Römer 1, 1 - 7
Liturgisch-spirituelle Einbindung:
Die Liturgie dieser "heiligen Nacht" ist nicht auf die gottesdienstliche Feier beschränkt. Schon unsere Sprache weist deutlich darauf hin, dass diese "Weih - nachts - nacht" eine geweihte Nacht ist, in die wir durch einen "heiligen Abend" eingelassen werden. Noch deutlicher sprechen die Bilder der Legenden vom Geheimnis dieser Nacht, "wo die Hunde die Schafe nicht beißen, ... die Lanze nicht tötet und das Feuer nicht brennt" (Selma Lagerlöf, Christuslegenden): In dieser Nacht ruht aller Streit, das Böse hat keine Macht mehr - ein Stück der Ewigkeit wird bereits in dieser Nacht erfahrbar. Die besondere Atmosphäre dieser Nacht ergreift die Menschen, ob sie es wollen oder nicht, Herzen sind heute in besonderer Tiefe geöffnet. Es ist, als fände hier die These C.G.Jungs einen deutlichen Beweis, dass in den "Archetypen" der menschlichen Seele Menschheits-Erinnerungen weiter leben: Was über fast 2000 Jahre hin Menschen in dieser Heiligen Nacht erlebt und erfahren haben, lebt fort in einem Seelenwinkel auch des heutigen, säkularisierten Menschen. So hat diese Nacht selbst ihre eigene "Liturgie", die sich in der Liturgie des Gottesdienstes verdichtet und ausspricht. Eine besondere Kostbarkeit ist darin der Satz aus der Liturgie, auf den man sich das ganze Jahr über freuen kann: "Sichtbar schauen wir Gott, der uns zur Liebe der unsichtbaren Güter entzündet".

Das Weihnachtsevangelium gehört zu den wenigen Texten, die viele unserer Gottesdienstbesucher noch fast auswendig können. Es sollte - ebenso wie die Weissagungen - in evangelischen Gemeinden im vertrauten Luthertext gelesen werden. Denn es geht in dieser Nacht nicht um ein neues Kennenlernen, sondern um das Neu-Aufleben-Lassen einer Botschaft, die seit Kindheitstagen im Herzen ruht und jedes Jahr neu auf ihre "Auferweckung" wartet.

Dagegen eignet sich für die Predigt über unseren so schwer verständlichen Römertext die Übersetzung von Jörg Zink besser als der Luthertext. Beim guten, langsamen Lesen spricht diese Übersetzung unmittelbar an und kann bereits beim Lesen einen Teil der Auslegung übernehmen.


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