2.4. Mein Gott, dein innerstes Wesen ist Güte und Barmherzigkeit
Hinführung:
Meister Eckehart weiß nichts so gewiß von Gott, als dass er die Güte ("Gutheit") und die Liebe ist. Er grenzt sich ab gegen solche, die ihr Wissen von Gott aus Visionen und Auditionen herleiten und sich dabei schwer täuschen können. Er nimmt seine Gewißheit aus einer anderen Quelle: "Das andere Wissen ist ungleich besser und nützer und wird allen liebenden Menschen oft zuteil: das beruht darauf, dass der Mensch aus Liebe und vertraulichem Umgang, den er mit seinem Gott hat, ihm so völlig vertraut und seiner so sicher ist, dass er nicht zweifeln könne" (74,23ff), denn "die Liebe kann nicht mißtrauen" (75,3).

Liebe - auch Gottes Liebe - erhofft immer Gegenliebe. Deshalb sehnt sich Gott danach, vom Menschen erkannt und geliebt zu werden. Damit der Mensch ihn lieben kann, bleibt Gott nicht in dem verborgenen Abgrund seiner Unaussprechlichkeit, sondern teilt sich mit: "Was ist gut? Das ist gut, was sich mitteilt" (197,11). Gott, der in sich eins ist, "schmilzt aus", und "sein Ausschmelzen ist seine Gutheit" (237,29). So ist sein innerstes Wesen Barmherzigkeit. Aus Barmherzigkeit hat er sich dem Menschen als dreifaltiger Gott geoffenbart - und als Vater, Sohn und Heiliger Geist ist es sein innerstes Anliegen, uns Menschen alles zu geben, was er in sich selbst hat: "Was Gott gegeben hat und was Gott zu geben gelobte, das ist gar wunderlich und ist unbegreiflich und unglaublich. Und dem ist recht so; denn, wäre es begreiflich und glaubhaft, so stünde es nicht recht darum" (356,9ff). Und die Liebe Gottes macht nirgends halt - nicht einmal vor meiner Sünde (vgl. Woche 11 Tag 5.): Dort kann sie sich sogar am deutlichsten zeigen!

Meditationswort:
"Gott bewegt nichts anderes zu irgendeinem Werke als seine eigene Güte" (82,13f).
Naturale Meditation:
Meister Eckehart nimmt ein Bild von Origenes auf: "Gottes Bild, Gottes Sohn, sei in der Seele Grund wie ein lebendiger Brunnen" (143,20f). (vgl. Woche 10. Tag 1.)

Der quellfrische Brunnen ist ein Bild der unerschöpflichen Liebe Gottes - er quillt in mir selbst...

Biblische Grundlage:
"Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm" (1 Joh 4,16).

"Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zur Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt" (Joh 4,14).

Wiederholungsgebet:
- Mein Gott, der du dich in unerschöpflicher Liebe verströmst -
Kontemplation:
Ich stelle mir vor, bei einem Menschen zu sein, der mich fraglos annimmt und bejaht, so wie ich bin. In seiner Nähe umgibt mich ein Raum der Heimat und der Geborgenheit. Dann trete ich ein in den Raum, den Gottes Liebe mir schafft, und ich verweile darin. Wie Jesus den reichen Jüngling liebend anschaute (Mk 10,21) - so lasse ich mich von Gott anschauen: "Du"...
Vollständiger Text - Weitere Textstelle:
"Dass Gott seine Freunde oft in Schwachheit fallen läßt) tut er aus keinem anderen Grunde als aus seiner bloßen Güte und Barmherzigkeit. Denn Gott bewegt nichts (anderes) zu irgendeinem Werke als seine eigene Güte; nichts frommen unsere Werke dazu, dass Gott uns etwas gebe oder tue" (82,12ff).

"Über...(das) Erkennen und (die) Liebe (hinaus) ragt die Barmherzigkeit; im Höchsten und Lautersten, das Gott zu wirken vermag, dort wirkt Gott Barmherzigkeit" (190,14ff).


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