Dieses Thema erinnert mich jedes Mal spontan an eine Entbindung, nach der es mir - nach einem großen Blutverlust mit einem schweren Kreislaufkollaps - mies ging. Meine Hebamme, eine frische junge Frau, mochte ich sehr gern. Da merkte ich, dass ich es in irgendeiner Ecke meiner Seele gar nicht nur schlimm fand, dass es mir so schlecht ging: Dadurch kümmerte sie sich sehr um mich und saß oft lange an meinem Bett.Dass Gott uns besonders nahe ist, wenn wir leiden, das entnimmt Meister Eckehart der Bibel (Ps 33,19 und Ps 95,15) - und er macht darauf aufmerksam, dass Gott, der die Wahrheit selbst ist, uns nicht täuschen kann, wenn er solches in seinem Worte sagt: "Auch soll der Mensch in seinem Leide daran denken, dass Gott die Wahrheit spricht und bei sich selbst als der Wahrheit Verheißungen macht. Fiele Gott von seinem Wort, seiner Wahrheit, ab, so fiele er von seiner Gottheit ab..., denn er ist sein Wort, seine Wahrheit" (114,12ff). Und er entnimmt daraus folgerichtig, dass uns echtes Leiden die besondere Nähe unseres geliebten Gottes schenkt und dass es uns dadurch besonders mit ihm, dem leidenden Gott, verbindet: "Sollte und wollte ich mit einem Menschen, den ich lieben und der mich lieben würde, leiden, so soll ich gern und gar billigerweise mit Gott leiden, der da mit mir und um meinetwillen leidet aus Liebe, die er zu mir hegt" (131,29ff).Wo immer wir uns im Leiden befinden, tröstet uns die Nähe eines geliebten Menschen - wie viel mehr sollte uns die Nähe Gottes selbst trösten!
Meditationsworte:
"Gott ist mit uns im Leiden und leidet mit uns" (133,13f)."Wie kann mir das Leiden ein Leid sein, wenn mein Leid in Gott und mein Leid Gott ist?"
"Hätte ein Mensch einen Freund, der um seinetwillen im Leiden wäre und in Schmerz und in Ungemach, so wäre es gewiss gar billig, dass er bei ihm wäre und ihn tröstete mit seiner eigenen Gegenwart und mit (aller) Tröstung, die er ihm bereiten könnte" (130,5ff).
"Ich bin bei ihm in der Not" (Ps 91,15)
(Ökumenische Übersetzung)
- Mein Gott, der mir ganz nahe ist in meinem Schmerz -
Ich schaue in eine Dunkelheit meines Lebens hinein und halte da hinein das Wort Meister Eckeharts: "so finde ich mein Leid als meinen Gott". Wenn Gott in allem ist - "allgegenwärtig"-, dann ist auch Leid und Schmerz davon nicht ausgeklammert, und Gott wird für mich darin greifbar: "Mein Schmerz" - "Du"...
"Wahrhaftig, so wie Gott die Wahrheit ist und, wo immer ich Wahrheit finde, ich meinen Gott, die Wahrheit finde, ebenso auch, nicht weniger und nicht mehr, finde ich, wenn ich lauteres Leiden um Gottes willen und in Gott finde, mein Leiden als Gott... Ist mein Leiden in Gott und leidet Gott mit, wie kann mir dann das Leiden ein Leid sein, wenn das Leiden das Leid verliert und mein Leid in Gott und mein Leid Gott ist?" (133,23ff.20ff)"Ist Gott mit mir im Leiden, was will ich dann mehr...? Ich will doch nichts anderes, ich will nichts weiter als Gott, wenn es recht mit mir steht"(130,22ff).