Wo Liebe ist, möchte sie schenken, wahre Liebe will sich selbst schenken. In jedes Geschenk, das ein Mensch aus Liebe macht, gibt er mehr oder weniger von sich selbst mit hinein. In Gott aber gibt es kein Mehr oder Weniger: "Gott kann nicht (nur) weniges geben; entweder muß er alles oder gar nichts geben. Seine Gabe ist völlig einfach und vollkommen ohne Teilung" (174,21ff). So "kann" Gott von sich aus nicht mehr oder weniger geben, immer zielt er darauf, sich selbst schenken zu können: "Gott gibt keine Gabe und hat noch nie eine gegeben, auf dass man die Gabe besitze und bei ihr ausruhe. Alle Gaben vielmehr, die er je im Himmel und auf Erden gegeben hat, die gab er alle nur zu dem Ende, dass er eine Gabe geben könne: die ist er selber" (89,8ff). Daß manche Menschen mehr oder weniger als andere von ihm empfangen, liegt nicht an Gott, sondern einzig an der unterschiedlichen Fassungskraft, an der verschiedenen Aufnahmefähigkeit der Menschen. Deshalb liegt es Meister Eckehart so unsagbar daran, dass der Mensch sich für Gott öffne und bereite. (Darum wird es ausführlich später bei der Gelassenheit gehen.) Immer dürfen wir allen Ereignissen unseres Lebens gegenüber eine innere Haltung einüben, welche sich in dem Wort aussagt: "Sieh nicht auf die Gabe dessen, der liebt, sondern auf die Liebe dessen, der gibt."Es ist ein Wort, das aus dem Denken Meister Eckeharts erwachsen ist.
"In allen Gaben, die Gott gibt, gibt er zuerst sich selbst" (197,20f).
Ich meditiere meine unterschiedliche Weise des Schenkens: Wann, wo und wem habe ich etwas geschenkt, das ein echtes Symbol war für mich selbst? Und: Wann, wo und wem habe ich ein Geschenk gemacht, in das ich mich selbst wenig oder gar nicht hineingegeben habe?... Ich vergleiche die beiden Erfahrungen, die ich dabei machte...
"Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab" (Joh 3,14).
- Mein Gott, der du in jeder Gabe dich selbst mir gibst -
"Danke" - Ich kann dabei die letzten Geschehnisse des Tages an mir vorüberziehen lassen - jedes einzelne anschauen im Glauben daran, dass es eine Gabe ist, in der sich Gott selbst mir schenken will...
"Seid des gewiß, dass Gott es nicht unterläßt, uns alles zu geben... Ihm ist es viel nötiger, uns zu geben, als uns zu empfangen; wir dürfen es aber nicht darauf absehen; denn je weniger wir danach streben und begehren, um so mehr gibt Gott. Damit aber zielt Gott auf nichts anderes als darauf, dass wir um so reicher werden und um so mehr empfangen können" (375,2ff)."Als Erstes aber, das Gott je gibt, gibt er stets sich selbst. Und wenn du Gott hast, so hast du mit Gott alle Dinge. Ich habe zuweilen gesagt: Wer Gott hat und zu Gott hinzu alle Dinge, der hat nicht mehr als einer, der Gott allein hat" (338,22ff).
"Gott gibt nichts so gern wie große Gaben"(169,26ff).