4.2. Ich überlasse mich dir, "meinem geliebten Gott",
wo immer ich in den Raum deiner Liebe eintrete

Hinführung:
Als ich einmal eine alte Frau im Krankenhaus besuchte, brach es eruptiv aus ihr heraus: "Noch ein einziges Mal möchte ich zu Hause sein dürfen!" Dieser Aufschrei weckte die - auch schon sehr alten - Mitpatienten aus ihrer Lethargie auf. Leidenschaftlich stimmten sie ein in diesen Wunsch - Tränen standen dabei in ihren Augen. Und mehr und mehr wurde mir deutlich, dass sich dieser Wunsch weniger auf ihre augenblickliche Wohnung richtete als auf das "Zu-Hause" ihrer Kindheit. "Noch einmal Kind sein dürfen im Hause meiner Eltern", sprach es schließlich eine von ihnen aus. Bei dem Gedanken an das "Zu-Hause-Sein" klingt die Ursehnsucht eines jeden Menschen mit, vorbehaltlos, ohne jede Bedingung geliebt und angenommen zu sein - wie man es (hoffentlich!) als Kind erfahren hat.

Jesus verheißt den Seinen das Zu-Hause, das der Vater bereitet hat: "In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen... Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin" (Joh 14,2ff). Niemals ist eine Verheißung Jesu im Johannesevangelium nur auf das Leben nach dem Tode bezogen. Immer gibt es einen Abglanz dieser Verheißung schon hier und jetzt in dessen Gegenwart, der in diesem Zusammenhang sagt: "Ich bin der Weg". Diesen "Raum", diesen Ort hat er uns bereitet, wo wir so "zu Hause" sein dürfen, geliebt, angenommen, wie wir sind: "Wie Gott dich findet, so nimmt er dich" (vgl. Woche 1 Tag 5). Hier darf ich alle Spannungen loslassen, hier brauche ich keine Rolle zu spielen: Ich darf Kind sein im Hause des Vaters. Seine Liebe schafft den Raum, in den ich jederzeit eintreten darf.

Meditationswort:
"Gott hat nur eine Liebe: mit dieser Liebe, mit der der Vater seinen eingeborgenen Sohn liebt, mit der liebt er mich" (371,4ff).
Lebensmeditation:
Ich überlege, wo ich mich einmal ganz "Zu-Hause" gefühlt habe - was für mich dazugehörte... und "durchbreche" diese Erfahrung: es war nichts als ein schwacher Abglanz des "Zu-Hause", das Gott mir bereitet hat, des Raumes der gegenseitigen Liebe, in den ich eintreten darf...
Biblische Grundlage:
Ich lese die ersten Verse von Johannes 14 Wort um Wort, halte immer wieder inne, wo ich mich angesprochen fühle und verweile dabei...( Hier ist der erste Schritt des in der Einleitung beschriebenen 4-stufigen Gebetes angeboten, die "lectio").

Variante: "Unsere Heimat ist im Himmel" (Phil 3,20).

Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, der mich nach Hause einlädt -
Kontemplation:
Ich lasse mich sinken in den innersten Be -"reich", in dem ich geborgen und zu Hause bin im "Raum", den mir die Liebe Gottes schenkt, und dort lasse ich alle meine Verspannungen los: "Du" - (Du bist dieser Raum)...
Weitere Textstellen:
"'Gott ist die Liebe', und die Liebe ist in Gott, 'und wer in der Liebe wohnt, der wohnt in Gott, und Gott wohnt in ihm' (1 Joh 4,16). Wer da in Gott wohnt, der hat gute Wohnung bezogen und ist ein Erbe Gottes, und in wem Gott wohnt, der hat würdige Hausgenossen bei sich"(204,24ff).

"Je weiter man eindringt, desto näher ist man dem Sein. Wenn die Seele das Eine findet..., da verharrt sie in diesem Einen" (265,7ff).

"Vater, spricht der Sohn, ich will, dass wer mir folgt, wer zu mir kommt, dort sei, wo ich bin" (127,26ff).


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