Woche 3:
Mein Gott, wer bin ich für Dich?
Mein Selbstbild

Einführung in die dritte Übungswoche:
Überblick:

Mein Erleben der Berge
Wer bin ich?

Mein Erleben der Berge
Bisher schauten wir vor allem auf die Berge mit ihren Höhen und Gipfeln, um uns zum Aufbruch motivieren zu lassen. Wir fragten uns aber noch nicht: Wie kommt es überhaupt, dass mich Berge rufen und locken? Eine Kuh kann sicherlich ihr Leben lang angesichts der Berge weiden, ohne je den Wunsch zu verspüren, hinaufzusteigen! Was ist es in mir, was durch die Berge so angesprochen wird? Was ist in meiner Seele vor sich gegangen, wenn ich eines Tages den Rucksack nehme und loswandere?

Um diese Frage zu beantworten, genügt es meistens nicht, nur einmal einen kurzen Blick auf die Gipfel und Höhenzüge zu werfen. Ich muß vielleicht lange und geduldig angesichts der Berge in mich hineinlauschen, welche tiefen Wünsche und Sehnsüchte in mir angerührt werden, und ich muß mir viel Zeit dazu nehmen, meine Sehnsucht wirklich zuzulassen und ihr viel Raum in mir zu geben.


Wer bin ich?
In der vergangenen Woche lag mein Blick auf dem unfaßbaren Geheimnis, dass des unbegreiflichen Gottes Wesen zutiefst Liebe ist. In dieser Woche verschiebt sich meine Blickrichtung von dem, der so liebt, auf denjenigen, der so geliebt wird: auf den Menschen - auf mich. Welches Geheimnis zeichnet mich aus, dass ich solche Liebe empfangen darf? Daß ich in Gottes Augen solcher Liebe würdig bin? Dieser Frage tastet Meister Eckehart in der ihm eigenen Weise nach und kommt zu dem Schluß: "Da nun Gott die Seele so stark liebt, so muß die Seele etwas ebenso Großes sein" (344,13f).

Wir kennen Frömmigkeitsformen, welche meinen, der Mensch müsse erst so klein als möglich gemacht werden, damit Gott und seine Gnade um so größer würden. Solch ein Vorgehen kann im Menschen nicht nur das Ungute, sondern gleichzeitig auch alles gesunde, lebensnotwendige Selbstwertgefühl zerstören.

Meister Eckehart führt uns einen anderen Weg: Er wird nicht müde, uns in immer neuen Bildern die "Seele" mit ihren einzigartigen Möglichkeiten vor Augen zu führen: den Menschen, wie er sein könnte, wenn er die von Gott in ihn hineingelegten Möglichkeiten nutzen würde! Der Mensch, wie ihn Gott meint, hat eine einzigartige Stellung in der Schöpfung, eine einmalige Würde unter allen Geschöpfen. Gott hat ihn zu seinem Ebenbild geschaffen, deshalb trägt er wahrhaft göttliche Möglichkeiten in sich. Wenn er sie nur kennen und nutzen wollte! Denn das nun ist die Kehrseite dieser Größe: Es ist in die Freiheit des Menschen selbst gestellt, diese Anlagen zu entfalten. Er kann diese große Möglichkeit verpassen, er kann seine Chance verspielen.
So geht es in dieser dritten Woche um ein "Verweilen im Schauen auf das Ziel", um mich selbst dabei mit meinen Chancen, aber auch mit meinen Gefahren erspüren zu können.


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