Christliche Meditation
Kreuz 
als Erlösung
Dritte Übungswoche
Êinführung



Einführung in die dritte Übungswoche.  
Das Kreuz als Symbol.

Die dritte Woche unseres Übungsweges bildet den Übergang von der allgemeinen Kreuzstruktur unseres Lebens zu dem Kreuz als christliches Ursymbol. Ich erlebte es in mehreren christlichen Meditationsgruppen, daß ich auf die Frage nach spezifisch christlichen Symbolen nur eine einzige Antwort bekam: "Das Kreuz". Wir sind als Christen gezeichnet von diesem Kreuz, das unser Leben prägt, seit es uns bei unserer Taufe gezeichnet hat. Jeder Segen zeichnet dieses Kreuzzeichen nach - und wenn wir uns selbst damit bezeichnen (was für Martin Luther noch eine Selbstverständlichkeit war), dann vertiefen wir dieses Wissen und nehmen es bewußt in die Wirklichkeit unseres Lebens auf.

Bereits in neutestamentlicher Zeit ist das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben ist, zu einem symbolischen Zeichen für die Christen geworden. Wenn es im Lukasevangelium heißt: "Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach", dann zeigt das bereits, daß das Kreuz zum Symbol geworden ist. Das gleiche wird deutlich, wenn der Apostel Paulus vom "Mitgekreuzigtwerden" des Christen mit Christus spricht. Das steht bei ihm aber bereits in einem unauflöslichen Zusamamenhang mit dem "Mitauferstehen" mit Christus, das auf das "Mitleiden" folgt.

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Das Kreuz als Zeichen für Karfreitag und Ostern.

Das zeigt: Das Kreuz als Symbol der Christen schließt mehr in sich als das Geschehen auf Golgota. Es ist auch das leere Kreuz, das den Auferstandenen repräsentiert. Und es wird sehr bald in der Frömmigkeit und in der Kunst zum Lebensbaum, der den Fluch des Todesbaumes im Paradies überwindet, es wird zum lebendigen Baum, aus dem wahres Leben erwächst.

Diese Botschaft führt uns in die Mitte unseres christlichen Glaubens hinein: Nachdem die ersten Menschen schuldig geworden waren, hatte Gott sie aus dem Paradies verwiesen, damit der Mensch "nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich" (Gen 3,22). So wurde es in diesem mythologischen Bildern von Generation zu Generation weitergegeben: Mit dem Ausstoß aus dem Paradies war dem Menschen die Tür zum wahren Leben verschlossen worden - aber durch Jesus Christus wurde uns dieses Tor wieder geöffnet. Durch die Menschwerdung Jesu geschah dieses Wunder: "Heut schließt er wieder auf das Tor zum schönen Paradeis - der Cherub steht nicht mehr davor, Gott sei Lob, Ehr und Preis" (Martin Luther). Das neue Leben, das aus dem Tod wächst, vollendet sich am Stamm des Kreuzes, welches sich - wieder einer alten Überlieferung zufolge - über dem Grab des Adam erhob. Hier liegt der enge Zusammenhang zwischen dem Baum des Todes, der den ersten Menschen im Paradies zum Verderben wurde und dem neuen "Baum des Kreuzes", diesem wahren "Baum des Lebens", der dem Menschen Rettung bringt... So wird das Kreuz oft als blühender Baum gesehen und dargestellt, an dem die Frucht des wahren, unzerstörbaren Lebens reift.

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Das Kreuz als lebendiger Blütenbaum.

Dieser lebendige, blühende Kreuzesbaum soll uns nun durch diese dritte Woche begleiten - und zwar im Anschauen eines Bildes aus der mittelalterlichen Kunst. Bitte lassen Sie sich durch die schlecht Qualität des Bildes nicht stören - am besten wäre es, Sie versuchten nach dieser Vorlage selbst ein Bild zu gestalten.

Dieses Bildmotiv des blühenden Kreuzbaumes ist mir im Laufe der letzten Jahre sehr kostbar geworden und ich habe es in manchen Kursen verwendet. Manchen spricht das Bild spontan an, andere werden sich lange hineinschauen müssen, bis das Bild für sie zu sprechen beginnt. Bitte versuchen Sie, wenn es Ihnen möglich ist, anfängliche Widerstände gegen diese Darstellung zu ertragen und zu warten, ob sich vielleicht gerade für Sie etwas Wichtiges dabei enthüllt... Solch ein Bild kann Verkündigung in dichtester Form sein - wenn wir es vermögen, auf die Botschaft der Komposition und der Symbole und der darin ausgesagten tiefen, und doch so einfachen Wahrheiten zu achten.

Entscheidend ist bei jeder Bildmeditation, daß ich immer wieder selbst "ins Bild komme", daß mir das Bild zum Spiegel meines Lebens wird. Das geschieht nicht auf den ersten Blick, sondern indem ich mich immer wieder treu und geduldig der Botschaft des Bildes aussetze. Dieses wollen wir in dieser Woche miteinander üben.


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