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zu biblischen Büchern
von Karin Johne |
Matthäus |
Zum Gebrauch biblischer Meditationsanregungen1. Die Worte dieser Meditationsanregungen sind aus der Meditation erwachsen und wollen zur eigenen Meditation hinführen.
2. Die Worte dieser Meditationsanregungen sind aus dem Gebet erwachsen und wollen zum persönlichen Gebet hinführen.Meditieren heißt: An einer Stelle verweilen. "Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das innere Schauen und Verkosten der Dinge" (Ignatius von Loyola).
Nie sollte ich mich verpflichtet fühlen, das ganze "Pensum" dessen, was für einen Text angeboten ist, zu schaffen, sondern ich sollte an der Stelle verweilen, die mich anspricht, wo in mir etwas mitzuschwingen beginnt. Dort sollte ich verweilen, in die Tiefe gehen, bis dieser Gedanke, dieses Bild ausgeschöpft ist.
Meditieren heißt: "Die Gedanken aus dem Kopf in das Herz führen" (alte Mönchsanweisung für das Beten).
Immer geht es darum, daß ich das, was ich meditiere, ganz tief in mich einlasse - in die Schicht der Bilder, in die Schicht der Gefühle und Emotionen, in das, was die Bibel "Herz" nennt.
Meditieren heißt: Von außen nach innen gehen, die Mitte finden, das Wesen der Dinge in den Blick bekommen und dabei die eigene Mitte finden:
"Mensch, werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall fort, das Wesen, das besteht" (A. Silesius).
Meditieren heißt: Auf die Grundthemen lauschen, die sich wie das Thema einer Bachíschen Fuge durch die Welt der Dinge und Ereignisse - durch die innere Welt des Menschen - und durch die Geheimnisse dessen, was uns Gott offenbart hat, hinziehen:
Einen "Weg" kann ich betreten - meinen Lebens"weg" kann ich anschauen - den "Weg" Gottes mit seinem Volk kann ich zum Inhalt meiner Anbetung werden lassen: Das gleiche Wort "Weg" auf drei verschiedenen Ebenen weist daraufhin, daß es da verborgene "Entsprechungen" gibt. Das Wort wird zum Symbol, das mir hilft, Wirklichkeiten dieser verschiedenen Ebenen miteinander ins Gespräch ("entsprechen"!) kommen zu lassen. Das geschieht in der Symbolmeditation. Eine Symbolmeditation ist hier häufig als Grundmeditation verwendet. Sinn der Grundmeditation ist es, mich an der Stelle innerlich zu öffnen, wo ich vielleicht für das Anliegen dieses Textes ansprechbar sein könnte. Sie wäre etwa vergleichbar mit dem Stimmen eines Instrumentes, ehe es im Orchester mitspielt. (Als Grundmeditation sind auch Metaphermeditationen vorgeschlagen, dort soll für eine unanschauliche Wirklichkeit ein Bild gesucht werden - oder eine Sprichwortmeditation, in der man bestimmte Erlebnisse daraufhin ablauscht, ob man aus ihnen Wahrheiten erkennen kann, die auch auf anderen Ebenen des Lebens Gültigkeit haben).
Meditieren heißt: Bereit sein, sich verwandeln zu lassen.
Beim Meditieren geht es darum, zu warten, was einem "einfällt", in mich hinein fällt, weil ich offen bin - was mir einfällt, kann aus der Erinnerung kommen an etwas, was ich gehört oder gelesen habe, es kann aus mir selbst kommen, und es kann hier Gottes leise Stimme vernehmbar werden. Gott hat einen Wandlungsprozeß mit mir vor - dem kann ich mich öffnen, aber auch verschließen.
3.
Die Worte dieser Meditationsanregungen sind aus dem Leben gewachsen und
möchten hinführen zu einem bewußten Leben in der Nachfolge
Jesu Christi.
Aus jedem Text kann man unendlich viel heraushöben - das ist abhängig vom Menschen, der ihn meditiert und auch von der Situation, in der man sich gerade befindet. Hier wird ein Stück unserer menschlichen Begrenztheit sichtbar. Das Bemühen, Texte von einem zentralen Bild oder Gedanken her zu "fassen", hat vielleicht den Vorteil einer gewissen Einheitlichkeit, sicher aber auch den Nachteil einer großen Einseitigkeit. Deshalb ist es um so wichtiger, daß das hier Gesagte immer das bleibt, was es sein soll: Ausgangspunkt für eigenes, persönliches Beten, Anregung zum Suchen des eigenen persönlichen Weges.