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als Erlösung |
Donnerstag |
Hinführung:zurück zum AnfangNoch einmal wollen wir heute den Querbalken meditieren, und zwar im Blick auf die wohl extremste Polarität unseres Daseins: die Polarität von Leben und Tod. Sie hat ihre Vorläufer in Freude und Leid, in Erfüllung und Leere und vielem anderen mehr. Es gibt Menschen, die suchen die Erlösung aus dieser schmerzhaften Polarität in der Absolutsetzung der jeweils einen Seite: Entweder sie erwarten alles von einem Leben, das das Sterben ausklammert. - Im anderen, selteneren Extremfall suchen sie die Erlösung allein durch den Tod und klammern das Leben damit endgültig aus. (Dazu gehört es auch, wenn jemand alles nur schwarz sieht, um sich dadurch vor Enttäuschungen zu bewahren.) Beides ist Folge einer tiefen inneren Unfreiheit - und beide Lösungen bedeuten keine echte "Erlösung".
Vielleicht können wir uns dafür öffnen, daß das Geheimnis wahrer Erlösung gerade nicht im Absolutsetzen einer Seite liegt, was die Ausklammerung der anderen Seite einschließt, sondern daß gelungenes, erlöstes Menschsein nur dort möglich wird, wo beide Seiten Erfüllung schenken können - wenn auch in unterschiedlicher Weise. Dann erst werde ich frei von der Angst vor dem Sterben, wenn mich das Sterben in neues Leben hineinführt, und zwar im Großen wie auch im Kleinen - und erst dann werde ich ebenso frei von einer falschen Lebenssucht und -gier, wenn ich zu unterscheiden lerne zwischen dem, was wirklich "Leben" schenkt und den vielen Scheinlösungen, die zwar Leben versprechen, uns aber danach in einer umso tieferen Leere zurücklassen.
Erst wer das Sterben integriert hat, ahnt etwas davon, was wahres, gelungenes Leben sein kann. Danach sehnen wir uns im tiefsten: Wer kennt nicht die leisen Ahnungen in sich, die ihn spüren lassen: "Leben, wahres Leben, müßte eigentlich mehr sein!..." und: "Mit dem Tod kann und darf doch nicht alles aus sein!"... Das Merkwürdige dabei ist, daß sich diese Gedanken aus einem Bereich melden, den unser Verstand vielleicht als unsinnig abqualifiziert - und die sich dennoch einfach nicht total verdrängen lassen...
Reflexion:zurück zum AnfangIch sinne dem nach, worin sich die Polarität "Leben - Sterben" in meinem Leben in kleiner Münze alltäglich zeigt...
Meditative Übung:- Ich spüre in meinen "Todesbalken" hinein, bis er an seine - menschlich gesehen - unwiderrufliche Grenze stößt...
- Ich spüre in meinen "Lebensbalken" hinein und verfolge auch ihn bis an seine unwiderrufliche Grenze...
- Ich ahne die innere Lebenskraft in mir, die mir eine neue Dimension menschlichen Lebens ermöglichen will. Meine tiefste Sehnsucht ist wie ein Pfeil, der von der innersten Mitte meines Lebens her sowohl den "Lebensbalken" - als auch den "Todesbalken" durchfliegt und seine Grenzen "durchbricht"...