünf Minuten lang saßen die Kinder mit geschlossenen
Augen auf ihren Stühlen,
keines bewegte sich, man hörte keinen Laut in dem Raume,
selbst nicht die
kleinen Geräusche, die entstehen, wenn Stoff aneinander reibt,
weil man seinen
Arm bewegt. Nach fünf Minuten wurde die Übung
abgeschlossen, jeder durfte sich
wieder bewegen, und wir sprachen wieder. Da erlebte ich wieder zwei
Dinge, die
ich vorher nicht für möglich gehalten hätte:
Der
Pfarrer fragte nach Abschluss
der Übung: Wer von euch hätte es noch länger
ausgehalten? Da meldeten sich über
die Hälfte der Kinder. Und schon am nächsten Tag
konnten wir fast 10 Minuten
still sein, ohne dass jemand unruhig geworden wäre.
Das
zweite war fast noch
erstaunlicher: Der Pfarrer meinte: Sicher hat euch das laute Sprechen
im
Nebenzimmer jetzt tüchtig gestört - ich konnte es
leider nicht abstellen! Da
ging ein völlig verwundertes Fragen durch die Reihen:
„Gespräch im
Nebenzimmer???" Obwohl es so absolut still gewesen war im Raume, hatten
von den fast 50 Personen nur etwa 10 das Geräusch
überhaupt gehört!
Als
ich das in unserer Gemeinde
einigen Müttern erzählte, meinte eine: Das klingt ja
fast wie Zauberei! Nun,
ich kann Sie beruhigen: Zauberei war nicht dabei. Das Geheimnis liegt
an einer
anderen Stelle: Die Kinder bekamen für die Übungen
Aufgaben, die sie derartig
fesselten, dass es ihnen gar keine Mühe machte, still zu
sitzen, und sie viel
zu sehr bei der Sache waren, um auf etwas anderes zu achten! (Wenn ihr
solch
richtig spannendes Buch lest, dann hört ihr auch nicht, wenn
euch jemand
anspricht - und dann fällt es euch gar nicht schwer,
stillzusitzen.)
Was
aber waren das für Aufgaben?
Ein wichtiges Ziel solcher Tage ist es, den Kindern etwas davon zu
zeigen, wie
es in ihnen selbst, in ihrer inneren Welt aus sieht. Man kennt so viele
andere
Menschen, man lernt in der Schule unendlich viel von dem, wie die Welt
beschaffen ist und was in ihr geschieht, aber wer kennt sich eigentlich
selbst?
Die Entdeckungsreise in dieses Land kann so spannend sein, man kann da
so viel völlig
Unerwartetes entdecken, dass einem 5 oder gar 10 Minuten vergehen, ohne
dass
man es überhaupt merkt. Und gerade in eurem Alter erwacht ja
die innere Welt
ganz stark - ihr seid manchmal traurig und wisst nicht warum - oder
froh - oder
ihr habt Fragen, die ihr aber nicht recht aussprechen könnt,
ihr sehnt euch
nach einem Menschen, der euch wirklich versteht. Nicht wahr, solche
Dinge gibt
es, gerade in eurem Alter.
Und noch etwas erlebte ich in diesen Tagen. Am ersten Morgen war ein Gottesdienst, die nächsten Tage begannen früh mit einer Morgenandacht, und dann schloss der Kursus wieder ab mit einem Gottesdienst. Am ersten Morgen 'war es in der Kirche so, wie wir es auch bei uns erleben: Man kam herein, ging an einen. Platz, hier und da wurde ein kurzes leises Wort gesprochen - viele warteten, dass der Gottesdienst bald zu Ende sein möge. Von Tag zu Tag wurde es bei der Andacht stiller in der Kirche. Niemand ermahnte die Kinder: Seid doch nun endlich ruhig. Das wurde ganz von allein - und dabei kam es ihnen vor, als würde der Gottesdienst immer kürzer. Sie erlebten etwas ganz Wichtiges: In solcher Stille redet nicht nur der Pfarrer da vorn, da spürt man selbst etwas von Gottes Nähe. Und mit einem Mal ist der Gottesdienst überhaupt nicht mehr langweilig, ganz im Gegenteil! Nach der letzten Morgenandacht fragte mich ein Mädchen: "Wie lange waren wir eigentlich in der Kirche?" Ich sah nach der Uhr: „35 Minuten." „Nein! Das ist doch gar nicht möglich. Mir kam es vor wie höchstens 10 Minuten !"