Hinführung:
In der letzten Übung sprachen wir von einem Wert des Leidens, auf den die Bibel fast wie nebenbei zu sprechen kommt Es ist ein Gedanke, den wir heutigen Menschen kaum nachvollziehen können, wir, denen Glück und Befriedigung oft zu Hauptwerten ihres Lebens geworden sind. Wenn Meister Eckehart davon spricht, dass "so viel und so großer Segen im Leiden liegt" - ja wenn er sogar vom "unaussprechlichen Segen" (81,10f.14) zu sprechen vermag, den ein für Gott getragenes und aus seiner Hand entgegengenommenes Leiden in sich birgt, dann kann ich vor solch einer Aussage erst einmal nur still werden. Und ich kann versuchen, ahnend ein wenig von dem zu erspüren, was dieser Mensch uns sagen möchte aus der Sicht einer Wahrheit, "die da gekommen ist aus dem Herzen Gottes unmittelbar" (309,10ff).
"Gott weiß, dass viel und großer Segen im Leiden liegt" ( 81,10f).
Ich taste vorsichtig in meinem Leben zurück nach Erfahrungen, wo sich dunkle und harte, ja leidvolle Wegstrecken im nachhinein als fruchtbar und heilsam für mein Leben erwiesen haben, und verweile bei einem dieser Bilder...
"Wir hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre... (aber) durch seine Wunden sind wir geheilt" (Jes 53,4f).
- Mein Gott, der meinem mit ihm (dir) getragenen Leid einen kostbaren Wert verleiht -
Ich halte mitten in einen Schmerz hinein das Wort:
"Ich ahne" - "deinen Wert"...
"An der Stelle, wo Sankt Paulus schreibt, wie viele Heiligen mancherlei große Pein erduldet haben, da sagt er, dass die Welt dessen nicht würdig war (Hebr 11,36ff)... Der... Sinn ist der, dass diese Welt, das heißt die Leute, die diese Welt lieben, nicht wert sind, dass sie Leid und Ungemach um Gottes willen leiden. Darum steht geschrieben, dass die heiligen Apostel sich darüber freuten, dass sie würdig waren, für Gottes Namen Pein zu erdulden (Apg 5,41)" (135,2ff).