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„Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daß nicht Ärgernisse kommen; wehe aber dem, durch welchen sie kommen!"...
Wir hören es aus Deinem eigenen Mund, Herr: Nicht in einer "heilen Welt" leben wir - "Ärgernisse" gehören in dieser Welt dazu!...
Meine Sehnsucht nach einer "Welt ohne Ärgernisse" (ohne Angst, Schmerzen, Tod usw) ist eine Sehsucht, die über diese Welt hinausweist. Ich darf sie nicht unterdrücken ("weil sie doch nicht erfüllt wird" - und das Zulassen unerfüllter Sehnsucht schmerzt!), sondern ich darf sie wachsen lassen als einen Teil jener verborgenen Kraft, die unsere Welt auf ihre Vollendung zu bewegt...
Du stellst Dich in atemberaubender Dringlichkeit an die Seite der Kleinen, Schwachen, jedes einzelnen von ihnen...
- Ich sehe innerlich vor mir einen Menschen (N.), der mich als stärker, als überlegen erlebt...
- Ich sehe, wie Du Dich schützend vor ihn strellst oder mit irgendeiner Geste, die ich vor mir sehe, diesen Schutz zum "Ausdruck" bringst...
- Ich lasse mich betreffen von Deinem "Wehe!"...
- Ich sehe innerlich vor mir einen Menschen, dessen Stärke und Überlegenheit mich bedrückt...
- Ich spüre Dich schützend an meiner Seite (oder in einer anderen Geste),
- daß ich mich aufrichten kann...
- daß ich frei atmen kann...
- daß ich...
Ich gehe mit ein paar Schritten in der Vorstellung in eine Situation hinein, in der ich mich klein und schwach fühle. Dann lasse ich mir von Dir eine Krone aufs Haupt setzen - die Krone des Schwachen und Kleinen - und erlebe, wie ich mich in dieser Würde anders verhalte und bewege...
Du warnst mich vor einer Grenze meiner Vergebungsbereitschaft...
- Ich sehe einen Menschen vor mir, an dem ich "zu kauen habe"...
- Ich spüre (sehr genau) seinen (vielleicht hilflosen und ungeschickten) Versuchen nach, ob er sich bemüht, etwas zu ändern - und stelle das alles in das Licht Deines Wortes...
- Ich sehe meine eigenen armseligen Versuche, mit diesem Problem umzugehen, meine oft so schwache Bereitschaft, ihm zu verzeihen... - und stelle das alles in das Licht Deines Wortes...
Ich höre die Bitte der Apostel und versuche zu erspüren, was wohl in diesem Augenblick hinter ihrer Frage stehen mag?...Wie lautet meine ureigene Bitte?...
- Vielleicht: "Herr, schenk mir den Glauben, der es vermag, "Berge" in mir (Berge der Angst, des Widerstandes, der schmerzenden Narben u.a.) ins Meer Deiner Liebe zu werfen...
- Ich höre Deine Antwort, Herr, und horche, was Du mir heute und hier konkret darauf erwiderst...
- Sagst Du vielleicht: Was du erbittest, du trägst es bereits als Senfkorn in dir?...
- Welche Möglichkeiten eröffnet mir diese Verheißung!...
Der Kreis schließt sich: Ich brauche nicht immer neu zu versuchen, aus meiner "Minderwertigkeit" (wie ich sie empfinde) auszubrechen, weil Du selbst Dich so vehement an die Seite der Kleinen, Schwachen stellst...
- Wo ich wahrhaft verletzt bin (nicht in meiner Eitelkeit oder in meinem Stolz, sondern in meinem Wesen), setzt Du mir die Krone auf...
„wehe aber dem, durch welchen sie (Ärgernisse) kommen!"...
„wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren."...
Ich lasse das - heute unzeitgemäße - Bild vom dienenden Knecht zurück und verweile bei der Sache:
"Mein Lohn ist, daß ich darf!" ...