1.7. Du willst dich von mir finden lassen, wenn ich nie beim Erreichten ausruhe, sondern ständig neu auf dich warte
Hinführung:
Dem echten geistlichen Weg, wie er auch sein mag, wohnt eine große innere Dynamik inne. Christen sollten wartende und hoffende Menschen sein, wenn sie "Salz der Erde" und "Licht der Welt" bleiben wollen. Geistliches Leben ist ausgespannt auf eine Zukunft hin, welche immer als Verheißung vor uns liegt. Aber diese Zukunft hat in Jesus Christus schon begonnen! Jeder Schritt, den wir nach vorn tun, ist bereits ein Schritt in diese Zukunft Gottes hinein. Deshalb gibt es auf dem geistlichen Weg keinen Stillstand, ein jeder Stillstand wäre Stagnation. Darüber sind sich alle geistlichen Meister einig. Aber in einer besonders prägnanten und unüberhörbaren Weise bringt es Meister Eckehart immer wieder zum Ausdruck, wie wichtig das ständige Fortschreiten ist - und das vollzieht sich in einem aktiven, fleißigen Ausschauhalten nach dem Herrn. Ein Christ ist ein Mensch, "der auf den Herrn wartet". Hoffnung ist ein Kennzeichen der Christen, das ihn von "denen, die keine Hoffnung haben" (1 Thess 4,13) grundlegend unterscheidet.
Meditationswort:
"Solche harrenden Leute sind wachsam und erwarten den Herrn in allem, was da kommt"
Biblische Grundlage und Bildhafte Hinführung:
"Laßt eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich Menschen, die auf ihren Herrn warten" (Lk 12,35f).
Wiederholungsgebet:
- Vater, auf den ich warten darf in allem, was mir begegnet -
Kontemplation:
"Unser Gott" (ausatmen) - (warten) - "kommt" (einatmen) (Ps 50,3).

Beim Verweilen an der Schwelle des innersten Geheimnisses mache ich mir deutlich: dieser Gott, dem ich hier begegnen möchte, ist der, welcher in Liebe auf mich zukommt. Er kommt gewissermaßen von innen her, aus der Tiefe meines Seins, auf mich zu. Mein Warten auf ihn begegnet seinem Warten auf mich...

Vollständiger Text:
"Der Mensch soll sein, wie unser Herr sprach: `Ihr sollt sein wie Leute, die allzeit wachen und ihres Herrn harren' (Lk 12,36). Traun, solche harrenden Leute sind wachsam und sehen sich um, von wannen er komme, dessen sie harren, und sie erwarten ihn in allem, was da kommt, wie fremd es ihnen auch sei, ob er nicht doch etwa darin sei. So sollen auch wir in allen Dingen bewußt nach unserm Herrn ausschauen. Dazu gehört notwendig Fleiß, und man muß sich's alles kosten lassen, was man nur mit Sinnen und Kräften zu leisten vermag; dann wird's recht mit den Leuten, und sie ergreifen Gott in allen Dingen gleich, und sie finden von Gott gleich viel in allen Dingen" (62,24ff).

(Doch nur die Liebe ermöglicht dies:) "Wer da etwas heiß mit ganzer Inbrunst so liebt, dass ihm nichts anderes gefällt und zu Herzen geht als (eben) dies, und er nur nach diesem verlangt und nach sonst gar nichts: ganz gewiß, wo immer ein solcher Mensch sein mag oder ...was er tut, nimmer erlischt doch in ihm das, was er so sehr liebt, und in allen Dingen findet er dieses Dinges Bild, und dies ist ihm um so stärker gegenwärtig, je mehr die Liebe stärker und stärker wird" (61,2ff).

Abschluß der ersten Übungswoche:
In der ersten Übungswoche ging es um Grundeinstellungen beim Beten überhaupt, deren verwandelnde Kraft ich gern in mein ganzes Leben integrieren möchte. Wie kann das geschehen? Für mich hat es sich bewährt, ein eigenes Gebet zu formulieren, das die mir wichtigen Anliegen aufnimmt - und mit diesem Gebet eine Zeitlang jede Gebetszeit zu beginnen. In diesem Falle habe ich die Wiederholungsgebete im Zusammenhang aufgenommen - aber hier muß jeder seinen Weg selbst finden. Jedenfalls wäre es sicher für manchen hilfreich, sich im Rückblick auf diese Übungswoche an das zu erinnern, was ihm hilfreich geworden ist, und das als Gebet zu formulieren, welches dann zu Beginn aller weiteren Übungseinheiten diese Grundeinstellung neu erbittet. Das kann in ähnlicher Weise am Ende einer jeden Übungswoche geschehen.

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