1. Timotheus 2, 1 - 6a
Exegetische Anmerkungen:
Der 1. Timotheus-Brief stammt vermutlich von einem Schüler des Apostels Paulus. Sein Anliegen ist der Aufbau einer sinnvollen Gemeindeordnung. Die Gebetsanweisungen unserer Textstelle waren ursprünglich Anweisungen für das gottesdienstliche Gemeindegebet. Doch wenn das gemeinsame Gebet im Gottesdienst nicht seine Wurzel hat im Gebet des einzelnen und von dort seine Nahrung bekommt, wird es leer und wirkungslos. Die Perikopenordnung hat diesen Abschnitt dem Sonntag Rogate zugeordnet, weil hier vom Gebet die Rede ist. Aber wir dürfen darüber nicht aus dem Auge verlieren, dass das Hauptanliegen dieses Textes erst in den weiteren Versen aufleuchtet: Es ist die Zusage des uneingeschränkten Heilswillens Gottes, der jedem Menschen gilt. Nirgends wird das in der Bibel so deutlich ausgesprochen wie an dieser Stelle. Und aus diesem Willen Gottes heraus, allen Menschen zu helfen, begründet sich die Aufforderung zum Gebet, vor allem für die Fürbitte: Damit das Heil Gottes zu den Menschen hinströmen kann, braucht Gott unser Gebet. Wie ein Kanal leitet es die Leben schenkenden Wasser Gottes zu den Menschen hin, die sie brauchen, damit das Heil Gottes an ihnen geschehen kann.

Der Schreiber des Briefes unterscheidet einzelne Möglichkeiten des Betens: Lobpreis, persönliches sowie liturgisches Beten, Fürbitte und Danksagung. Das zeigt keine Rangordnung an. Eher erleben wir hier ein meditierendes Umkreisen - das Beleuchten eines Anliegens von unterschiedlichen Sichten aus. Diese vier Ausdrücke für das Beten sind nicht genau voneinander abzugrenzen: durch sie alle macht sich der betende Mensch zum Kanal, der dem Heilswillen Gottes in diese Welt hinein Raum verschafft.


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