4.1. Ich überlasse mich dir, "meinem geliebten Gott",
wo immer ich dich wahrhaft Gott sein lasse

Hinführung:
Neulich abends im Bett stand plötzlich der Gedanke vor mir: "Wenn Gott wirklich Gott wäre..."! Ich war erschrocken darüber - denn mir wurde klar, dass man sich mit diesem wirklichen Gott dann nicht "mit links" auch mal mit beschäftigen, sich ihm auch mal zuwenden kann. Dann trägt er einfach alles und durchdringt alles - und dann hat er auch ein Anrecht darauf, dass ich mich auf ihn nicht nur mit einem Teil meines Dasein einlasse. Dann hat er Anspruch auf mich als ganzen Menschen mit allem meinem Erleben und allen meinen Erfahrungen. Dann kann ich aus diesem Ich-Du-Bereich nichts ausgrenzen. Ein "teilweiser" Gott wäre nicht der wirkliche, wahre Gott! Und während diese Gedanken mit mir gingen, fand ich bei Eugen Drewermann (E.Drewermann, "Das Markusevangelium II") den Satz: "Wer diese Veränderung der gesamten Blickrichtung tief genug spürt: 'Gott allein ist gut', dem beruhigt sich alle Angst, dem klärt sich sein Herz, dem ordnet sich sein Leben". Gewiß hätte ich zu anderer Zeit über solchen Satz hinweg gelesen. Aber die eigenen Gedanken ließen mich hellhörig werden: Hier wurde eine Erfahrung in Worte gefaßt, die keimhaft aus der Wurzel wächst, dass "Gott wirklich Gott ist". Wo das für mich Wirklichkeit wird, finde ich mich vor unter dem Herrschaftsbereich Gottes, lebe "ich in dem Lande, in dem er König ist" - wovon die Psalmen ihre Loblieder singen. Dann wächst so etwas wie eine innere Notwendigkeit: Wenn Gott Gott ist, dann gehöre ich nicht mehr mir, sondern Ihm!
Meditationswort:
"Lieber Mensch, was schadet es dir, wenn du Gott vergönnst, dass Gott Gott in dir sei?"
Bildhafte Hinführung:
"Das geringste kreatürliche Bild, das sich je in dich einbildet, das ist so groß, wie Gott groß ist. Warum? Weil es dich an einem ganzen Gotte hindert. Eben da, wo dieses Bild (in dich) eingeht, da muß Gott weichen und seine ganze Gottheit" (180,34ff).
Lebensmeditation:
Neulich erzählte mir eine jüngere Frau, wie ihr die Frage unter die Haut gegangen sei, ob Gott in ihrem Leben wirklich die erste Stelle einnähme...
Biblische Grundlage:
Jesus fragt mich wie seine Jünger damals: "Wer sagt denn ihr, dass ich sei?" (Mt 16,16).
Wiederholungsgebet:
- der sich die erste Stelle in meinem Leben wünscht -
Kontemplation:
Ich lasse mich sinken in meinen innersten Be-"Reich", in dem Gott Gott ist und als König herrscht: "Du"...
Vollständiger Text:
"Nun begehrt Gott nichts mehr von dir, als dass du aus dir selbst ausgehest deiner kreatürlichen Seinsweise nach und Gott Gott in dir sein läßt. Wo aber dieses Bild ausgeht, da geht Gott ein. Gott begehrt so sehr danach, dass du deiner kreatürlichen Seinsweise nach aus dir selbst ausgehest, als ob seine ganze Seligkeit daran läge. Nun denn, lieber Mensch, was schadet es dir, wenn du Gott vergönnst, dass Gott Gott in dir sei? Geh völlig aus dir selbst heraus um Gottes willen, so geht Gott völlig aus sich selbst heraus um deinetwillen (180,32ff).

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