"Unsere Seligkeit aber liegt nicht in unserm Wirken, sondern darin, dass wir Gott erleiden. Denn soviel Gott edler ist als die Kreatur, soviel ist das Wirken Gottes edler als das meine. Ja, aus unermesslicher Liebe hat Gott unsere Seligkeit ins Erleiden gelegt; denn wir erleiden mehr als wir wirken, und wir empfangen ungleich mehr als wir geben... Jede göttliche Gabe erweitert die Empfänglichkeit und das Verlangen, Höheres und Größeres zu empfangen... Denn so grenzenlos Gott im Geben ist, so grenzenlos ist auch die Seele im Nehmen oder Empfangen. Und so allmächtig Gott im Wirken ist, so abgründig ist die Seele im Erleiden; und drum wird sie mit Gott und in Gott überformt Gott soll wirken, die Seele aber soll erleiden; er soll sich selbst in ihr erkennen und lieben, sie aber soll erkennen mit seiner Erkenntnis und soll lieben mit seiner Liebe. Und darum ist sie viel seliger durch das Seine als durch das Ihre, und so auch ist ihre Seligkeit mehr in seinem Wirken gelegen als in dem ihren" (431,4ff).Hier wird deutlich, dass alles, was Meister Eckehart über das "Leiden" sagt, eingebunden ist in seine Grundvorstellung des Verhältnisses "Gott - Mensch": Er handelt aktiv - ich lasse passiv (= erleidend) sein Wirken an mir geschehen. Das, was wir gemeinhin mit Leiden bezeichnen, wird zu einem Teil dieses umfassenden "Erleidens" Gottes: "Unsere Seligkeit... liegt nicht in unserem Wirken, sondern darin, dass wir Gott erleiden. Denn, soviel Gott edler ist als die Kreatur, soviel ist das Wirken Gottes edler als das meine" (431,4ff).
"Es gehört, wenn man Sohn sein will, dazu, dass man leide" (129,2f).
"Unsere Seligkeit liegt nicht in unserem Wirken, sondern darin, dass wir Gott erleiden." (s.o.)
"Gott prüft und erprobt, wer gerecht sei, wie man Gold prüft und erprobt und brennt in einem Schmelzofen (vgl. Weish 3,5-6)... Ein Stück Silber oder Gold ist wohl rein; doch, wenn man daraus ein Gefäß machen will, aus dem der König trinken soll, so brennt man es ausnehmend stärker als ein anderes" (129,6ff.24ff).
"Jene irdischen Väter haben uns eine Zeitlang erzogen, wie sie es eben für richtig hielten. Er aber tut es, weil er weiß, was uns zuträglich ist, und weil er will, dass wir an seinem heiligen Wesen Anteil bekommen" (Hebr 12,10)..
- Mein Gott, der meine Seligkeit ins Gott-Erleiden gelegt hat -
Ich suche die Tiefe in mir, die mich mit Jesus Christus verbindet, der in mir lebt - und auf dieser Ebene öffne ich meinen Schmerz als Raum, den Christus erfüllen kann: "Offen - für Dich"...
"Wollte der Mensch... bedenken, wie große Freude fürwahr Gott selbst... an der Geduld des Menschen...(hat), wenn er um Gottes willen Leid und Schaden erduldet, wahrlich durch das allein müsste er sich von Rechts wegen schon trösten" (129,33ff).