Gottes Sehnsucht geht danach, uns im Überfluss mit sich selbst zu erfüllen. Denn Gottes innerstes Wesen ist Gutheit - und "das ist gut, das sich mitteilt" (197,11).( Siehe 2.7) Jesus, der sich selbst von seinem himmlischen Vater in dieser Weise immer neu beschenken lässt, spricht von dem Reichtum solchen Lebens in Gott, von der "Überfülle" dieses Lebens. Das Wort "Überfülle" enthält den griechischen Wortstamm "periss", der sich in verschiedensten Wortzusammensetzungen der Evangelien findet. Wenn Jesus im Johannesevangelium den Seinen "ein Leben in Überfülle" verheißt (Joh 10,10), dann braucht er dort das gleiche Wort, mit dem Markus das übergroße Entsetzen der Jünger nach der Sturmstillung beschreibt (Mk 6,51). Als Verb gebraucht es Jesus, wo er sagt, dass dem, "der da hat, die Fülle gegeben werden soll" (Mt 13,12). Auch den Überfluss der Brote, die bei der Speisung der Viertausend übrigbleiben: sieben Körbe voll - diese tiefe Symbolik! -, beschreibt der Evangelist mit diesem Wort (Mt 15,37). Randvoll, bis zum Übermaß gefüllt von Gott, soll das Maß unserer Lebensmöglichkeiten werden: "Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließend Maß wird man euch in euren Schoß geben" (Lk 6,38), sagt Jesus - deutlicher kann das Gemeinte wohl kaum in Worte gefasst werden! Gott kann eine Fülle des Glücks schenken, die den Menschen zu zersprengen droht. Eine Exerzitantin äußerte einmal während ihrer Einzelexerzitien: "So, jetzt ist das Maß einfach voll - mehr geht nicht!" Und sie meinte damit ihr unbeschreibliches Glückserleben!
"Ich gebe das lebendige Wasser; wer davon trinkt, der lebt im ewigen Leben" (393,5f)."Dieses Wasser ist Gnade und Licht und entspringt in der Seele und springt in die Ewigkeit" (392,17ff).
Kenne ich eine Liebe, in der mein Sinnen immer wieder darum kreist, wie ich dem anderen etwas geben kann, was ein Symbol für mich selbst ist? Fällt mir solch ein Augenblick meines Lebens ein, dann schaue ich in diesen Zustand meines Herzens als in den Spiegel, in dem sich Gottes Liebe zu mir spiegelt...
"Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe" (Mt 13,12).
- Mein Vater, der sich danach sehnt, mich überreich mit sich selbst zu beschenken -
Wie sich eine Blüte zur Sonne öffnet, so öffne ich mich deiner Sehnsucht entgegen, die sich mir schenken möchte...
"Die erste Gabe, die Gott gibt, das ist der Heilige Geist; in dem gibt Gott alle seine Gaben: es ist das 'lebendige Wasser'. Wem er das gibt, den dürstet nimmermehr (Joh 4,13). Dieses Wasser ist Gnade und Licht und entspringt in der Seele, entspringt drinnen und dringt empor und springt (hinüber) in die Ewigkeit... So wie die Seele sich in alle Glieder gießt, so fließt Gott in alle Kräfte der Seele und durchströmt sie so, dass sie diesen Strom in Güte und Liebe weitergießen auf alles, was sie umgibt, auf dass alle ihn gewahr werden" (392,14ff.33ff).