Beim Begleiten von Einzelexerzitanten gehört es für mich immer wieder zu den bewegendsten Erfahrungen, wenn ich miterleben darf, wie diese Menschen der Liebe Gottes neu und unmittelbar begegnen. Indem sie ihren Erfahrungen mit dieser göttlichen Liebe in ihrem eigenen Leben nachspüren, erleben sie völlig neu, wie oft ihnen diese Liebe in ihrem Leben schon begegnet ist. "Bisher wusste ich es in meinem Kopf", sagte eine Teilnehmerin - "aber
jetzt ist es mir unter die Haut gegangen, dass Gott mich liebt".Hier zeigt sich wieder die Wahrheit dessen, was wir uns in der ersten Woche deutlich machten: Wo ich im Gebet und in meinem Leben nur über Gott nachdenke, anstatt ihm wirklich zu begegnen, bleiben mir wesentliche Wahrheiten verschlossen. Wo aber echte Begegnung stattfindet, verändert sich der Horizont meines Verstehens.Während meines Mich-Einlassens auf Meister Eckehart ging mir in der letzten Zeit noch etwas Wichtiges mehr und mehr auf: Wenn ich mich mit allem, was mir begegnet und geschieht, Gott wirklich überlasse - dann schenke ich ihm mein Leben, wie der Priester die Opfergabe auf den Altar legt. Und dann bekomme ich genau dieses Leben neu von Gott zurückgeschenkt - aber nun - mich selbst - als seine persönliche Gabe für mich. Und diese Gabe umfasst alles, was ist! Wenn sich aber Gott in jeder Gabe mir selbst schenkt, dann finde ich "meinen Gott in mir selbst und in allen Dingen", die mir geschehen.
"Solange du denkst, wäre es anders gekommen, so wäre es besser, wirst du niemals Frieden gewinnen."
"Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner auf die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge" (Mt 10,29f).
- Mein Gott, der mich bittet, im Schmerz an seine Liebe zu glauben -
Ich sehe auf den Geber, der es gut mit mir meint, wenn er mir zumutet, was ich an Hartem erlebe: "Du"...
"Wir rufen alle Tage und schreien im Paternoster: 'Herr, dein Wille werde!' (Mt 6,10). Und wenn dann sein Wille wird, so wollen wir zürnen, und sein Wille befriedigt uns nicht. Indessen, was immer er täte, das sollte uns am allerbesten gefallen. Die es so als Bestes hinnehmen, die bleiben bei allen Dingen in vollkommenem Frieden. Nun dünkt es euch mitunter, und ihr sagt: 'Ach, wäre es anders gekommen, so wäre es besser', oder: 'wäre es nicht so gekommen, so wäre es vielleicht besser gekommen'. Solange es dich so dünkt, wirst du niemals Frieden gewinnen. Du sollst es als Allerbestes hinnehmen" (169,13ff).