Wieder geht es um das tiefste Anliegen Meister Eckeharts: die Verwandlung. Verwandlung des Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie ermöglicht nicht nur die Verwandlung ("Transformation") des Menschen in Gott hinein. Dieses Geschehen ist auch die Voraussetzung dafür, dass die gesamte Realität in diesen Verwandlungsprozess einbezogen wird, wenn "der Mensch, um den es recht steht", diese Wirklichkeit - was immer es auch sei - aus Gottes Hand und als Gabe seiner Liebe empfängt. Es gibt wohl auch kaum eine Wirklichkeit, welche nicht ambivalent wäre - welche nicht die Möglichkeit in sich trüge, sowohl Freude als auch Schmerz im Menschen auszulösen. "Die Schönheit der Dinge liegt in der Seele dessen, der sie betrachtet", sagt David Hume - und das gilt wohl weithin auch für Freude und Schmerz: Sie liegen nicht so sehr in den Geschehnissen selbst als vielmehr im Herzen dessen, der sie erlebt. So wird die Verwandlung des Herzens zur Voraussetzung dafür, dass uns die Welt als eine verwandelte begegnen kann.Manchmal scheint es mir, als gebe es Perioden der Dunkelheit im menschlichen Leben, die den davon Betroffenen in einer Tiefe aufbrechen, die ihn besonders aufnahmefähig macht für die Erfahrung von Freude und Glück. Die Jünger hätten wohl kaum die Osterfreude - nach anfänglichem Zögern - so überwältigend erleben können, wären sie nicht zuvor durch das abgrundtiefe Tal des Leidens gegangen.
"Gottes Wort ist, dass unser Leid in Freude verwandelt werden soll."
"Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist" (Joh 16,20ff).
Meister Eckehart nennt auch das Wort aus dem Alten Testament: "Ich verwandle ihre Trauer in Jubel" (Jer 31,13).
- Mein Gott, dessen Leben aus meinem Sterben geboren wird -
Wenn sich die Heilsgeschichte in meiner Seele spiegelt (vgl. Woche 1 Tag 3), dann zelebriert Christus in mir auch die Eucharistie. Ich lege mein kleines "Sterben" auf diesen verborgenen Altar mit der wortlosen Bitte, es in Leben zu verwandeln...
"Sein Wort (nun aber) ist, dass unser Leid in Freude verwandelt werden soll (vgl. Jer 31,13). Sicherlich, wüsste ich zuverlässig, dass alle meine Steine in Gold verwandelt werden sollten, je mehr Steine und je größere ich dann hätte, um so lieber wäre es mir; ja, ich bäte um Steine und, wenn ich könnte, erwürbe ich solche, die groß wären und ihrer die Menge; je mehr ihrer wären und je größer, um so lieber wären sie mir" (114,17ff).Ein geradezu kindlicher Glaube spricht aus diesen Worten - wie weit sind wir oft von dem Worte Jesu entfernt: "Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen" (Lk 18,17)!