6.7. Dreieiniger Gott,
nur durch Dich kann ich mich in den Ort meiner Ruhe hineinziehen lassen

Hinführung:
"Der Sonne entgegen" als Lebensinhalt hat kein endgültiges Ziel. Jedes erreichte Ziel wird immer neu zurückgelassen um eines neuen Zieles willen. Das macht lebendiges menschliches Leben aus, dass es sich immer nach vorn ausstreckt. Wer nichts mehr erwartet, ist lebendig tot. Diese unstillbare Sehnsucht führt nun Meister Eckehart dazu, auch die Gottessehnsucht des Menschen über alles Begreifbare hin zu durchbrechen: Die Seele kommt deshalb nicht zur Ruhe, weil alles, was sie erreichen kann, noch etwas Unerreichtes beinhaltet. Die Seele aber sehnt sich nach dem "Einen", in dem alles zur Ruhe kommt: "(Die Seele ruht) nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und dort kommt sie zur Ruhe, das heißt: in Gott" (166,34ff). Und so befasst sich Meister Eckehart als leidenschaftlicher Theologe mit der uralten Frage der Christenheit, wie es mit dem Verhältnis des dreieinigen Gottes zu seiner letzten Einheit steht. Wie hat die christliche Theologie darum gerungen, bis sie die Formel fand: ein Gott in drei Personen! Meister Eckehart sucht den "einen Gott" hinter den "Personen". Wie wichtig ihm gerade Gott in seinem "Ausfluss" als Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, daran lässt er keinen Zweifel. Immer wieder benutzt er eigene oder vorgeformte trinitarische Formeln. Aber dennoch spürt er in sich einen inneren Drang, Gott in seiner letzten, ungreifbaren Einheit zu suchen. Was ihn danach streben lässt, ist seine eigene Erfahrung des innersten Seelengrundes, wo alle Unterschiedenheit zurückbleibt in einer tiefen und letzten Einheit - die alles zur Ruhe kommen lässt.
Meditationswort:
"Wir sollen niemals ruhen, bis wir das werden, was wir ewiglich in ihm gewesen sind"
(Röm 8,29ff).
Gleichnis-Meditation:
"In dem Maße, in dem etwas einem andern mehr gleicht, in dem Maße jagt es zu diesem hin, ist es schneller und ist ihm sein Lauf beglückender und wonnevoller; und je weiter es von sich selbst und von allem dem wegkommt, was jenes nicht ist, zu dem es hinjagt, und je ungleicher es sich selbst und allem dem wird, was jenes nicht ist, in dem Maße wird es beständig dem gleicher, zu dem es hinjagt. Und da Gleichheit aus dem Einen fließt und durch die Kraft und in der Kraft des Einen zieht und lockt, drum wird Ruhe noch Genüge weder dem, das zieht, noch dem, das gezogen wird, bis dass sie in Eins vereint werden" (117,12ff).
Biblische Grundlage:
"So lasst uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu kommen" (Hebr 4,11).
Wiederholungsgebet:
- Dreieiniger Gott, in dem ich zur Ruhe finden kann -
Kontemplation:
"Du" - "meine Ruhe"...
Weitere Textstellen:
"Dieser Funke widersagt allen Kreaturen und will nichts als Gott, unverhüllt, wie er in sich selbst ist. Ihm genügt's weder am Vater noch am Sohne noch am Heiligen Geiste noch an den drei Personen (zusammen), sofern eine jede in ihrer Eigenheit besteht" (316,2ff).

"Wenn das Licht hinschwindet, dann wird es Abend; wenn die ganze Welt von der Seele abfällt, dann ist es Abend, dann kommt die Seele zur Ruhe..." (246,16ff).


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