Johannes 15, 1 - 8
Exegetisch-spirituelle Aspekte
In diesem Umfeld steht heute unser Evangelium vom Weinstock und den Reben. In dieser Bildrede haben wir es mit einem dichten, symbolgefüllten Text zu tun. Heute besinnen wir uns neu auf die besonderen Möglichkeiten, die symbolhaftem Sprechen innewohnen Zum Umgang mit biblischen Symbolbildern möchte ich mich an einige Gedanken von Paul Tillich anschließen: Er sagt, über die tiefsten Geheimnisse unserer Glaubens kann man angemessen eigentlich nur in Bildern und Symbolen sprechen.

Religiöse Symbole, wie sie die Bibel verwendet, haben im Meditierenden tiefgreifende Wirkungen:

Jedes biblische Symbolbild weist weit über sich hinaus auf ein unaussprechbares Geheimnis. Das Symbol benutzt ein menschlich begreifbares Bild, um auf etwas hinzuweisen, was alles menschliche "Begreifen" übersteigt weil es sich auf einer anderen Ebene befindet, nämlich im Geheimnis Gottes. Dadurch haben diese Symbole wahrhaft und wirklich Anteil an dem, worauf sie hinweisen und vermitteln diese Teilhabe demjenigen, der solch ein Symbol meditierend in sich einlässt. Wie dem naturwissenschaftlichen Lehrsatz das rationale Denken zugeordnet ist, so entspricht dem Symbolbild das Meditieren. In solchem Meditieren eines Symboles öffnen sich Bereiche in den Tiefenschichten der menschlichen Seele und werden in ihrer Sehnsucht empfangsbereit für die von Gott verheißene Erfüllung. Immer ist solche tiefe menschliche Sehnsucht letztlich nur ein Spiegelbild der Sehnsucht, die Gott nach uns hat- wie die christlichen Mystiker betonen.

Deshalb zielt wirkliche Sehnsucht letztlich immer auf Gott selbst auch wenn das meistens dem Menschen selbst nicht bewusst ist und kann nur durch Gott selbst auch wirklich gestillt werden. So wird Sehnsucht des Menschen zum Empfangsorgan für die Gabe Gottes.


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