Woche 15 - Mittwoch

4. Mich durch Christus zur lebendigen Antwort auf Gottes Liebe formen lassen: zur Liebesantwort des in Christus erneuerten Menschen - zum Lob Gottes
Hinführung
Lapidar beginnt Ignatius seine geistlichen Übungen mit dem Satz: "Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unseren Herrn, zu loben." Müssen wir "Traditionschristen" unseres Jahrhunderts uns erst von den Charismatikern wieder sagen lassen, welche unersetzliche Funktionen das Gotteslob im Leben eines Christen hat? Vielleicht weiß es der eine oder andere noch, daß das Gotteslob eigentlich auch in unserem Leben eine größere Rolle spielen sollte; aber wir tun uns schwer damit, einfach und absichtslos Gott zu loben - das ist keine Frage. Hier liegt der Sinn des regelmäßigen Stundengebets: Dienst des Gotteslobes, dargebracht für die Menschen, die nicht mehr loben wollen oder können - ja sogar für die stumme Kreatur, in deren Stellvertretung der Mensch Gott lobt (Ps 148). Wer regelmäßig Psalmen betet, wer sein eigenes Beten mit dem Psalmgebet verbindet, der bringt damit das "Wort" der Menschen vor Gottes Angesicht. Die weite Palette des menschlichen Erlebens, von der tiefsten Not bis zur jubelnden Freude, ist in den Psalmgebeten Sprache geworden - Menschheitssprache, die auf diese Weise vor Gott gebracht wird.

Kann ich aber alle diese unterschiedlichsten menschlichen Erlebnisse und Gefühle, die in den Psalmen vor Gott ausgesprochen werden, wirklich unter dem Begriff des Gotteslobes vereinen? Kann ein Notschrei oder ein Bittgebet "absichtslos" Gotteslob sein? Ich denke, schon: wenn ich nämlich zu Gott um Hilfe rufe im Vertrauen darauf, daß er helfen kann und helfen will - oder daß er mir seine Hilfe versagen muß, weil sein Wille nicht mein Wille ist, sondern über mein Verstehen und Begreifen hinausgeht. So lobe ich Gott in jedem Notschrei, in jedem Bittgebet und in jeder Fürbitte durch mein Vertrauen zu ihm. Und wenn ich Schuld bekenne, für mich selbst oder auch in Stellvertretung für andere, dann geschieht auch das zur Ehre und zum Lob Gottes: Ich gebe ihm die Ehre, daß sein Urteil gerecht und richtig ist. Deshalb kann der Psalmsänger auch in seiner tiefsten Not beten: "Ich will den Herrn allzeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund" (Ps 34,2).


Übung
Psalm 34 (Gott loben allezeit)

Varianten
-  Johannes 17,20-26 (Fürbitte Jesu)
Ich verweile im inneren Schauen auf Jesus, unseren "Fürsprecher bei dem Vater" (1 Joh 2,1), wie er uns an dieser Stelle das Geheimnis seines Herzens öffnet ... und ich lasse mich mit meiner Fürbitte in seine Fürbitte einbeziehen, Gott lobend durch mein Vertrauen ...
- 1 Mose - Genesis 18,20-33 (Abrahams Fürbitte)

- Liedmeditation:

"O daß ich tausend Zungen hätte
und einen tausendfachen Mund,
so stimmt' ich damit um die Wette
aus allertiefstem Herzensgrund
ein Loblied nach dem andern an
für das, was Gott an mir getan"
(J.Mentzer EG 330 - oder ein anderes Loblied)


- Te Deum (EG 191 - GL 706)


Gebet der Einfachheit:
Klemens Tilmann und Hedvig-Teresia von Peinen schlagen vor, sich beim Beten auf eines der folgenden Worte zu sammeln und dabei zu verweilen: "dich", "dir", "dein" oder "du" ("die vier kürzesten Gebete").

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